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Welch Ironie, dass die Dinge, die man am wenigsten gebrauchen kann, immer den Weg zu einem finden …
Mason
»Du? Hier?«, fragt Andie mit allwissendem Blick und diesem fiesen Unterton, den sie mittlerweile nahezu perfekt beherrscht, während ich an den ersten Gästen vorbei auf die Bar zugehe. Seit ich sie im Club erwischt habe, weil sie keine Bleibe fand und das Lager als Übernachtungsmöglichkeit nutzte, ist sie mutiger geworden. Irgendwie befreiter. Cooper hat wohl seinen Teil dazu beigetragen. Die beiden ergänzen sich, ohne einander einzuengen – und sind richtige Plaudertaschen geworden, zumindest im Vergleich zu der Zeit vor ihrer Beziehung. Wer hätte das am Anfang gedacht?
Unwillkürlich grinse ich, wobei Andie mich beim Schrubben des Tresens nicht aus den Augen lässt.
»Klingt so, als seist du überrascht.« Ich lasse mich auf einen der Barhocker gleiten und beobachte sie, wie sie ihre Brille zurechtrückt. Jetzt lächelt sie erheitert.
»Mein Fehler«, gibt sie zu. »Hatte vergessen, dass ich dir erzählt habe, dass June heute herkommt.«
Ich beuge mich vor. »Und weil ich so ein toller Boss bin, hast du deshalb nur eine kurze Schicht, obwohl Freitag ist.«
»Oh, Mase, du gütigster aller Chefs!«, erwidert sie theatralisch, und dabei fliegt ihr der Putzlappen aus der Hand und verfehlt nur knapp Jacks Kopf. Der ist so vertieft in eine Bestellung, dass er es zum Glück nicht bemerkt.
Wir lachen beide auf, und sie schüttelt amüsiert den Kopf, bevor sie den Lappen einsammelt.
»Im Ernst«, beginnt sie wieder, lässt das Putzen sein und schiebt mir eine Flasche meines liebsten Root Beers rüber, »was ist los?«
»Du musst kündigen und ausziehen. Du kennst mich schon viel zu gut«, brumme ich, bevor ich einen Schluck nehme. June ist los, doch das weiß Andie längst. Inzwischen bin ich überzeugt davon, dass es jeder weiß. Ich bin June und ihrem frechen Mundwerk, ihrem Temperament und ihrer Intelligenz verfallen. Obwohlerlegen es fast besser trifft.
Ich liebe es, dass sie mich neckt und nicht zurückweicht. Dass ihr mein Familienname und die Tatsache, dass ich der Besitzer dieses Clubs bin, so egal sind wie der Inhalt meines Portemonnaies oder der Stand meines Kontos. Ich will ihr imponieren, weil mein Besitz es eben nicht tut. Und weil ich sie wirklich mag. »Nur das Übliche.«
»Ach so. Na ja, das Übliche betritt gerade die Tanzfläche«, flüstert sie mir zu.
Shit. In mir zieht sich alles zusammen. Ich hatte bis vor wenigen Augenblicken die Hoffnung gehegt, es würde vorbeigehen, hatte darauf vertraut … keine Ahnung! Dass ich das in den Griff kriege? Dass ich mit der Zeit weniger an sie denke und nicht wie ein liebeskranker Teenie durchdrehe, wenn man ihren Namen sagt? Aber es wurde nur schlimmer.
Andie reckt das Kinn und zeigt mit dem Finger auf sie. »Du bist zu spät! Wie kann man fast zwei Stunden