: Magda Trott
: Künstlers Liebe
: Books on Demand
: 9783756209866
: 1
: CHF 2.60
:
: Hauptwerk vor 1945
: German
: 198
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Im Sonnenglast lag das schmucke Landhäuschen des Professors Dr. Lambert. Auf der Terrasse tanzten die Strahlen der Mittagssonne, lugten in die blitzenden Fenster hinein, hüpften weiter und immer weiter, strichen über den wohlgepflegten Garten hin und spiegelten sich endlich in dem kleinen Teich wider, der inmitten prächtiger Anlagen schimmerte. Blühen und Duften überall! Veilchenbeete, die von Krokus und Hyazinthen eingesäumt wurden und einen farbenprächtigen Strauß zu bilden schienen, und dann die Schneepracht der Bäume! Maienzauber! Und dazu der Sonnentag. Es schien, als herrsche auf diesem Stückchen Erde eitel Lust und Freude. Jetzt ein klingendes Lachen. Auf die Terrasse traten zwei Menschenkinder, die sich umschlungen hielten. Es war, als ob ein leises Rauschen durch die prangenden Bäume ginge, als ob sie ihre Äste besonders streckten, um diese beiden glücklichen Menschenkinder genauer zu sehen, die in wenigen Tagen für immer vereint werden sollten."Ist's nicht, Udo, als habe sich in diesem Jahre die Natur besonders prächtig geschmückt, ist's nicht wie eine gute Vorbedeutung für unser künftiges Leben, daß wir überall Licht und Sonne sehen?" Das Mädchen, das diese Worte gesprochen hatte, hob die schönen blauen Augen zu dem stattlichen Manne empor. Der legte den Arm noch ein wenig fester um die Schultern Sigundes und schaute strahlend auf sie nieder."In wenigen Tagen bist du ganz mein." Sie lachte ihn glückselig an."Maienwunder über Maienwunder. Udo - weißt du, was ich möchte? Mein Brautkleid schon heute anziehen. Dann möchte ich durch den Garten laufen, an jedem Baume rütteln und schütteln, daß die Blüten auf mich herniederregnen.""W rum das, Sigunde?""Ach Udo - ich weiß es selbst nicht. Aber in mir ist soviel jauchzende Freude! Heute ist Donnerstag, noch zwei Tage!""Jawohl, meine Sigunde - noch zwei Tage! - Am Sonnabend führe ich dich aus dem Elternhause fort. Ein neues Leben beginnt dann für dich. Vielleicht ein ernsteres Leben, Sigunde. Pflichten treten von nun an an dich heran! Mir ist es manchmal, als dürfte ich dir diese neuen Pflichten nicht auferlegen. Du selbst bist wie der lachende Lenz; deine Eltern hielten jede Sorge, jeden Kummer von dir fern. Ich kann es mir kaum denken, daß in die Blauaugen jemals eine Träne des Leides trat. Und nun ...""Höre auf, Udo - du willst doch nicht etwa sagen, daß die Ehe Tränen mit sich bringt?""Pflichten, liebe Sigunde, mitunter schwere Pflichten." Sie hielt ihm lachend den Mund zu."Sprich nicht ...

Magda Trott lebte von 1880 bis 1945 und war eine deutsche Schriftstellerin.

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Im Sonnenglast lag das schmucke Landhäuschen des Professors Dr. Lambert. Auf der Terrasse tanzten die Strahlen der Mittagssonne, lugten in die blitzenden Fenster hinein, hüpften weiter und immer weiter, strichen über den wohlgepflegten Garten hin und spiegelten sich endlich in dem kleinen Teich wider, der inmitten prächtiger Anlagen schimmerte.

Blühen und Duften überall! Veilchenbeete, die von Krokus und Hyazinthen eingesäumt wurden und einen farbenprächtigen Strauß zu bilden schienen, und dann die Schneepracht der Bäume! Maienzauber!

Und dazu der Sonnentag. Es schien, als herrsche auf diesem Stückchen Erde eitel Lust und Freude.

Jetzt ein klingendes Lachen. Auf die Terrasse traten zwei Menschenkinder, die sich umschlungen hielten. Es war, als ob ein leises Rauschen durch die prangenden Bäume ginge, als ob sie ihre Äste besonders streckten, um diese beiden glücklichen Menschenkinder genauer zu sehen, die in wenigen Tagen für immer vereint werden sollten.

