Der Anfang
Die Pausenglocke läutete und erschreckte Matt Kearns mit ihrem kalten metallischen Geklirr. Er klappte sein Biologiebuch zu und eilte aus dem Klassenzimmer. Während die letzten Sekunden des schrillen Lärms auf dem Flur nachhallten, spürte er, dass etwas nicht stimmte. Er konnte es an nichts Konkretem festmachen, sondern wusste es einfach.
Die große Glasdoppeltür am Ende des Flurs lockte ihn, weil sie aus dem Betongrab führte, das sich Walnut Grove High nannte. Als er sie mit einem Fuß aufstieß, fiel Sonnenlicht auf seine Haut.Endlich.
»Hi, Matt«, grüßte Amber Lynne. Sie lehnte an der Ziegelsteinmauer und kaute Bubblicious mit Wassermelonengeschmack; das roch er von dort aus, wo er stand.
»Hey«, erwiderte er.
»Hast du was von dem Riesenstress drüben auf dem Sportplatz mitgekriegt?«, fragte sie, bevor sie eine Blase machte.
Plopp!
»Viel Geschrei«, fuhr sie fort. »Die Jungs streiten sich wohl. Du weißt ja, wie deinesgleichen so ist.« Amber verdrehte ihre Augen.
Matt bückte sich, um den Aufschlag seiner Jeans von der Lasche seines rechten Stiefels zu ziehen, wozu er sein Biobuch an die Wand lehnte. Während er zum Sportplatz hinüberlief, versammelte sich eine kleine Menschenmenge auf dem gemähten Rasen, größtenteils Lacrossespieler in voller Montur. Viele von ihnen erhoben ihre Stimmen. Als er die Gruppe erreichte, drängelte sich Matt in die Mitte.
»Mach dasMistvieh fertig!«, rief Abe Johnson.
»Haha, er weiß nicht, was er machen soll!«, belustigte sich eine andere männliche Stimme. Dann stimmte Betsy Armstrong mit ein, deren angsterfüllte Stimme unangenehm wie immer klang: »Pass auf seine Zähne auf! Er hat ja so viele!«
Während sich Matt nach vorn kämpfte, jaulte und wimmerte etwas in der Mitte des Pulks: ein trauriger, flehentlicher Laut, der ihn umgehend tiefer ins Geschehen zog. Als er den inneren Kreis erreichte, stand dort Mike Armstrong im Lacrossetrikot mit allem Zubehör und drückte etwas mit seinem Schläger zu Boden. Matt stellte sich neben ihn und schaute am Schaft hinunter zum Netz.
Ein Kojote.
Ein großer Kojote mit einem schönen, dichten Fell.
Mike Armstrong stützte sich mit vollem Gewicht – satte 220 Pfund – auf den Schläger und hielt das Tier so von der Flucht ab. Als es versuchte, seinen Kopf herauszuziehen, versetzte Mike dem Schläger einen kräftigen Ruck, bis der verstörte Kojote nachgab. Matt beschlich das unsägliche Gefühl, der Blödmann habe seine helle Freude.
Der Kojote jaulte und knurrte, während sein Brustkorb bebte. Seine bronzefarbenen Augen blickten düster durch die Netzmaschen – ein anmutiger Gefangener, der einen verheerenden Fehler begangen hatte. Alle paar Sekunden bleckte das Tier seine Zähne, wobei seine Oberlefze zitterte.
Matt fasste die Menge ins Auge, rote und verzogene Gesichter, aus deren Mündern Speichel spritzte, während sie johlten. Etwas überkam ihn, ein unerklärlicher Druck. Das irre Gegröle trat in den Hintergrund, die Farben der Gesichter und Kleider verblassten zu Schwarz-Weiß. Das Gras blutete dunkles Rot, der Himmel setzte sich in Grau ab. Mike Armstrong erschien in Schwarz-Weiß, sodass die Glaskörper seiner Augen hell hervorstachen. Alles, außer der Kojote, hatte die Farbe gewechselt. Sein sandbraunes Fell schillerte in der Sonne, seine Zunge leuchtete hellrosa. Dann nahm Matt alles in Zeitlupe wahr – das Kläffen, die ausgestreckten Arme, das Geschrei.
Ein zweiter Schüler mit Lacrosseausrüstung trat aus der Menge hervor: Ben Jacobsen, das Sport-Ass von Walnut Grove und ein ausg