: A. J. Finn
: The Woman in the Window - Was hat sie wirklich gesehen? Thriller - Das Buch zum Film-Blockbuster
: Blanvalet
: 9783641220952
: 1
: CHF 7.30
:
: Spannung
: German
: 544
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der internationale Bestseller: von 0 auf Platz 1 der New York Times-Bestsellerliste und von 0 auf Platz 2 der Sunday Times-Bestsellerliste in England!
Die Blockbuster-Verfilmung des SPIEGEL-Bestsellers auf Netflix: mit Amy Adams, Julianne Moore und Gary Oldman in den Hauptrollen!

»Der fesselndste Thriller, den ich seit 'Gone Girl' gelesen habe. A.J. Finn ist ein kühner Debütautor - meisterhaft.« Tess Gerritsen

Anna Fox lebt allein. Ihr schönes großes Haus in New York wirkt leer. Trotzdem verlässt sie nach einem traumatischen Erlebnis ihre vier Wände nicht mehr. Anna verbringt ihre Tage damit, mit Fremden online zu chatten, zu viel zu trinken - und ihre Nachbarn durchs Fenster zu beobachten. Bis eines Tages die Russels ins Haus gegenüber einziehen - Vater, Mutter und Sohn. Bei dem Anblick vermisst Anna mehr denn je ihr früheres Leben, vor allem, als die neue Nachbarin sie besucht. Kurze Zeit später wird sie Zeugin eines brutalen Überfalls. Sie will helfen. Doch sie traut sich nach wie vor nicht, das Haus zu verlassen. Die Panik holt sie ein. Ihr wird schwarz vor Augen. Als sie aus ihrer Ohnmacht erwacht, will ihr niemand glauben. Angeblich ist nichts passiert ...

A. J. Finn hat für zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften geschrieben - u.a. für dieLos Angeles Times,Washington Post und dasTimes Literary Supplement(UK). Er ist in New York geboren, hat aber zehn Jahre in England gelebt, bevor er nach New York zurückkehrte. Sein DebütromanThe Woman in the Windowsorgte vor Veröffentlichung weltweit für Furore, wurde in 41 Sprachen übersetzt und von Fox verfilmt.

Sechs

Heute erst meine Französisch-Leçon, dann abendsLes Diaboliques. Der Ehemann eine miese Ratte, seine Gemahlin sein »kleiner Ruin«, eine Geliebte, ein Mord, ein verschwundener Leichnam. Ist ein verschwundener Leichnam überhaupt zu schlagen?

Doch erst ruft die Pflicht. Ich schlucke meine Pillen, parke mich an meinem Desktop, schubse die Maus zur Seite, tippe das Passwort. Und logge mich in dieAGORA ein.

Zu jeder beliebigen Stunde, und zwar Tag und Nacht, sind mindestens ein paar Dutzend User online, ein Sternbild, das die ganze Welt umspannt. Einige davon kenne ich namentlich: Talia aus der Bay Area; Phil aus Boston; eine Anwältin aus Manchester mit dem gar nicht anwaltsmäßigen Namen Mitzi; Pedro, ein Bolivianer, dessen Englischbrocken wahrscheinlich auch nicht schlimmer sind als mein Pidgin-Französisch. Andere verwenden Spitznamen, mich eingeschlossen – in einem pfiffigen Moment entschied ich mich für Annagoraphobe, doch dann outete ich mich gegenüber einer anderen Userin als Psychologin, und das sprach sich in Windeseile herum. Darum heiße ich mittlerweile thedoctorisin. Sie hat jetzt Sprechstunde.

Agoraphobie: wörtlich übersetzt die Furcht vor dem Marktplatz, tatsächlich der Oberbegriff für ein ganzes Spektrum von Angststörungen. Erstmals dokumentiert Ende des 19. Jahrhunderts, ein Jahrhundert später »kodifiziert als eigenständige diagnostische Einheit«, obwohl sie Komorbiditäten mit einer Panikstörung aufweist. Wer mag, kann all das in der fünften Ausgabe derDiagnostischen Kriterien nachlesen, die gemäß der englischen Vorgabe abgekürzt unterDSM-5 firmiert. Der Titel hat mich immer amüsiert; er hört sich an wie eine Filmreihe. Hat IhnenPsychische Störungen 4 gefallen? Dann werden Sie die Fortsetzunglieben!

Die medizinische Literatur ist ungewöhnlich fantasievoll, wenn es um die Diagnose geht. »Agoraphobische Ängste … manifestieren sich unter anderem beim unbegleiteten Aufenthalt außerhalb des Hauses; im Gedränge oder beim Schlangestehen; auf Brücken.« Was würde ich nicht darum geben, auf einer Brücke zu stehen. Verflucht, was würde ich nicht dafür geben, Schlange zu stehen. Auch das hier gefällt mir: »Im Theater auf einem Mittelplatz zu sitzen.« EinemMittelplatz, bitte sehr!

Viele von uns – die am schwersten Betroffenen, also jene mit einer posttraumatischen Belastungsstörung – sind ans Haus gefesselt, müssen sich vor der chaotischen, überfüllten Welt da draußen verstecken. Manche fürchten die wogenden Menschenmassen; andere das Tosen des Verkehrs. Bei mir sind es die weiten Himmel, der endlose Horizont, das bloße Exponiertsein, die erdrückende Last, sich im Freien zu befinden. »Offene Räume«, bezeichnet es dasDSM-5 vage und beeilt sich dann, zu seinen 186 Fußnoten zu kommen.

Als Psychologin würde ich sagen, dass der Leidende eine Umgebung sucht, die er kontrollieren kann. Das ist die klinische Auffassung. Als Leidende (und das istwirklich die Bezeichnung) sage ich, dass die Agoraphobie mein Leben nicht so sehr eingeschränkt hat, als dass sie zu meinem Leben geworde