Adoptier den Kater, den keiner will
Leah
Bevor ich die Haustür öffne, um nach der Post zu sehen, nehme ich meinen Kater von der Fensterbank. Da ich noch nicht angezogen bin, strecke ich nur eine Hand nach draußen, während ich mit der anderen Mouses schmalen, sich windenden Körper an mich drücke. Mit den Fingerspitzen öffne ich den Deckel des Briefkastens und will hineingreifen, als sich Mouse immer heftiger gegen meinen Griff zu wehren beginnt. »Unter keinen Umständen, Sir. Heute nicht.« Ich presse ihn fest an meine Brust, aber vergeblich. Er entschlüpft mir und landet wie in Zeitlupe auf allen vieren. Dann flitzt er quer über die Veranda und die drei Stufen hinunter in den Garten. »Mouse!« Er bleibt stehen und schaut mich über seine mit grauem Fell bedeckte Schulter an, als wolle erWas ist? fragen. »Na komm, Süßer. Komm her.«
Langsam gehe ich auf ihn zu, in der Hoffnung, auf diese Weise nah genug an ihn ranzukommen, um ihn mir zu schnappen. Er legt jedoch nur den Kopf schief und blinzelt mich aus seinen Katzenaugen an, bevor er in Richtung des Nachbargrundstücks davonläuft. »Mouse, beweg deinen felligen Hintern gefälligst wieder hierher!«, rufe ich ihm nach und eile barfuß sowie in nichts als einem Tanktop und einem Slip bekleidet über das kühle Gras. Ehe er hinter dem Haus nebenan verschwindet, erhasche ich noch einen Blick auf seinen Schwanz.
Mein Tempo beschleunigend, biege ich um die Ecke und halte abrupt inne, als ich ihn auf dem Sims eines geöffneten Fensters entdecke, wo er sitzt und sich die Pfote leckt. »Bitte mach das nicht«, flehe ich und gehe vorsichtig auf ihn zu. »Bitte, lass es gut sein.« Ergeben halte ich die Hände in die Höhe, als hätte ich es nicht mit meinem sturen Kater, sondern mit einem Terroristen zu tun, der gleich eine Bombe zündet. Ich mache einen weiteren, wohlbedachten Schritt in seine Richtung. »Nein!«
Mouse dreht sich um und hüpft durch das Fenster ins Innere des Hauses.
»Das kann nicht wahr sein.« Mir mit einer Hand durch meine vom Schlaf noch verknoteten Haare fahrend, sehe ich mich nach etwas um, das ich verwenden kann, um meinem Kater hinterherzuklettern. Würden meine alten Nachbarn, Margret und Ethan, noch hier wohnen, hätte ich geklopft und sie gebeten, mir Mouse auszuhändigen. Sie sind allerdings vor sechs Monaten weggezogen und seither steht das Gebäude leer.
Als mir ein großer, leuchtend orangener Eimer in der Nähe der hinteren Veranda ins Auge fällt, gieße ich das dreckige Wasser darin aus und trage ihn hinüber zum Fenster. Nachdem ich ihn umgedreht auf den Boden gestellt und mit einem Fuß seine Belastbarkeit überprüft habe, setze ich auch den zweiten darauf und schiebe das Fenster ganz auf. Vorsichtig stecke ich den Kopf hinein und werfe einen Blick durch den spärlich erleuchteten Raum. Als würde er auf mich warten, sitzt Mouse lässig in einer offenstehenden Tür.
Verärgert kneife ich die Brauen zusammen. »Hol dir eine Katze. Sie macht nicht viel Arbeit und du brauchst Gesellschaft«, wiederhole ich den Rat meiner Mutter. Warum zur Hölle habe ich auf sie gehört?
Grummelnd ziehe ich mich an dem Sims hoch und hangle mich durch die Öffnung. Dabei kratzen das alte Holz und die abblätternde Farbe unangenehm über meinen Bauch, meine O