Look at Your Game, Girl
Im September 1993 war Jessica zwölf Jahre alt – 24 Jahre nach den Manson-Morden, fünf Jahre nachdem Hillel Slovak an einer Überdosis Heroin gestorben war, sieben Monate, bevor sich Kurt Cobain in den Kopf schoss und drei Wochen, bevor ein Mann mit einem Messer Polly Klaas von einer Übernachtungsparty mit Freunden in Petaluma, Kalifornien, entführte.
Jessicas Familie war von San Jose, wo sie das beliebteste Mädchen ihres Jahrgangs, der 6. Klasse, gewesen war, nach Santa Rosa gezogen, wo sie sich unglücklich zwischen verschiedenen Freundeskreisen hin und her bewegte: zwischen ihren beliebten Freunden, die sie nicht sonderlich beachteten; ihren Bandfreunden, die nett waren, aber langweilig; und denjenigen, die sie heimlich die fiesen Freunde nannte, die die faszinierendsten waren, aber auch die gemeinsten, deren Witze sich wie kleine Nägel in die Haut gruben. Mit den fiesen Freunden konnte sie lediglich in kleinen aufregenden Etappen ihre Zeit verbringen, bevor sie sich ganz ausgelaugt und wund fühlte und sich erholen musste in der tröstlichen Gegenwart ihrer Bandfreunde.
Jessicas Familie lebte in einem hellgelben viktorianischen Haus in Lomita Heights, und jeden Tag, wenn sie von ihrem Feldhockey-Training heimkam, schüttete sie ihre Schulhefte über dem Bett aus, füllte ihre Tasche mit ihrem Discman, ihrer schwarzenCD-Mappe und den Büchern, die sie aus der Bibliothek ausgeliehen hatte, sowie einem Apfel und drei Scheiben Käse als Snack. Dann lief sie die drei Blocks von ihrem Haus zum Park, wo die Skateboarder abhingen. Wenn sie den Park erreicht hatte, setzte sie sich ans untere Ende der gewundenen Rutsche und suchte sich ihre Musik und ein Buch aus. Sie besaß 17CDs, hörte aber nur drei davon:Blood Sugar Sex Magik,Use Your Illusion I undNevermind. Die Bücher waren meist Taschenbücher mit ganz abgenutztem Buchrücken aus dem Science-Fiction- oder Fantasy-Regal über Jungs, die Superkräfte entwickelten.
Die Skateboarder im Park waren älter als sie, 13 oder vielleicht 14, sie unterhielten sich laut und fuhren mit ihren Skateboards die Betonbrüstung hinab, was ein schreckliches Kratzgeräusch machte. Manchmal hoben sie ihre T-Shirts an, um sich den Schweiß aus dem Gesicht zu wischen, und entbl