: Linda Castillo
: Quälender Hass Thriller | Kate Burkholder ermittelt bei den Amischen: Band 11 der SPIEGEL-Bestseller-Reihe
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104910574
: Kate Burkholder ermittelt
: 1
: CHF 10.00
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 352
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die schreckliche Vergangenheit einer amischen Familie kommt ans Tageslicht, als die Großmutter der Familie auf brutale Weise ums Leben kommt. Der neue aufwühlende Roman von Bestseller-Autorin Linda Castillo.   Das friedliche Städtchen Painters Mill wird zutiefst erschüttert, als eine amische Großmutter auf einer verlassenen Farm brutal ermordet und ihre siebenjährige Enkelin entführt wird. Kate Burkholder versucht mit allen Mitteln, das Kind schnellstens zu finden. Die Familie lebt in einer ultra-konservativen amischen Siedlung am Fluss, sie ist äußerst hilfsbereit, doch Kate merkt schnell, dass sie etwas verschweigen. Aber warum? Als sie die fürchterliche Wahrheit aufdeckt, zweifelt sie an ihrem eigenen Glauben, an den Amischen, an der ganzen Welt.

Linda Castillo wuchs in Dayton im US-Bundesstaat Ohio auf, schrieb bereits in ihrer Jugend ihren ersten Roman und arbeitete viele Jahre als Finanzmanagerin, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit »Die Zahlen der Toten« (2010), dem ersten Kriminalroman mit Polizeichefin Kate Burkholder. Linda Castillo kennt die Welt der Amischen seit ihrer Kindheit und ist regelmäßig zu Gast bei amischen Gemeinden. Die Autorin lebt heute mit ihrem Mann und zwei Pferden auf einer Ranch in Texas.

1. Kapitel


Als Polizeichefin in einer Kleinstadt habe ich mit Dingen zu tun, von denen die meisten Menschen nichts wissen – nichts wissen wollen –, womit sie vermutlich besser dran sind. In der Regel handelt es sich um kleinere Vorkommnisse wie Verkehrsunfälle, häusliche Auseinandersetzungen, Bagatelldiebstähle oder ausgebrochene Nutztiere. Ich erlebe Menschen in außergewöhnlichen Stresssituationen – Freunde, Nachbarn und Leute, die ich schon fast mein ganzes Leben lang kenne. Manchmal sehe ich sie von ihrer schlimmsten Seite, was dadurch ausgeglichen wird, dass ich auch ihre guten Seiten kenne. Mir begegnen Mut, Charakterstärke, Fürsorglichkeit und die Bereitschaft, das eigene Leben für jemanden zu riskieren, den man gar nicht kennt. Und diese Momente sind es, die mir die Kraft zum Weitermachen geben, selbst wenn der Himmel dunkel ist und es in Strömen regnet.

Mein Name ist Kate Burkholder, ich bin Polizeichefin in Painters Mill, einer hübschen Kleinstadt im Herzen von Ohios Amish Country. Von den etwa fünftausenddreihundert Einwohnern der Stadt sind ein Drittel Amische. Auch ich bin hier geboren und als Amische aufgewachsen, habe die Glaubensgemeinschaft jedoch mit achtzehn Jahren verlassen. Damals habe ich mir nicht vorstellen können, jemals wieder hier zu leben, aber nach zwölf Jahren – und nachdem ich meine Berufung als Polizistin gefunden hatte – hat es mich doch an den Ort meiner Kindheit zurückgezogen. Dabei ist mir das Schicksal zu Hilfe gekommen, denn der Stadtrat bot mir die Stelle als Polizeichefin an. Ich bilde mir gern ein, dass meine Erfahrung im Polizeidienst oder mein guter Ruf als Polizistin ausschlaggebend waren, weiß aber auch, dass meine amischen Wurzeln – die Vertrautheit mit der amischen Lebensweise und Religion und meine Kenntnis von Pennsylvaniadeutsch – eine Rolle bei der Entscheidung spielten. Denn der Tourismus macht in Painters Mill einen Großteil der städtischen Einnahmen aus, und die Stadtoberen konnten davon ausgehen, dass meine Gegenwart helfen würde, die Kluft zwischen der amischen und der »englischen« Bevölkerung zu überbrücken.

Es ist kurz nach sechzehn Uhr, und ich sitze als Beifahrerin in meinem Dienstwagen neben Mona Kurtz, meiner frischgebackenen Streifenpolizistin. Heute Nachmittag ist sie ganz professionell: Sie trägt ihre neue Polizeiuniform, die noch nach Weichspüler duftet, ihr sonst wildes Haar ist in einem Pferdeschwanz gebändigt, und das oft farbenreiche Make-up besteht aus dezenten Braun- und Nude-Pink-Tönen. Momentan arbeitet sie noch hauptsächlich während der Nachtschicht in der Telefonzentrale, aber da Erfahrung beim Streifendienst wichtig ist, fahre ich – wenn unsere Dienstpläne es zulassen – jeden Tag ein paar Stunden mit ihr umher. Sobald ich jemanden für die Telefonzentrale gefunden und eingearbeitet habe, soll sie allein Streife fahren können.

Es ist ein wunderbar sonniger Tag, frisch, aber angenehm für November in diesem Teil von Ohio. Das Radio, in dem die Band X Ambassadors gerade zugibt, sich ein wenig »Unsteady« – unsicher – zu fühlen, ist so leise gedreht, dass wir den Polizeifunk hören können. Unser Coffee to go klemmt in den Kaffeehaltern, und die Verpackung unserer Burger vom Mittagessen steckt in einer Tüte in der Mittelkonsole. Wir fahren gerade auf der County Road 19, als ein Stück vor uns ein Dutzend Heuballen über beide Fahrbahnen verstreut liegen.

»Da hat wohl jemand seine Ladung verloren«, sagt Mona und fährt la