: Andrea Stewart
: Der Knochensplitterpalast Der Kaiser
: Penhaligon
: 9783641270391
: Drowning Empire
: 1
: CHF 8.00
:
: Fantasy
: German
: 672
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Fortsetzung des großen High Fantasy-Epos um die Heldin Lin, die das Phönixreich vor den schaurigen Monstern ihres Vaters retten muss.
Der Kaiser ist tot.

Endlich sitzt Lin auf dem hart erkämpften Thron, aber die Wunden der tyrannischen Herrschaft ihres Vaters sind tief und müssen heilen - bei den Untertanen sowie bei seiner Tochter. Im Nordosten des Phönixreiches sammelt sich währenddessen eine Rebellenarmee von Knochensplitter-Konstrukten, deren Anführer entschlossen ist, den Thron mit Gewalt zu erobern.

Lins einzige Hoffnung auf Hilfe sind die mächtigen Magier aus den Legenden, die Alanga, die ins Reich zurückgekehrt sind. Gemeinsam mit ihnen wäre sie stark genug, die Gegner zu besiegen. Doch kann Lin ihnen trauen?

Band 2 der fesselnden High Fantasy-Reihe, in der eine starke Frau über Sieg oder Niederlage eines Reiches entscheiden muss.

Alle Bände der Reihe:
1. Der Knochensplitterpalast - Die Tochter
2. Der Knochensplitterpalast - Der Kaiser
3. Der Knochensplitterpalast - Der Krieg

Andrea Stewart ist die Tochter von Einwanderern und wuchs an verschiedenen Orten in den Vereinigten Staaten auf. Ihre Eltern legten großen Wert auf Wissenschaft und Bildung, so dass sie ihre Kindheit mit Star Trek und alten Büchern aus der Bibliothek verbrachte. Als ihr (zugegebenermaßen ehrgeiziger) Traum, eine Drachentöterin zu werden, nicht in Erfüllung ging, wandte sie sich stattdessen dem Schreiben von Büchern zu. Heute lebt sie im sonnigen Kalifornien, wo sie nicht nur schreibt, sondern auch Katzen hütet, Vögel beobachtet und sich in jedes Abenteuer stürzt, das ihr in den Weg kommt.

Kapitel 1


Lin


Kaiserinsel


Ich hatte geglaubt, ich könnte die Probleme im Kaiserreich wieder in Ordnung bringen, wenn mir nur die Mittel dazu zur Verfügung stünden. Doch es war, als versuchte ich, das Unkraut in einem verwilderten Garten zu jäten. Für jede Pflanze, die ich ausriss, wuchsen sogleich zwei neue nach. Aber für meinen Vater war es ja ganz typisch, dass er mir keine leichte Aufgabe hinterlassen hatte.

Ich hielt mich an den Keramikdachziegeln fest und schenkte Thrana, die leise unter mir winselte, keinerlei Beachtung. In einem Kaiserpalast gab es nur wenig Privatsphäre. Mein Vater war jederzeit unbehelligt durch die Gänge geschlendert. Wahrscheinlich, weil er sich mit mehr Konstrukten als Dienern umgeben hatte. Und die Diener, die er beschäftigte, hatten schreckliche Angst vor ihm gehabt. Ich wollte eine andere Art Kaiser sein. Dennoch hatte ich nicht damit gerechnet, durch meinen eigenen Palast schleichen zu müssen.

Mit einem Ärmel wischte ich den Regen von einer Kachel und zog mich zum First hinauf. Es kam mir vor, als wäre ich in einem anderen Leben zum letzten Mal hier heraufgeklettert. Tatsächlich war es zwar nur wenige Monate her, doch ich merkte meinen Muskeln die mangelnde Übung an. Ich hatte mich um verschiedene administrative Aufgaben kümmern müssen: Diener, Wächter und Arbeiter einstellen, die Gebäude des Palasts reparieren und säubern, einige der Aufgaben meines Vaters wiederaufnehmen, andere beenden …

Dabei wurde ich ständig von Leuten beobachtet, die sich fragten, was ich tun würde, und aus mir schlau zu werden versuchten.

Irgendwo unter mir ging Jovis, der Hauptmann meiner kaiserlichen Garde, mit seinem Tier, Mephi, neben sich im Korridor vor meiner Unterkunft auf und ab. Er hatte darauf bestanden, diese Aufgabe selbst zu übernehmen, und legte sich nur dann schlafen, wenn ihn ein anderer Wächter ablöste. Bei dem Gedanken daran, dass Tag und Nacht jemand vor meiner Tür postiert war, stellten sich mir die Nackenhaare auf. Er wollte zu jeder Zeit wissen, wo ich mich befand und was ich tat. Und wie hätte ich ihm das verübeln sollen, da ich doch selbst meine Sicherheit in seine Hände gelegt hatte? Ohne guten Grund konnte ich ihm und seinen Wächtern nicht befehlen, mich in Frieden zu lassen. Mein Vater hatte als schlecht gelaunt, exzentrisch und einsiedlerisch gegolten. Wie sollte ich unter diesen Umständen einen Befehl erteilen, ohne genauso zu wirken?

Ein Kaiser war seinem Volk verpflichtet.

Ich blieb einen Augenblick lang auf dem Dachfirst sitzen und sog die feuchte Meeresluft ein. Meine Haare klebten mir schweißnass im Genick. Ein paar der Zimmer, die ich nach dem Tod meines Vaters entdeckt hatte, waren ohne erkennbaren Grund abgesperrt gewesen. Eines war mit Bildern gefüllt, ein anderes mit lauter Nippes – Geschenke von anderen Inseln. Ich hatte die Diener angewiesen, sie zu säubern und zu sortieren, um sie in den frisch renovierten Gebäuden ausstellen zu können.

Es gab jedoch auch andere Räume, die ich vor neugierigen Blicken schützen wollte. Schließlich kannte ich noch immer nicht alle Geheimnisse, die hinter ihren Türen verborgen waren, und wusste auch nicht, was die Dinge, die ich in ihnen entdeckt hatte, bedeuteten. Außerdem hatte ich selbst Geheimnisse.

So war ich gar nicht die Tochter meines Vaters, sondern ein künstliches in den Höhlen unter dem Palast gezüchtetes Geschöpf. Falls irgendwer dahinterkam, wäre mein Leben verwirkt. Es gab ohnehin schon genug Unzufriedenheit mit der Sukai-Dynastie. Eine Betrügerin würde das Volk des Phönixreichs auf keinen Fall dulden.

Unten im Hof patrouillierten zwei Wächter. Keiner der beiden blickte z