: Jörg Maurer
: Bei Föhn brummt selbst dem Tod der Schädel Alpenkrimi
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104911649
: Kommissar Jennerwein ermittelt
: 1
: CHF 9.00
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 416
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Als Täter bist du besser flüchtig: Kommissar Jennerweins verblüffendster Fall - der vierzehnte Alpenkrimi von Nr.1-Bestseller-Autor Jörg Maurer. Zwischen Tannen, Totholz und Touristenströmen liegt der tote Industrielle Jakob Drittenbass. Herzinfarkt beim Wandern oder Mord? Reifenabdrücke im moosigen Erdboden und verdächtige Finanzflüsse im Netz führen Kommissar Jennerwein und sein Team rasch auf die Spur des Täters. Doch dann gerät Jennerwein in Schwierigkeiten, die er sich in seinen wildesten Albträumen nicht hatte vorstellen können - unversehens steht er unter Mordverdacht. Ohne die Hilfe seines Teams, sogar gegen Hölleisen, Schmalfuß und Co., muss er in eigener Sache ermitteln. Und der mysteriöse Briefträger Leonhard Pelikan ist ihm immer bedrohlich dicht auf den Fersen. Einen solchen Fall hat Jennerwein noch nie erlebt.

Jörg Maurer liebt es, seine Leserinnen und Leser zu überraschen. Er führt sie auf anspielungsreiche Entdeckungsreisen und verstößt dabei genussvoll gegen die üblichen erzählerischen Regeln. In seinen Romanen machen hintergründiger Witz und unerwartete Wendungen die Musik zur Spannungshandlung. All dies hat Jörg Maurer auch schon auf der Bühne unter Beweis gestellt. Als Kabarettist feierte er mit seinen musikalisch-parodistischen Programmen große Erfolge und wurde dafür mehrfach ausgezeichnet, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Seine inzwischen fünfzehn Jennerwein-Romane sind allesamt Bestseller. Sein Roman »Shorty« war ebenfalls erfolgreich. Jörg Maurer lebt zwischen Buchdeckeln, auf Kinositzen und in Theaterrängen, überwiegend in Süddeutschland.

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Die12 klassischen Aufgaben des altgriechischen Halbgottes Herakles (auf gut altrömisch: Herkules) sind hinlänglich bekannt: die Rinderställe des Augias ausmisten, den kretischen Stier einfangen, menschenfressende Rosse zähmen usw. Wir haben nun Personen der Zeitgeschichte befragt, welche weiteren Aufgaben sie sich für den altgriechischen Halbgott und Muskelprotz vorstellen könnten. Ihre Antworten sollen die Kapitel dieses Buches einleiten.

»Wenn nur alle unsere Fälle so schnell und leicht zu lösen wären!«, seufzte Polizeiobermeister Franz Hölleisen.

Demonstrativ klappte er eine Mappe zu, auf der in GroßbuchstabenFALL DRITTENBASS zu lesen war. Alle, die um den Besprechungstisch saßen, murmelten zustimmend. Solch ein unkomplizierter Kriminalfall, der innerhalb weniger Tage so gut wie aufgeklärt werden konnte, war in der Tat noch keinem von ihnen vorgekommen. Zum endgültigen Abschluss fehlten nur noch ein paar Protokolle, Unterschriften, B-Proben und Zweitgutachten. Die Spurenlage war üppig gewesen, das Motiv hatte von Anfang an in eine bestimmte Richtung gewiesen, fast zu einfach, zu gradlinig, zu simpel für das vielgerühmte Team. Allein mit der gusseisernen Indizienkette im Fall Drittenbass hätte man Prometheus am Kaukasus festschmieden können. Überdies war der Verdächtige ein blutiger Anfänger gewesen, er hatte ihnen den Gefallen getan, so viele brauchbare Spuren am Tatort zu hinterlassen, dass er einem schon fast wieder leidtun konnte.

 

Es war Nachmittag, das Team saß um den ovalen Besprechungstisch und jeder war darin vertieft, Papiere in die richtige Reihenfolge zu bringen oder seine Finger flink über die Notebooktasten huschen zu lassen, worin sich besonders Nicole Schwattke und Hansjochen Becker hervortaten. Der einzige Schönheitsfehler am Fall Drittenbass war das verschwundene Geld, das der Täter höchstwahrscheinlich in dunkle Kanäle geleitet hatte. Er saß schon in Untersuchungshaft und schwieg dazu beharrlich, aber es war wohl lediglich eine Frage der Zeit, bis sie herausgefunden hatten, wo die stattliche Summe abgeblieben war.

»Ich geh mal ein paar Schritte«, sagte Kriminalhauptkommissar Hubertus Jennerwein, stand auf und warf sich sein altbekanntes hellbraunes Tweed-Sakko über. »Lassen Sie mich ein wenig alleine darüber nachdenken.«

Man hörte ihn noch den Korridor entlangschreiten, dann fiel die schwere Eingangstür des Polizeireviers ins Schloss, und weg war er. Maria Schmalfuß, die Polizeipsychologin, starrte gedankenverloren auf Jennerweins Sitzstuhl, den er beim Aufstehen nur flüchtig zurückgestoßen und anschließend nicht wieder an den Tisch gerückt hatte. Das war ein kleines bisschen untypisch für Hubertus, dachte Maria und schüttete drei Päckchen Zucker in ihren Kaffee. Alle aus dem Team wandten sich wieder ihren Unterlagen zu. Hölleisen, der wackere Polizeiobermeister, Kommissarin Nicole Schwattke, Maria Schmalfuß, schließlich noch die Gerichtsmedizinerin Verena Vitzthum und der Spurensicherer Hansjochen Becker.

 

Nicole warf einen Blick auf die Wanduhr.

»Wollte nicht der Jogger zum Unterschreiben seiner Zeugenaussage vorbeikommen?«

Urs Leber, der die Leiche des Opfers gefunden hatte, hatte den Termin schon zweimal kurzfristig und ohne triftigen Grund abgesagt. Jennerwein hatte die Erstbefragung mit ihm durchgeführt, Hölleisen die Audioaufzeichnung abgetippt. Es fehlte nur noch eine Joggerunterschrift.

»Er wollte schon vor einer halben Stunde da sein«, sagte Nicole leicht verärgert. »Wenn er uns wieder versetzt, dann kann er was erleben. Dann werd ich ungemütlich.« Über ihr Gesicht huschte ein stahlharter Zug, der gar nicht so recht zu ihren sympathischen Lachfältchen passen wollte. D