: A. F. Morland
: TONY BALLARD - DAS ORIGINAL, BAND 8: Fahrstuhl in die Hölle
: Uksak E-Books
: 9783738958591
: 1
: CHF 2.60
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: Horror
: German
: 130
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Es wäre alles anders gekommen, wenn Edward Tagger eine halbe Stunde länger bei seinen Freunden geblieben wäre. Aber es hatte ihn plötzlich zum Aufbruch gedrängt, er hatte genug vom Rauch und vom Whisky gehabt und war schläfrig geworden. Er sehnte sich nach seinem Bett, verließ die Freunde, die ihn belächelten, weil er der erste war, der für diese Nacht die Segel strich. Er setzte sich in ein Taxi, ließ sich quer durch New York fahren und betrat um Mitternacht das Haus, in dem er wohnte. Immer noch beschwipst trat er an die Fahrstuhltür. Er legte den Daumen auf den Rufknopf. Irgendwo begann die Liftmaschine zu summen. Der Fahrkorb sank von oben herab. Tagger verfolgte die wechselnden Lichter der Etagenanzeige. Augenblicke später hatte der Fahrstuhl das Erdgeschoss erreicht. Tagger roch sofort, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Er rümpfte die Nase. Es stank penetrant nach Fäulnis. Nach Schwefel. Nach Ruß. Nach beißendem Rauch...

5

 

Frank Esslin trat zutiefst erschüttert aus dem Krankenzimmer.

Draußen zündete er sich eine Zigarette an. Er sog den Rauch tief in die Lunge, doch das half ihm nicht.

Er fühlte sich elend.

Es war zu scheußlich gewesen, was er miterlebt hatte.

Drinnen murmelten die Ärzte. Die Krankenschwester schluchzte. Das Erlebnis hatte ihre Nerven angegriffen.

Als sich Esslin die zweite Zigarette ansteckte, kam Dickinson Boyd auf den Korridor. Er holte tief Luft.

»Kann ich auch eine haben?«, fragte er halb erschlagen. Sein Gesicht war außergewöhnlich blass. Aber auch Esslin sah nicht besser aus. Keine Spur war mehr von der Südseesonne in seinem Antlitz.

»Wie?«, fragte Frank Esslin verwirrt.

»Eine Zigarette!«, sagte Dickinson Boyd heiser. »Gib mir bitte auch eine. Mir sind die meinen ausgegangen.«

»Natürlich«, murmelte Esslin. »Hier.«

Boyd bediente sich. Esslin gab ihm Feuer.

Nach den ersten Zügen sagte Dr. Boyd: »Das ist nun schon der dritte Fall, Frank.« Er schüttelte benommen den Kopf. »Du weißt, wie ich auf der Uni war. Ein Streber war ich. Und ich dachte bis vor ein paar Tagen, ich wüsste wirklich alles über den Menschen. Aber das hier... das hier übersteigt einfach meinen Horizont. Ich habe keine Erklärung dafür, verstehst du? Ich weiß nicht, wodurch diese entsetzliche Krankheit hervorgerufen wird. Ich meine, es ist doch verrückt, dass hier ein Mensch eingeliefert wird, der innerhalb weniger Minuten uralt wird und schließlich sogar zu Staub zerfällt. Das kann ich mir einfach nicht erklären, Frank.«

Sie begaben sich in Dickinson Boyds Büro.

Sie hatten beide keinen Hunger mehr. Der Appetit war ihnen gründlich vergangen.

Weder Esslin noch Boyd hatten jetzt noch den Wunsch, schick auszugehen.

Angesichts dieser makabren Tatsache war ihnen jegliche Lust hierfür vergangen.

Boyd goss zwei Gläser mit Bourbon bis an den Rand voll.

»Ich glaube, den können wir jetzt gut gebrauchen«, sagte er erschüttert. Dann ließ er sich ächzend in den weichen Sessel fallen.

Esslin blickte den Freund fassungslos an.

»Der dritte Fall ist das nun schon, sagst du?«

Boyd nickte niedergeschlagen.

»Der dritte. Alles war gleich. Die Patienten, es waren Männer, litten wahnsinnig, ehe sie starben...«

»Diese Verletzungen, die wir bei dem Mädchen gesehen haben...«

»Die hatten auch die beiden Männer«, fiel Dickinson Boyd dem Freund ins Wort. Dann trank er vom Bourbon. Er nahm einen kräftigen Schluck, um die vibrierende Unruhe in seinem Körper zu besänftigen.

»Erzähl mir mehr darüber, Dick!«, verlangte Esslin.

Der breitschultrige Arzt zuckte die nach vorn gesunkenen Schultern.

»Es ist immer dasselbe, Frank. Wenn sie hier eingeliefert werden, sind sie bereits nicht mehr zu retten. Wir können ihnen einfach nicht helfen. Wenige Minuten später liegt nur noch ein Häufchen Staub vor uns. Es ist irrsinnig, Frank. Einfach irrsinnig.«

»Diese Verl