: Heike Koschyk
: Hildegard von Bingen. Ein Leben im Licht Biographie
: Aufbau Verlag
: 9783841204653
: 2
: CHF 6.40
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 229
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Die Visionärin.

Hi degard von Bingen (1098-1179) war eine der faszinierendsten Persönlichkeiten ihrer Zeit. Sie gründete nicht nur ihr eigenes Nonnenkloster, sondern verfasste viel beachtete Werke über Religion, Medizin, Musik und Kosmologie. Noch immer wird Hildegard wie eine Heilige verehrt, ihr Wissen und ihre Visionen finden großen Anklang. Heike Koschyk, Romanautorin und praktizierende Heilpraktikerin, zeichnet Hildegards Leben nach und erklärt, warum die Visionärin nichts von ihrer Bedeutung verloren hat.

Die große Biographie - klug recherchiert und anschaulich geschrieben.



Heike Koschyk wurde 1967 in New York geboren und wuchs in Hamburg und Travemünde auf. Bevor sie zu schreiben begann, arbeitete sie als Heilpraktikerin in ihrer eigenen Praxis. Sie veröffentlichte Krimis, historische Romane sowie Biografien. Ihr aktueller Roman 'Die Alchemie der Nacht' ist bei Rütten& Loening erschienen. 2008 wurde Heike Koschyk mit dem Agatha-Christie-Krimipreis ausgezeichnet. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Hamburg. Weitere Informationen unter www.heike-koschyk.de.

1. Kapitel
Hildegards Kindheit und Lehrjahre


Hildegard wird im Jahre 1098 geboren – in eine Zeit des Umbruchs, in der das Christentum gespalten ist und ein erbitterter Streit zwischen kirchlicher und weltlicher Macht um die Oberhoheit im Reich herrscht.

Sie ist das zehnte Kind der Adeligen Hildebert und Mechthild von Bermersheim. Der Gutshof der von Bermersheim liegt zwischen Weinbergen und ertragreich bewirtschafteten Feldern in der Nähe von Alzey im rheinfränkischen Land zwischen Rhein, Mosel und Maas.

Das Leben der Adeligen dieser Zeit ist angenehm. Auf dem elterlichen Herrenhof gibt es eine Amme, Mägde und Knechte, Stallburschen und Köche. Die Bauern, die das Land der von Bermersheim bewirtschaften, liefern von ihren Erträgen Abgaben an den Gutsherren. Getreide, Obst und Gemüse, Wolle, Flachs und Hanf, Wein und Bier, Honig, Fleisch und Fisch. Der Großfamilie geht es gut, sie ist mit äußeren Gütern reich gesegnet.

Hildegard wächst mit Kühen und Pferden auf und lernt wie ihre Geschwister reiten. Sie erlebt den Wechsel der Jahreszeiten, den beständigen Rhythmus der Natur, den festen Halt von Feiertagen und Ritualen, zu denen der sonntägliche Kirchgang gehört.

Außerhalb der »familia«, der Hausgemeinschaft, die auch die Bediensteten des Hofes mit einschließt, ist das Leben härter. Der warme Kamin im Winter, das regelmäßige Bad, ein fester Platz für den Abort ist ein nur wenigen zugänglicher Luxus. Mangelnde Hygiene und ständige Hungersnot sind Nährboden vieler Seuchen, die sich dort ausbreiten, wo Menschen zusammenleben. Typhus, Pocken, Cholera, Tuberkulose, Ruhr und andere Erkrankungen enden meist tödlich. Wer sie übersteht, stirbt vielleicht durch wilde Tiere, die in Wäldern, Buschland und Mooren lauern, durch Fehden oder infolge des Unwesens zahlloser Räuber.

Unheilbare Krankheiten sind an der Tagesordnung: Lähmungen, Blindheit, Epilepsie und vielerlei andere schwere Gebrechen. Besonders schlimm trifft es die Leprakranken, deren Körper unansehnlich verstümmelt sind. Es sind Aussätzige, denn diese Erkrankung ist ansteckend, man stirbt ganz langsam, nach qualvollen Jahren.

Die Menschen fühlen sich als Spielball des Schicksals, ausgeliefert einem strafenden Gott oder gar dem Teufel. Machtlos gegen Hunger, Kälte und Krankheit oder die unberechenbaren Stimmungen anderer Menschen. Der Kampf um die Existenz, manchmal auch nur um ein Stück Brot, beherrscht das Leben in den immer größer werdenden städtischen Siedlungen, wo die neue Freiheit abseits der Leibeigenschaft so manchen das Leben kostet.

Auch auf Gut Bermersheim bleibt die Schattenseite des Lebens nicht verborgen, aber sie dringt nicht bis zu den Bewohnern vor. Und so bleibt Hildegard der alltägliche Kampf ums nackte Überleben im behüteten Umfeld der gut versorgten Großfa