»Ist’s nicht, Udo, als habe sich in diesem Jahre die Natur besonders prächtig geschmückt, ist’s nicht wie eine gute Vorbedeutung für unser künftiges Leben, daß wir überall Licht und Sonne sehen?«

Das Mädchen, das diese Worte gesprochen hatte, hob die schönen blauen Augen zu dem stattlichen Manne empor. Der legte den Arm noch ein wenig fester um die Schultern Sigundes und schaute strahlend auf sie nieder.

»In wenigen Tagen bist du ganz mein.«

Sie lachte ihn glückselig an.

»Maienwunder über Maienwunder. Udo – weißt du, was ich möchte? Mein Brautkleid schon heute anziehen. Dann möchte ich durch den Garten laufen, an jedem Baume rütteln und schütteln, daß die Blüten auf mich herniederregnen.«

»Warum das, Sigunde?«

»Ach Udo – ich weiß es selbst nicht. Aber in mir ist soviel jauchzende Freude! Heute ist Donnerstag, noch zwei Tage!«

»Jawohl, meine Sigunde – noch zwei Tage! – Am Sonnabend führe ich dich aus dem Elternhause fort. Ein neues Leben beginnt dann für dich. Vielleicht ein ernsteres Leben, Sigunde. Pflichten treten von nun an an dich heran! Mir ist es manchmal, als dürfte ich dir diese neuen Pflichten nicht auferlegen. Du selbst bist wie der lachende Lenz; deine Eltern hielten jede Sorge, jeden Kummer von dir fern. Ich kann es mir kaum denken, daß in die Blauaugen jemals eine Träne des Leides trat. Und nun …«

»Höre auf, Udo – du willst doch nicht etwa sagen, daß die Ehe Tränen mit sich bringt?«

»Pflichten, liebe Sigunde, mitunter schwere Pflichten.«

Sie hielt ihm lachend den Mund zu.

»Sprich nicht immer von Pflichten, Udo. Wir haben unsere Liebe, wir sind glücklich, und so brauchen wir nichts weiter. Ihr Männer, die ihr immer im Beruf steht, könnt das lachende Leben gar nicht harmlos und glücklich genießen wie wir. Laß mich mit den Pflichten heute in Ruhe. Puh – wie kann man von solch ernsten Dingen reden, wenn alles um uns her Lust und Freude ist!«

Staatsanwalt Udo Rechenberg strich mit einer weichen Bewegung über das blonde Haar seiner Braut. Wie liebte er dieses holdselige Geschöpf, dessen Lachen sich vom ersten Tage ihrer Bekanntschaft an in sein Herz geschmeichelt hatte. In diesen blauen Augen stand Lebensfreude und Lebenslust. Aus dieser hellen Stimme klang unverfälschte Jungmädchenfreude. Freilich, Sigunde Lambert war im Hause der Eltern vor allen Stürmen des Lebens bewahrt geblieben.

Er hatte lange gezögert, ehe er es gewagt hatte, um diese kleine Elfe zu werben. Er hatte das Empfinden, daß sie, obwohl er sah, daß sie lebhaftes Interesse für ihn an den Tag legte, doch nicht zu ihm paßte. Er war von jeher eine ernste, grüblerische Natur gewesen mit einem starken melancholischen Einschlage. Sein Beruf, mit dem er es überaus ernst nahm, hatte ihn vielleicht noch stiller gemacht, hatte in ihm eine peinliche Gewissenhaftigkeit entwickelt und hatte ihn schließlich dahin gebracht, daß er jeden Menschen, den er kennenlernte, seelisch analysierte.

Das trug aber nicht dazu bei, aus ihm einen frohen Gesellschafter zu machen. Im Gegenteil, Staatsanwalt Rechenberg hatte sich mehr und mehr aus seinem alten Bekanntenkreise zurückgezogen und war ein einsamer Mann geworden.

Da war Sigunde Lambert in seinen Gesichtskreis getreten, und das helle Leuchten ihrer Augen, das silberhelle Lachen ihres Mundes hatten Saiten in ihm neu erklingen lassen, die er längst gesprungen glaubte.

Auch Sigunde Lambert hatte an dem ernsten Manne Interesse gefunden, und als sie merkte, daß er um sie warb, empfand sie ein Gefühl des Stolzes. Was schadete es, daß Udo Rechenberg fünfzehn Jahre älter war als sie. Sie liebte sein ernstes männliches Auftreten, seine hohe breitschultrige Gestalt imponierte ihr. Sie hatte das Gefühl, als ginge sie an seiner Seite einer sorgenlosen, sicheren Zukunft entgegen, und so war sie, ohn