: Svea Lenz
: Die Stewardessen. Bis zum Horizont Roman
: Goldmann
: 9783641269050
: Die Stewardessen-Serie
: 1
: CHF 8.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 512
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Margot Frei hat die halbe Welt bereist. Jetzt greift sie nach den Sternen ...
Hamburg 1957.Als Stewardess hat Margot Frei die halbe Welt bereist, doch ihre Familie missbilligt dieses unabhängige Leben zutiefst. Die Lufthansa wiederum legt großen Wert darauf, dass alle Flugbegleiterinnen ungebunden bleiben, und spätestens mit der Eheschließung endet jede Karriere. Als für Margot alles auf dem Spiel steht, bekommt sie die einmalige Chance, für die legendäre Fluggesellschaft Pan Am zu arbeiten. Doch auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist nicht alles Gold, was glänzt. Margot steht vor einer schweren Entscheidung: Ist sie bereit, alles hinter sich zu lassen - auch den Piloten, an dem ihr Herz noch immer hängt?

Svea Lenz ist ein Pseudonym der erfolgreichen Autorin Nicole C. Vosseler, die ihre Leser*innen gerne in fremde Welten und vergangene Zeiten entführt. Sie hat Literaturwissenschaften und Psychologie studiert und lebt am Bodensee. Wenn sie nicht gerade an einem ihrer Romane arbeitet, reist sie am liebsten mit der Kamera um die Welt.

1

Sag, wie heißt du, süße Kleine

Wie auf Schienen glitt die Super-Constellation mit dröhnenden Motoren über den Nachthimmel. Die Passagiere waren verköstigt und hatten es sich mit einem Schlummertrunk und Lesestoff gemütlich gemacht oder versuchten, in der abgedunkelten Kabine die Zeit bis zum Frühstück zu verschlafen. In der Pantry dagegen brannten noch alle Lichter.

»So habe ich mir das während der Ausbildung nicht vorgestellt«, jammerte Bärbel.

Zermatschte Kartoffeln hafteten an ihren von Fett und Bratensoße verschmierten Fingern, während sie einen aufgeweichten Klumpen aus Papierservietten gründlich auseinandernahm und dann mit angewiderter Miene in den bereitstehenden Eimer warf.

Margot lachte. »Nimm’s als Lehrstunde! Noch mal passiert dir das garantiert nicht.«

Anstatt nach der Hälfte ihrer gut zwanzigstündigen Schicht zwischen New York und Hamburg selbst endlich etwas zu essen oder ein Nickerchen zu machen, knieten die beiden Stewardessen auf dem Boden der Pantry und wühlten mit hochgekrempelten Blusenärmeln im Abfall.

»Das ist so eklig!« Schaudernd ließ Bärbel eine Papiertüte mit Erbrochenem in den Eimer fallen; über Neufundland waren die Flüge immer holprig.

»Deshalb sollst du die Tüten am oberen Ende fest zusammenfalten«, erklärte Margot.

»Da geht er hin«, spöttelte Hartmut Schwertfeger, »der strahlende Glanz der Stewardessen.«

»Vorsicht, Hacki!«, erwiderte Margot. »Sonst schnappe ich mir in einem unbeobachteten Moment den Salzstreuer und leere ihn in deine Suppe.«

Der Koch lachte und zündete sich eine Zigarette an.

Ein paar ausgetrunkene Gläser in der Hand, trat Felix Jungblut durch den Vorhang. »Was macht ihr denn da?«, fragte er verwundert.

»Mrs Miller auf Platz 10A hat ihre Zahnprothese auf dem Tablett liegen lassen«, antwortete Margot. »Sie hat es erst bemerkt, als Bärbel schon längst abgeräumt hatte.«

»Hast du beim Abtragen nicht genau hingeschaut?«, hakte Felix nach.

»Was glaubst du wohl?«, fuhr Bärbel ihn an, eine verlegene Röte auf dem mädchenhaft zarten Gesicht.

Felix grinste und nahm den gefüllten Teller entgegen, den Hacki ihm reichte. »Denn mal Prost Mahlzeit.«

Er hatte kaum den ersten Bissen im Mund, als das Greinen eines Säuglings aus der Kabine drang. Seufzend legte Felix das Besteck weg und begann, mit Milchpulver und Schnullerflasche zu hantieren.

»Lass das lieber Ruth machen«, sagte Margot, während sie und Bärbel weiter den Müll durchforsteten. »Mrs Todd ist eine dieser furchtbar nervösen Mütter. Die traut dir das sicher nicht zu, dass du dich genauso gut um ihren Goldschatz kümmern kannst wie wir Mädels.«

»Wo bleibt da die Gleichberechtigung?«, protestierte Felix, während er das Fläschchen in heißem Wasser aufwärmte. Das semmelblonde Haar akkurat gescheitelt, sah er in seiner Uniform auch mit Mitte zwanzig noch aus wie ein Schuljunge. »Wo steckt Ruth überhaupt?«, fragte er.

Margot antwortete nicht. Zwischen Essen