: Max Cooper
: Sühnegeld Rachefieber in Garmisch - Roman
: HAWEWE Media
: 9783947815890
: 1
: CHF 10.50
:
: Erzählende Literatur
: German
: 260
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Garm sch-Partenkirchen. Ein Toter liegt im Kramertunnel. Dem umstrittenen Bauprojekt im Werdenfelser Land. Er ist ertrunken. Ihm fehlen die Augen. Was hat das zu bedeuten? Kriminalhauptkommissar Brahms steht vor einem Rätsel. Und ­seine Ermittlung wird erschwert, weil sich der Lokalreporter Max Auerbach andauernd in die Ermittlungen einmischt und ihm ständig zuvorkommt. Ein Serienmörder treibt sein Unwesen im oberbayrischen Doppelort. Jedem seiner Opfer fehlt ein Sinnesorgan. Augenlicht, Gehör, Geschmack. Jedes Opfer weist auf einen Zankapfel der Lokalpolitik hin. Gegner wie Befürworter umstrittener Bauprojekte müssen ihr Leben lassen. Brahms sieht sich bald mit einem Geflecht aus Intrigen und politischen Grabenkämpfen der streitbaren Bevölkerung von Garmisch konfrontiert. Wer wird schneller sein: KHK Brahms oder der aufgeregte Maschkera-Lynchmob? Und welche Rolle spielt Auerbachs stets kiffender Rocker-Vater bei dieser Mordserie?

Max Cooper wurde in den Sechzigerjahren geboren und wohnt in Oberbayern. Im zivilen Leben treibt er sich, mit einer Anwaltszulassung ausgestattet, in der Welt herum, hält Seminare, besucht Rockkonzerte und stapft durch den Schlamm 5 von Wacken, geht mit seinem Hund spazieren, steht auf Steaks, Autos und Motorräder, spielt gelegentlich Comedy und liebt seine Familie. Er verfasst Kurzgeschichten und Romane. Vom - manchmal gar nicht so heimatlichen - (Heimat)-Krimi über eher humorvolle 10 Geschichten bis zum Vampirroman schreibt er das, worauf er gerade Lust hat. Gelegentlich verliebt er sich in seine Figuren und wenn er sie nicht (mehr) mag, bringt er sie um.

PROLOG


Rießersee, Garmisch-Partenkirchen


BOBSCHUPPEN


Missmutig starrte Simon hinunter zum Rießersee. Seit vielen Jahren schon verbrachte er nahezu seine ganze Freizeit hier an der alten Olympia-Bobbahn.

Zuerst war es eine Schnapsidee gewesen. Ein paar Stammtischfreunde waren eines Abends darauf verfallen, dass man – quasi als Mutprobe – in der Dunkelheit die seit Jahrzehnten verwilderte Bobbahn hinauflaufen könnte. Derjenige, der als erster den Start erreichte, hätte gewonnen und die anderen müssten ihn den Rest des Abends freihalten.

Simon hatte es geschafft, und als endlich alle oben angekommen waren, hatten sie es irgendwie schade gefunden, dass diese historische Sportstätte so verkommen, eigentlich kaum mehr erkennbar war.

Also hatten sie sich aufgerafft und in den Wochen und Monaten darauf angefangen, Sträucher und kleine Bäume zu roden, die sich im Laufe der Jahre in der Bahn angesammelt hatten. Schon bald hatte sich ein Verein gebildet, und als die Arbeiten immer mehr der alten Anlage zutage gebracht hatten, hatte sich schließlich auch die Politik eingemischt und die Bobbahn unter Denkmalschutz gestellt.

Simon hatte sich zu einer Art Wächter des Grals entwickelt und angefangen, Erinnerungsstücke rund um die Bahn zu sammeln. Alte Bobs, Kleidungsstücke, Fotos, Plakate, Filme. Im Laufe der Zeit hatte sich so ein kleines Museum entwickelt, das nun im ehemaligen Bobschuppen untergebracht war.

Inzwischen war der Bobschuppen eine Touristenattraktion, und abwechselnd mit ein paar anderen Vereinsmitgliedern führte Simon mehr oder weniger regelmäßig Führungen durch, auf Anfrage auch exklusiv und außerhalb der normalen Öffnungszeiten.

So war es auch an diesem Tag. Ein Busreiseveranstalter hatte ihn für eine Rentnergruppe aus Dresden gebucht, für 18 Uhr. Und das war vor fünfzehn Minuten gewesen. Simon seufzte. Er hasste es zu warten. Eigentlich hatte er angeboten, die Gruppe schon am Seerestaurant in Empfang zu nehmen und dann zu Fuß die etwa fünfzehn Minuten zum Bobschuppen zu wandern. Doch der Reiseleiter wollte unbedingt die Gruppe mit dem Bus hinauffahren. Nach der Führung durch das kleine Museum sollte dann eine Fackelwanderung stattfinden. Den kleinen Abstieg zum See hinunter und dann am Seeufer »in romantischer Dunkelheit« entlang bis zum Restaurant, wo für viertel nach acht das Essen bestellt war.

Um ehrlich zu sein, hätte er den Termin ohnehin am liebsten ganz abgesagt, nach seinem denkwürdigen Zusammentreffen vor zwei Tagen.

Sie war an diesem Tag tatsächlich nicht gekommen, und er hatte sie seitdem weder per E-Mail noch sonst irgendwie erreicht. Simon machte sich Sorgen, vor allem wegen dieses Vorfalls. Und diese Sorgen zerfraßen ihn schier. Nicht die beste Stimmungslage, um eine Touristengruppe mit kleinen Späßchen aufzulockern.

Aber er hatte niemanden gefunden, der so kurzfristig den Termin übernehmen wollte oder konnte, und so blieb ihm nichts Anderes übrig, als schweren Herzens diese Gruppe selbst zu bespaßen.

Er blickte auf seine Armbanduhr und warf einen Blick gen Himmel.

Nun ja, die Dunkelheit war inzwischen da. Also eigentlich. Wenn man von dem fußballstadionartigen Flutlicht absah, der den See beleuchtete, damit die Gäste des Restaurants auch abends das Wasser bewundern konnten.

Früher war das anders gewesen. Da war Simon mit seinen Freunden im Sommer nachts zum Rießersee gekommen, um nackt zu baden. Und mit seinen Freundinnen. Bei dem Gedanken musste Simon lächeln. Aber das ging in den heutigen Zeiten des allumfassenden Tourismus nur noch, wenn man einen ausgeprägten Hang zum Exhibitionismus hatte. Manchmal konnten einem die jungen Leute von heute nur leidtun. Und dann diese schwimmenden Flöße, auf denen man inzwischen mitten auf dem Wasser essen, Kaffee trinken oder feiern konnte. Irgendwann würde so ein dämlicher Tourist dabei noch ersaufen, d