: James Fenimore Cooper
: Der letzte Mohikaner Roman
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104012056
: Fischer Klassik Plus
: 1
: CHF 4.00
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: Hauptwerk vor 1945
: German
: 495
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. Längst zum geflügelten Wort geworden, ist ?Der letzte Mohikaner? einer der bekanntesten Indianer- und Abenteuerromane der Weltliteratur. Coopers packende Schilderung einer Odyssee durch den amerikanischen Urwald hat Generationen von Lesern begeistert und ist nicht zufällig immer wieder verfilmt worden. Die bislang schönste Verfilmung stammt von Meisterregisseur Michael Mann, der wie kein anderer die suggestive Bildwelt des Romans mit ihren blutigen Kämpfen und wilden Leidenschaften inmitten einer atemberaubenden Natur in Szene gesetzt hat.

James Fenimore Cooper wurde am 15. September 1789 in Burlington/N.J. geboren. 1820 erschien sein erster Roman. Von 1826 bis 1834 hielt er sich in Europa auf, wo er sich als Befürworter der amerikanischen Demokratie gab. Nach der Heimkehr profilierte er sich als scharfer Kritiker des eigenen Landes. Cooper war neben Washington Irving der erste US-amerikanische Berufsromancier, er begründete das Genre der Romane über die ?frontier? (westliche Siedlungsgrenze) und verfasste neben 30 Romanen auch Biographien, Reiseberichte und Geschichtsbücher. Cooper starb am 14. September 1851 in Cooperstown.

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Mein Ohr ist offen und mein Herz bereit.

Nur weltlichen Verlust, nicht Schlimmres kannst

Du melden. Sage, ist mein Reich verloren?

WILLIAM SHAKESPEARE

Es war eine Eigentümlichkeit der Kriege, welche in den Kolonien Nordamerikas geführt wurden, dass die Mühseligkeiten und Gefahren der Wildnis zu bestehen waren, ehe noch die feindlichen Heere sich begegnen konnten. Ein breiter Gürtel von scheinbar undurchdringlichen Wäldern trennte die Besitzungen der feindlichen Provinzen von Frankreich und England. Der kühne Pflanzer und der geübte Europäer, der an seiner Seite focht, kämpften oft Monate lang mit reißenden Waldströmen oder suchten raue Gebirgspässe gangbar zu machen, um Gelegenheit zu finden, ihren Mut in mehr kriegerischem Kampfe zu zeigen. Aber wetteifernd mit der Ausdauer und Selbstverleugnung der erfahrenen eingeborenen Krieger lernten sie jede Schwierigkeit überwinden; und es wollte scheinen, dass mit der Zeit kein Winkel in den Waldungen so finster, kein Versteck so abgelegen wäre, in densie nicht zu dringen wagten, die ihr Blut verpfändet hatten, ihre Rache zu sättigen oder der kalten, selbstsüchtigen Politik entfernter Monarchen Europas Geltung zu verschaffen.

Vielleicht gibt kein Distrikt auf der ganzen Strecke der dazwischen liegenden Grenzen ein lebendigeres Bild von der Grausamkeit und Wildheit der barbarischen Kriege jener Zeiten, als das Land, welches zwischen den Quellen des Hudson und den anstoßenden Seen liegt.

Die Vorteile, die hier die Natur für die Bewegungen der Kämpfenden bot, waren zu augenfällig, um nicht benützt zu werden. Der langgedehnte Wasserspiegel des Champlain erstreckte sich von den Grenzen Kanadas bis tief in die benachbarte Provinz New York hinein und bildete eine natürliche Straße auf der Hälfte des Landstrichs, dessen die Franzosen Meister sein mussten, um an ihre Feinde gelangen zu können.

Unweit seinem südlichen Ende empfängt er die Zuflüsse eines anderen Sees, dessen Wasser so klar sind, dass die Missionare der Jesuiten sie ausschließlich gewählt hatten, um die sinnbildliche Reinigung der Taufe zu vollziehen, was ihm den Namen des Seesdu Saint Sacrement gegeben hat. Die minder eifrigen Engländer glaubten seinen klaren Wellen Ehre genug anzutun, wenn sie ihnen den Namen ihres regierenden Fürsten, des zweiten aus dem Hause Hannover, gaben. Beide Völker vereinigten sich aber, den schutzlosen Eigentümern dieser bewaldeten Räume ihr natürliches Recht auf Verewigung seines ursprünglichen Namens Horican zu rauben.

Durch zahllose Eilande sich windend und in Gebirge eingebettet, dehnt sich der Heilige See ein Dutzend Stunden weiter gegen Süden aus. Mit der hoch gelegenen Fläche, welche hier dem Lauf des Wassers entgegentritt, fängt einTrageplatz von eben so vielen (englischen) Meilen an, der an die Ufer des Hudson auf einen Punkt führt, wo der Fluss über die gewöhnlichen Hemmnisse reißender Strömungen oderRifts (Risse), wie sie in der dortigen Landessprache heißen, siegt und zur Flutzeit schiffbar wird.

Da rastloser Unternehmungsgeist die Franzosen bei Verfolgung ihrer Eroberungspläne selbst in die entfernten, fast unzugänglichen Schluchten des Alleghanygebirges führte, so lässt sich leicht denken, dass ihr zum Sprichwort gewordener Scharfsinn die natürlichen Vorteile der soeben beschriebenen Landstrecke nicht übersehen konnte. Sie wurde auch wirklich der blutige Schauplatz, auf dem die meisten Schlachten um die Herrschaft in den Kolonien geschlagen wurden. Forts wurden angelegt auf den verschiedenen Punkten, welche die Heerstraßen beherrschten: Wurden genommen und wieder genommen, gesch