: Ulrike Renk
: Die Zeit der Kraniche Roman
: Aufbau Verlag
: 9783841214492
: Die Ostpreußen Saga
: 4
: CHF 8.00
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 500
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Zeiten des Aufruhrs.

Nach dem dringlich herbeigesehnten Ende des Krieges besetzen die sowjetischen Truppen das Land. Viele Gutsfamilien verlassen ihre Heimat und ziehen in den Westen. Auch Gebhards Brüder und seine Mutter. Er jedoch kann sich einfach nicht dazu entschließen, das Land seiner Väter zu verlassen. Dann wird er denunziert und verhaftet. Frederike droht das gleiche Schicksal. In letzter Sekunde schafft sie es zu fliehen - aber wird ihr ein Neuanfang gelingen? Und was ist mit Gebhard?

Der Abschluss der großen Ostpreußen-Saga von Bestsellerautorin Ulrike Renk.



Ulrike Renk, Jahrgang 1967, studierte Literatur und Medienwissenschaften und lebt mit ihrer Familie in Krefeld. Familiengeschichten haben sie schon immer fasziniert, und so verwebt sie in ihren erfolgreichen Romanen Realität mit Fiktion.

Im Aufbau Taschenbuch liegen ihre Australien-Saga, die Ostpreußen-Saga, die Seidenstadt-Saga, die große Berlin-Saga um die Dichterfamilie Dehmel und zahlreiche historische Romane vor.

Mehr zur Autorin unter www.ulrikerenk.de

Kapitel 1


Mansfeld, Oktober 1944

Frederike hielt die Andacht am frühen Morgen, obwohl sich ihr Magen schmerzhaft zusammenkrampfte. Nachdem sie das Vaterunser gesprochen hatte, schaute sie in die Runde. Die Leute, wie die Bediensteten des Guts genannt wurden, sahen genauso angespannt aus wie sie.

»Wat soll nun werden?«, fragte Lore, die Köchin, leise, nachdem die meisten Angestellten und die drei BDM-Mädchen das Zimmer verlassen hatten.

»Wir müssen zusammenhalten«, sagte Ursa Berndt, Gebhards Sekretärin. »Sie werden sicherlich bald zurückkommen.«

»Das hoffe ich«, murmelte Frederike. »Das hoffe ich sehr.« Dann straffte sie die Schultern. »Es hilft ja nichts – die Arbeit muss getan werden. Lassen Sie uns jetzt einfach so weitermachen wie immer und die Mahlzeiten besprechen«, sagte sie zu Lore. »Vorher muss ich noch schnell mit Pirow reden. Und auch mit Dannemann.«

Eigentlich hätte Gebhard, Frederikes Mann, die Andacht halten sollen, so wie er es jeden Morgen tat. Doch gestern waren er und seine Mutter von der Gestapo abgeholt und nach Potsdam gebracht worden. Jemand musste sie denunziert haben, ihnen wurden staatsfeindliche Einstellung und das Verbreiten von Fremdnachrichten vorgeworfen. Als Erstes war Heide zu Mansfeld auf Gut Leskow verhaftet worden, jemand hatte Gebhard angerufen und ihn vorgewarnt. In aller Eile hatte Frederike das zweite Radio, mit dem sie die Nachrichten der BBC gehört hatten, aus dem Kartoffelkeller geholt und es Lore gegeben, damit sie es versteckte.

Es gab keine Beweise für Gebhards und Heides staatsfeindliches Verhalten, aber Beweise waren in der jetzigen Zeit auch nicht mehr nötig. Das Wort eines Nationalsozialisten reichte.

»Es war sicherlich dieser Hittlopp«, flüsterte Fräulein Berndt Frederike zu, während sie in den kleinen Salon gingen. Dorthin hatte Ilse, das Hausmädchen, schon das Tablett mit dem Kaffee gebracht. In einer halben Stunde würde es das erste Frühstück geben, aber Frederike trank für gewöhnlich zusammen mit Ursa und Gebhard schon eine erste Tasse nach der Andacht, bevor sie dann alle ihrem Tagesgeschäft nachgingen. Natürlich gab es kaum noch echten Kaffee, aber Lore war sehr erfinderisch, wenn es um Rezepte für Ersatzkaffee ging. Sie röstete Wurzeln, Kastanien, Bucheckern, sogar Kartoffelschalen. Dann wurde alles gemahlen und mit Wasser aufgebrüht. Man musste diesen Kaffee sehr heiß und mit etwas Zucker trinken, sonst war er zu bitter.

Frederike nahm sich eine Tasse, blickte auf den nun leeren Sessel, auf dem sonst ihr Mann Platz nahm, und ging zum Fenster. Man konnte das erste Morgenlicht nur erahnen, noch lagen Ruhe und der herbstliche Morgennebel über dem Park. Die Nebelschwaden tanzten auf der Stepenitz, dem kleinen Flüsschen, das sich am Burghof vorbei und durch die Stadt schlängelte. Erst in einer Stunde würde die Sonne aufgehen und ihr goldenes Licht auf die rotgefärbten Blätter d