[Menü]
OBWOHL ER ALS PFARRER durch seine häufigen Krankenbesuche im Kreiskrankenhaus gut bekannt war, konnte er am frühen Sonntagvormittag keine Auskunft bekommen, wie es um die Unfallopfer stand. Kurz bevor er zum Gottesdienst aufbrechen musste, versuchte er es ein zweites Mal und wurde mehrfach weiterverbunden. Keiner der ihm bekannten Ärzte schien im Haus zu sein. Er geriet an eine Krankenschwester von der Intensivstation, die ihn kannte, aber zögerte, seine Fragen zu beantworten. Schließlich sagte sie, wie sie gehört habe, sei die Frau vergangene Nacht tot eingeliefert worden. Über den Zustand des Jungen wollte sie sich nicht äußern. Es war ihr aber anzumerken, dass die Dinge nicht gut standen. Über Karbe wusste sie nichts, denn sie hatte keinen Nachtdienst gehabt. Falls er die Nacht im Krankenhaus verbracht habe, sei er jetzt wahrscheinlich nach Hause gefahren. Sie bot ihm an, ihn mit der Aufnahme zu verbinden, wo man ihm Genaueres sagen könne. Sie schien in Eile zu sein oder tat nur so, um sich weiteren Fragen zu entziehen.
In der Aufnahme erfuhr er, dass Karbe vor etwa zwei Stunden das Krankenhaus verlassen hatte. Die junge Frau, mit der er redete, gab ihm auch die Adresse. Karbe wohnte im Nachbarort Imhoven, der zu seiner Gemeinde gehörte. In der Kirche hatte er ihn allerdings noch nie gesehen. Es war jetzt zu spät, ihn noch anzurufen, um einen Besuchstermin mit ihm zu verabreden. Karbe war sicher noch verstört. Vermutlich auch ein verschlossener, misstrauischer Mensch, der so schnell niemanden an sich heranließ. Gerade deshalb durfte er ihn jetzt nicht allein lassen.
Die Glocken begannen zu läuten, für ihn das Zeichen, sich auf den Weg zu machen. Bis zur Kirche waren es kaum hundert Met