»Mach dir nicht die Mühe, bloß besser sein zu wollen als deine Zeitgenossen oder deine Vorfahren. Versuche besser zu sein als du selbst.«
Brendon,
ich bin ein »INTJ« auf dem Myers-Briggs-Typenindikator. Das sagt Ihnen absolut nichts über mich oder meine Fähigkeit, erfolgreich zu sein. Jetzt nicht, und auch nicht in den nächsten Jahren.
Meine zwei größten Stärken auf dem StrengthsFinder sind »Developer« und »Achiever«. Das sagt Ihnen auch absolut nichts über meine Fähigkeit, Dinge zu erledigen und Ergebnisse zu erzielen.
Auf dem Kolbe-Index habe ich als »Quick Start« die höchste Punktzahl erreicht. Das bedeutet nichts, denn im Laufe der Zeit musste ich mich mit dem wirklichen Leben auseinandersetzen und mich in den anderen Handlungskategorien wie »Fact Finder«, »Follow Thru« und »Implementor«, in denen ich schlecht bin, verbessern.
Ich mag lieber Blau als Grün. Ich bin eher wie ein Löwe als wie ein Schimpanse. Ich bin mutig, aber zu oft faul. Ich identifiziere mich eher mit einem Kreis als mit einem Quadrat. Ich esse hauptsächlich mediterrane Gerichte, liebe aber auch Hamburger. Ich bin manchmal gern unter Menschen, sehne mich aber auch häufig danach, mit einer Kanne Tee und einem dicken Buch in die Einsamkeit zu fliehen. Ich gehe wöchentlich im Bioladen einkaufen, verbringe aber meine Mittagspausen oft in einem billigen mexikanischen Restaurant.
Nichts vonall dem kann Ihnen etwas über meine Fähigkeiten, meine Erfolgsaussichten oder meine zukünftige Leistung sagen.
Also hören Sie bitte endlich auf, mich als »Typ« zu kategorisieren und in eine Schublade zu stecken oder anzunehmen, dass meine Herkunft oder meine »Stärken« mir irgendeinen Vorteil verschaffen könnten. Menschen mit Etiketten zu versehen ist schrecklich, ganz gleich, nach welcher Methode. Ich verstehe ja, dass diese Beurteilungen mir helfen sollen, mich selbst zu erforschen, und dass es nicht darum geht, mich abzustempeln oder mir grundsätzlich eine Richtung vorzugeben.
Aber wir kennen doch meine vermeintlichen »Stärken« und sie helfen mirimmer noch nicht weiter. Meine natürlichen Neigungen bringen mich auch nicht voran. Als Führungskraft muss ich ehrlich sein – manchmal geht es einfach nicht darum, werich bin, wasich bevorzuge oder worinich von Natur aus gut bin. Es geht darum, dass ich eine Aufgabe bewältige, nicht darum, sich eine Aufgabe so zurechtzubiegen, dass sie den eigenen limitierten Stärken entspricht.
Ich weiß, dass Sie auch gerne nach meiner Herkunft fragen. Sie wissen, dass ich aus dem Mittleren Westen stamme, aber jetzt in Kalifornien lebe. Meine Mutter hat mich und meine Schwester allein erzogen. Sie arbeitete morgens als Friseurin und abends als Kellnerin. Mein Vater hat sie und uns verlassen, als ich 14 Jahre alt war. Ich hatte durchschnittliche Noten und wurde in der Schule nur ein paar Mal gemobbt. Am College habe ich gerne Golf gespielt. Innerhalb von fünf Jahren nach dem College-Abschluss hatte ich zwei ziemlich schwierige Beziehungen. Mir wurde ein Mal gekündigt. Aber ich habe auch einige gute Freunde gefunden und nach und nach mehr Selbstvertrauen gewonnen. In die Arbeit, die ich jetzt mache, bin ich irgendwie hineingestolpert, aber sie gefällt mir sehr gut.
Diese Hintergrundinformationen sagen Ihnen auchnichts über mein Potenzial. Sie geben keinen entscheidenden Hinweis, wie ich heutzutage vorankommen kann.
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