: Markus Heitz
: Die Vergessenen Schriften 7 Die Legenden der Albae
: Piper Verlag
: 9783492962476
: Die Vergessenen Schriften
: 1
: CHF 0.80
:
: Fantasy
: German
: 28
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
SPIEGEL-Bestsellerautor Markus Heitz führt alle Fans der Albae in neue Abenteuer und enthüllt die Geschichten, die in den Romanen noch nicht erzählt wurden - Geheimnisse werden gelüftet, Schicksale geklärt und von legendären, vergessenen Taten der dunklen Geschöpfe berichtet.

Markus Heitz, geboren 1971, studierte Germanistik und Geschichte. Mit »Ulldart« begann der Saarländer seine einzigartige Karriere. Seine Romane um »Die Zwerge« wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und standen wochenlang auf den Bestsellerlisten. Mit »Die Legenden der Albae« führte Markus Heitz alle Fans in die Welt der Dunkelelfen. Dazu kamen viele weitere erfolgreiche Werke auf den Gebieten der Fantasy und Science Fiction sowie Thriller. Er gewann bereits elf Mal den Deutschen Phantastik Preis.

Tark Draan (Geborgenes Land), Weyurn, 4392. Teil der Unendlichkeit (5204. Sonnenzyklus), Sommer

Carmondai und sein Begleiter Nimòras ritten gemächlich nebeneinander auf Barbarenpferden und trugen weite Gewänderüber ihren Harnischen, um die Rüstungen zu verbergen; leise knirschten die Sattel, die Metallringe der Trensen klirrten melodisch im Takt der Schritte.

Der Schimmel und der Fuchs waren gemütliche Kreaturen, dazu nicht besonders schnell. Doch sie genügten, um sich kräftesparend und unerkannt durch Tark Draan zu bewegen, was mit Nachtmahren gewiss nicht gelungen wäre.

Kniehohes, saftiges Gras umspielte die Beine der Tiere, die eben durch ein breites, geschwungenes Tal schritten. An den sonnenbeschienenen Hängen waren Weinstöcke in langen Linien angebaut, deren grüne Blätter leuchteten. Schwalben jagten am Himmel entlang, das Zirpen von Insekten und Vogelgesang begleitetete sie.

Wie friedlich es in Tark Draan sein kann. Ein wunderschöner Sommertag. Das verspricht eine noch schönere Nacht. Carmondai hatte eine grobe Karte auf dem Sattel liegen und prüfte ihren Aufenthaltsort anhand markanter Punkte, wie der Bergnadel, die sich zu ihrer Rechten erhob.Der Leuchtturm von Kelaïn. Wir sind richtig.

»Unglaublich, wie laut das Reitgeschirr der Barbaren ist. Man könnte uns nachts auf zwei Meilen hören«, murrte Nimòras und sah ungeduldig wie ein Kind zum blauen Himmel hinauf.»Wird es noch lange dauern?«

»Woher soll ich das wissen? Ich war noch nicht hier«, gab Carmondai amüsiert zurück.»Aber das da vorne könnte sprichwörtlich ein Lichtblick sein: der Leuchtturm der Stadt Kelaïn. Gegen Mittag werden wir dort sein und in der Nähe warten, bis die Sonne versunken ist.«

Der schwarzhaarige Nimòras nickte und zog die Geschwindigkeit seines Schimmels an; die Tiere verfielen in Trab.

Unbemerkt an den Verteidigungslinien der Heereshaufen aus Tark Draan vorbeizugelangen wurde immer schwieriger und für größere Gruppen unmöglich. Nur mit rabiater Gewalt gelangten Kontingente durch die Sperrriegel der Verteidiger, die aus rasch erschaffenen Steinwällen und Türmen sowie magischem Stützwerk erbaut waren.

Den Trollen war es vor geraumer Zeit gelungen, sich festzusetzen, gleich in zwei Königreichen der Barbaren, aber Carmondai nahm an, dass es nicht mehr lange dauerte, bis die Verteidiger ein Mittel gegen die riesigen Scheusale fanden.

Nachdem Carmondai und Nimòras tief nach Südwesten vorgedrungen waren, schlug ihnen weniger Misstrauen entgegen, solange sie nach Einbruch der Dunkelheit auf Einheimische stießen. Man hielt sie für Elben, und das ließen sich die beiden ausnahmsweise gefallen, weil es weniger Umstände bedeutete. Carmondai stand nicht der Sinn danach, sich unentwegt durch die Reihen einfacher Bauern zu schlachten, nur weil sie sie als Albae erkannt hatten. Er war nicht unterwegs, um zu töten, betrachtete es auch nicht als seine Aufgabe.

Seinen Begleiter hatte er mitgenommen, falls die Lage dennoch ein zweites Paar Hände und eine geschickte Klinge erforderte.

Der Wind drehte urplötzlich, wurde kühler und veränderte seinen Geruch.

»Ich… rieche das Meer!«, rief Nimòras aufgeregt und blickte den wesentlichälteren Carmondai an.»Oder täusche ich mich?«

»Reite und sieh nach«, schlug er vor und musste lachen, als der Alb daraufhin lospreschte.Als hätte er niemals in seinem Leben zuvor Wasser gesehen.

Dann wurde sich Carmondai bewusst, dass es sich durchaus so verhielt: Die wenigsten Albae kannten die unglaublichen, schier endlosen Wassermassen eines Meeres oder eines gewaltigen Sees.

Jedes Kind hatte natürlich den Wassergraben zur Grenzsicherung von Dsôn Faïmon besucht und ihn mit einem Boot befahren, aber das Ufer blieb immer in Sichtweite. Er gehörte zu den wenigen Auserwählten, die wussten, was das Wort Meer bedeutete.

Kein Vergleich oder Ersatz zu den Weiten. Genau deswegen hatte er sich das Ziel ausgesucht, um sich an alte Zeiten zu erinnern und der Sehnsucht nach Wellen und Wogen nachzugeben.»Weyurn«, sagte er langsam und ließ den Klang wirken.»Das Land auf dem Meer.«

Carmondai hatte vernommen, die Bewohner hätten Pfahlbauten errichtet und künstliche Inseln angelegt, die auf dem Wasser trieben. Felder, Dörfer, Städte, beinahe alles sei auf diese Weise entstanden, was die Barbaren benötigten. Dem Land haftete etwas Märchenhaftes an, weil sich die Städte gelegentlich neue Liegeplätze suchten.Es muss ein grandioser Anblick sein, wenn eine ganze Siedlung durch den Morgennebel zieht und plötzlich mit Türmen und Festungen vor einem aufragt.

Und es war gleichzeitig der beste Schutz vor Scheusalen, den man sich in Zeiten wie diesen wünschen konnte. Das wenige Festland gehörte der Königin, die dort ihre Residenzen und Burgen zur Verteidigung errichten ließ.

Als er von Weyurn hörte, stand für Carmondai fest: Dasmusste er mit eigenen Augen sehen, um davon zu berichten, zu schreiben und zu zeichnen. In Dsôn Balsur wurde er gerade nicht benötigt, die Baumeister hatten genug zu tun