: Hera Lind
: Der Mann, der wirklich liebte Roman nach einer wahren Geschichte
: Diana Verlag
: 9783641043285
: 1
: CHF 8.00
:
: Romanhafte Biographien
: German
: 384
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
»In guten wie in schlechten Tagen« - Ein Mann glaubt nicht an das Todesurteil der Ärzte und holt seine Frau zurück ins Leben
'Du bist meine Hoffnung'

Als Michael Röhrdanz Angela kennenlernt, weiß er, dass sie die Liebe seines Lebens ist. Acht Jahre nach der Traumhochzeit ist sie zum dritten Mal schwanger, und beide sind immer noch so glücklich wie am ersten Tag. Bis das Unfassbare passiert. Angela erleidet einen schweren Gehirnschlag. Fortan ist sie wie eingeschlossen in ihrem eigenen Körper. Doch Michael Röhrdanz will nicht wahrhaben, wovon die Ärzte überzeugt sind: Angela leidet an dem 'Locked-in-Syndrom' und wird sterben. Was nun folgt, ist die Geschichte eines Mannes, dessen aufrichtige Liebe Berge versetzt. Dank seines Einsatzes bringt Angela einen gesunden Sohn zur Welt. Und sie überlebt ...

In ihrem neuen Roman erzählt Bestsellerautorin Hera Lind eine wahre Geschichte, die ans Herz und nie wieder aus dem Kopf geht.

Hera Lind studierte Germanistik, Musik und Theologie und war Sängerin, bevor sie mit zahlreichen Romanen sensationellen Erfolg hatte. Seit einigen Jahren schreibt sie ausschließlich Tatsachenromane, ein Genre, das zu ihrem Markenzeichen geworden ist. Mit diesen Romanen erobert sie immer wieder die SPIEGEL-Bestsellerliste. Hera Lind lebt mit ihrem Mann in Salzburg, wo sie auch gemeinsam Schreibseminare geben.

11 (S. 76-77)

»Es ist ein schweres, schweres Los, das Gott Ihnen da auferlegt hat.« Der Pfarrer ging mit bedächtigen Schritten in der kleinen Küche hin und her. Er sah das Kruzifix etwas schief über der Tür hängen, versicherte sich kurz, dass Röhrdanz gerade nicht hinsah, und schob es mit zwei Fingern gerade: »Die Wege des Herrn sind oft unergründlich.« »Herr Pfarrer, ich kann das nicht«, schluchzte Röhrdanz. Ihm war das ganze schreckliche Ausmaß erst bewusst geworden, als der Geistliche an der Tür geklingelt hatte.

Die Kleinen schliefen, und Oliver saß mit Kopfhörern, aus denen laute Musik dröhnte, in seinem winzigen Zimmer. Der dreiundzwanzigjährige Christian rief regelmäßig aus Mexiko an. Jetzt wollte er den nächsten Rückflug nehmen. »Das ist gewiss ein schwerer Weg.« »Aber wieso wir? Wieso Angela? Sie hat doch keiner Menschenseele irgendwas getan!« »Unergründlich. Der Herr will uns mit seiner vermeintlichen Härte prüfen …« »Angela ist der gutmütigste Mensch, den man sich nur denken …« »Er nimmt uns oft das Liebste, und wir Menschen können darin keinen Sinn erkennen.« Röhrdanz hob den Kopf.

»Haben Sie überhaupt eine Ahnung, wovon ich rede, Mann? Sie haben doch keine Frau und keine Kinder!« »Nein, das stimmt, das Zölibat gebietet mir …« »Herr Pfarrer, ich bin so verzweifelt!«, unterbrach Röhrdanz ihn, der von Panik erfasst wurde. »Was soll denn aus den kleinen Würmern werden, die da nebenan schlafen? Womit haben die das nur verdient?« »Ich weiß, wie schwer es Ihnen jetzt fällt, über den Rand des Gefäßes zu schauen, das Gott vor Ihnen ausgeschüttet hat. Auch Hiob hatte alles verloren, was ihm lieb und teuer war, seine Frau, seine Kinder. Er hatte eitrige Geschwüre am ganzen Körper und kratzte sich mit einer Scherbe!«

»Ich bin aber nicht Hiob! Ich bin ein ganz normaler Mann, der einfach nur leben will!« »Das wollte Hiob auch. Sein Hab und Gut war Flammen zum Opfer gefallen, seine Familie der Pest, und doch hat er noch ein Fünkchen Gottvertrauen gehabt, auf das er bauen konnte. Das ihm Kraft gab, nicht am Leben zu verzweifeln …« »Hiob soll zum Teufel gehen! Ich! Ich verzweifle am Leben!« Röhrdanz krümmte sich auf seinem Stuhl. »Deswegen bin ich gekommen, Herr Röhrdanz. Weil ich Ihnen Beistand leisten will. Als Pfarrer Ihrer Gemeinde. Sie brauchen Rat. Sie brauchen einen Freund. Sie brauchen Gottes Hilfe.«

»Was soll ich tun, Herr Pfarrer? Ich kann doch nicht die Geräte abstellen lassen! Sie lebt doch noch! Meine geliebte Angela … sie lebt doch noch! Erst hieß es, sie stirbt von selbst - und jetzt sollen auf einmal die Geräte abgestellt werden?« Röhrdanz wurde von einer neuen Panikwelle erfasst und bekam kaum noch Luft. »Genau darüber möchte ich mit Ihnen reden. Der Oberarzt hat mich gebeten, von Mann zu Mann mit Ihnen zu sprechen.« Röhrdanz hob sein verweintes Gesicht und starrte den Pfarrer an. »Von Mann zu Mann?« »Manchmal muss ein Mann Dinge tun, die keiner erklären kann. - Sehen Sie, lieber Herr Röhrdanz, Ihre Frau hat keine Chance. So hat es mir der Oberarzt erklärt.«

»Das glaube ich nicht! Sie hört mich! Sie weint, wenn ich ihr von den Kindern erzähle!« »Ihr Zustand wird sich niemals bessern.« »Sie kriegt ein Baby! Das war doch Gottes Wille! Er kann doch jetzt nicht zerstören, was er uns geschenkt hat!« Röhrdanz schob brüsk seine Teetasse beiseite und schüttelte heftig den Kopf: »Wir haben das gar nicht bestellt, verstehen Sie, wir haben … Wir wollten gar nicht … Aber es ist doch passiert. Und da haben wir gedacht, wenn Gott es will, dann wollen wir es auch …« Er stammelte wie ein Kind, und ihm lief die Nase. Röhrdanz war am Ende seiner Kräfte.