: Prof. Dr. Michael Tsokos, Andreas Gößling
: Zersetzt True-Crime-Thriller
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426437735
: Die Fred Abel-Reihe
: 1
: CHF 10.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 432
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
BKA-Rechtsm diziner Dr. Fred Abel arbeitet unter Hochdruck an einem großen Fall: Ein winziger Einstich in der Kniekehle eines Toten verrät ihm, dass einer der gefährlichsten Killer der letzten Zeit weiterhin sein Unwesen treibt. Doch bevor Abel ihn stoppen kann, wird er in heikler Mission in den osteuropäischen Pseudostaat Transnistrien geschickt. Dort soll er zwei Mordopfer identifizieren, die in Kalkfässern gelagert wurden und fast vollständig zersetzt sind. Plötzlich steht Abel im Fadenkreuz eines politischen Komplotts. Während einer mörderischen Verfolgungsjagd durch das transnistrische Grenzland muss er seine ganz besonderen Fähigkeiten einsetzen. Und gleichzeitig kämpft in Deutschland das jüngste Opfer des Psychopathen in einem Keller um sein Leben ... 'Ein spektakulärer Thriller.' STERN Crime

Prof. Dr. Michael Tsokos, Jahrgang 1967, ist Professor für Rechtsmedizin und leitet das Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin in Berlin. Michael Tsokos ist der bekannteste deutsche Rechtsmediziner und regelmäßig als Experte im In- und Ausland tätig, beispielsweise für das BKA bei der Identifizierung der Opfer von Terrorangriffen und Massenkatastrophen. Seine bisherigen 26 Bücher waren allesamt SPIEGEL-Bestseller.  Folgen Sie Michael Tsokos auf Instagram: @dr.tsokos

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Berlin, Treptowers,
BKA-Einheit »Extremdelikte«, Besprechungsraum,
Dienstag, 5. September, 07:30 Uhr

 

 

Sichtlich gut gelaunt eröffnete Professor Paul Herzfeld um Punkt halb acht die Frühbesprechung. Vor ihm lag ein Stapel mit Schnellheftern, auf dem sein Smartphone thronte, ein nagelneuer Blackberry von beeindruckenden Ausmaßen. Anders als gewöhnlich blieb Herzfeld neben seinem Stuhl am Kopfende des Konferenztischs stehen, als wollte er gleich eine Rede halten oder zu einem anderen Termin weitereilen.

Eher wohl Letzteres, dachte Dr. Fred Abel.

Dafür sprach auch, dass der Leiter der BKA-Einheit »Extremdelikte« im dunkelblauen Anzug mit Weste und Krawatte erschienen war. Den weißen Medizinerkittel hatte er offenbar nur der Form halber übergestreift und nicht einmal zugeknöpft. Als sein Stellvertreter war es Abel gewöhnt, bei Meetings genauso wie im Sektionssaal für seinen Chef einzuspringen. Herzfeld war ein weltweit renommierter Rechtsmediziner und entsprechend häufig zu Konferenzen oder Sondereinsätzen auf allen Kontinenten unterwegs.

»Spannende neue Fälle warten auf uns, meine Damen und Herren«, sagte Herzfeld. Seine Augen funkelten, seine tiefe, wohlklingende Stimme füllte den mausgrau möblierten Raum. Mit einer Körperlänge von gut einem Meter neunzig und der Physiognomie eines bekannten Hollywoodschauspielers war er eine imposante Erscheinung. Selbst der japanische Gastarzt Dr. Takahito Hayashi hing an seinen Lippen, obwohl er kaum Deutsch verstand.

»Verdacht auf Waterboarding im Regierungsviertel«, fuhr Herzfeld fort, »Dr. Horstmar von der Rechtsmedizin der Charité wird Sie gleich über die Faktenlage informieren.« Er nickte einem jungenhaft wirkenden Mann Mitte dreißig zu, der am hinteren Tischende saß und in einem blassrosa Schnellhefter blätterte. Abel meinte die Anspannung des Kollegen von der Charité förmlich spüren zu können.

Sie hatten sich in dem fensterlosen Besprechungsraum der Treptowers am Spreeufer versammelt, in dem die allmorgendliche Frühbesprechung mit allen Mitarbeitern ihrer Abteilung stattfand. Seinen Namen verdankte der Bürokomplex dem hundertfünfundzwanzig Meter hohen, glasummantelten Turm, der die ansonsten nüchtern-zweckmäßige Anlage im Südosten der deutschen Hauptstadt dominierte. Von der grandiosen Aussicht, die man von der Dachterrasse aus genießen konnte, hatten Abel und seine Kollegen allerdings wenig. Ihre rechtsmedizinische Sonderabteilung befand sich im zweiten Untergeschoss.

Obwohl es hier im Besprechungsraum eher kühl war, wies Horstmars hellblaues Hemd CD-große Schweißflecke unter den Achseln auf.Der Kollege ist voll auf Adrenalin, ging es Abel durch den Kopf. Horstmar schien seinen Blick zu spüren. Er blickte von seiner Akte auf und sah Abel durchdringend an.

Jagdfieber. Sein kriminalistischer Instinkt ist geweckt, dachte Abel und nickte ihm mit der Andeutung eines Lächelns zu. Er empfand spontane Sympathie für den rund zehn Jahre jüngeren Mann. Nur wenige Rechtsmediziner fühlten sich dazu berufen, als »Kommissar mit Knochensäge« aktiv an Ermittlungen teilzunehmen, und unter diesen Kollegen waren die raren Jobs in derBKA-Einheit »Extremdelikte« heiß begehrt. Abel selbst hatte vor vier Jahren Herzfelds Angebot angenommen und war rasch zu dessen Stellvertreter aufgestiegen, nachdem der vorherige Vize aus Altersgründen ausgeschieden war. Seit seinem ersten Tag in Herzfelds Abteilung war Abel überzeugt davon, seinen Traumjob gefunden zu haben.

»Und dann ist da noch ein weiterer mutmaßlicher Serienmörder.« Herzfeld hielt inne und überflog die erste Seite eines Schnellhefters, den er aus dem Stapel gezogen hatte.

»Eine aufmerksame junge Kollegin vom Brandenburgischen Landesinstitut«, fuhr er fort,