: Reimon Nischt
: Der Waffenmeister
: tolino media
: 9783754630914
: 1
: CHF 2.50
:
: Science Fiction
: German
: 114
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Was haben ein Waffenmeister während der Wikingerzeit und ein Kühlschrank in der Zukunft gemeinsam? Sie geben beide vor, etwas zu sein, was sie nicht sind. Der Waffenmeister ist ein Androide einer fremden Zivilisation, der in Menschengestalt das Leben der Wikinger begleitet und mit seinen Eingriffen, es gerechter zu machen, zwischen die Fronten gerät. Der Kühlschrank kann sprechen und besitzt die außergewöhnliche Fähigkeit Bücher so vorzulesen, daß die Zuhörer seinen Geschichten gebannt lauschen. Das erstaunt auch seinen Besitzer, der sich fragt, was es mit diesem Talent auf sich hat. Der Roman verwebt die beiden unterschiedlichen Geschichten auf spannende Weise.

Reimon Nischt absolvierte ein Ingenieurstudium und war danach als Konstrukteur, Kinomacher und freiberuflicher Fotograf tätig. Gegenwärtig arbeitet er als Softwareentwickler in einer mittelständischen Firma. Seit dem Jahr 2001 hat er das Schreiben für sich entdeckt.

1

 

Mit der aufgehenden Sonne kam die Insel in Sicht. Olav stand am Bug seines Schiffes und konnte den Blick nicht abwenden. Diese Insel war seine Heimat. Dort kannte er buchstäblich jeden Baum und Strauch und als Junge hätte er sich niemals träumen lassen, daß sie eines Tages für ihn zu eng werden könnte. Doch seit dem Erreichen des Mannesalters verspürte er ein nie zuvor gekanntes Fernweh. So war er vor mehr als einem Jahr mit einer Handvoll Männer aufgebrochen, unbekannte Meere zu befahren und fremde Länder zu entdecken. Nun ging ihre Reise zu Ende.

Sein Blick verschwamm durch die von Tränen benetzten Augen. Mit dem Handrücken wischte er sie trocken. Niemandem, der Olav mit seiner Axt eine Schneise durch gegnerische Mannen hatte schlagen sehen, wäre in den Sinn gekommen, ihn sentimental zu nennen. Doch der Anblick dieser Insel ließ alle Härte seines Wesens schwinden.

Inzwischen war die Insel so deutlich zu sehen, daß Olav Details ausmachen konnte. Er erkannte die Landzunge wieder, hinter der eine Bucht lag, die von einer aus Holz erbauten Burg beschützt wurde, die seinem Vater, dem Jarl der Insel, gehörte. Die Insel war, verglichen mit der Welt, die er gerade bereist hatte, winzig. Auch mit der BezeichnungJarlging man etwas zu großspurig um. Jarl nannte sich hier jeder, wenn ihm auch nur eine Bucht gehörte. Nach den Maßstäben der südlichen Länder wäre sein Vater nur ein kleiner Burgherr. Doch sein Reichtum verlieh ihm hier die Macht, die eines Fürsten würdig war. 

Der tiefe Ton eines Horns schallte von der Insel herüber. Die Wachtposten hatten das Schiff entdeckt und verkündeten ihre Ankunft. Als sie in die Bucht einfuhren, schien es Olav, daß alle Inselbewohner am Ufer versammelt waren, um die kleine Schar von Abenteurern willkommen zu heißen. Unter den Anwesenden erblickte er seinen Vater, der, zusammen mit Vagar, dem Waffenmeister, und seinem Bruder Sigvald, in vorderster Reihe stand.

Olav durchsuchte die Menge nach einem bestimmten Gesicht. Schließlich fand er Gunnel, die Tochter des Schmieds, in der hintersten Reihe stehen. Er suchte ihren Blick und nachdem sie sich für wenige Sekunden in die Augen gesehen hatten, nickte sie ihm zu und ging davon. Olav war über ihren Weggang erstaunt und konnte sich keinen Reim darauf machen. Sollte sie nach über einem Jahr immer noch schmollen, daß er sich für das Abenteuer der Ferne und gegen die Enge der Heimat entschieden hatte? Gunnel mußte doch einsehen, daß er die Welt zu erkunden hatte, bevor er sich auf der Insel niederlassen konnte. Seine Entscheidung war nicht gegen sie gerichtet gewesen.

Seine Leute warfen Taue an Land und nachdem das Schiff festgemacht hatte, sprang Olav von Bord. Sein Vater kam auf ihn zu, reichte ihm die Hand und nahm ihn in die Arme. Anschließend drückte Sigvald ihn fest an seine Brust und schlug ihm so hart auf die Schultern, das Olav sich wünschte, eine von den eisernen Rüstungen zu tragen, wie es bei den Rittern im Süden Sitte war. Doch für ei