: Brigitte Riebe
: Ehemänner und andere Fremde Roman
: Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
: 9783955300005
: 1
: CHF 2.40
:
: Spannung
: German
: 318
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Seit Ruth Bastian diese schreckliche Entdeckung gemacht hat, verliert sie mehr und mehr den Boden unter den Füßen. Warum hat sie nie etwas bemerkt vom Doppelleben ihres Mannes jenseits der Grenzen bürgerlicher Sexualmoral? Und was wissen Liz und Max Donati, ihre besten Freunde, über die perversen Vorlieben von Martin? Schließlich geschieht ein blutiges Verbrechen, das die ganze grausame Wahrheit ans Tageslicht bringt.

1


Ihre Hände zitterten. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Alles in ihr schrie nach sofortiger Flucht. Aber sie blieb auf dem Bett sitzen, kerzengerade, den Rücken gegen die Wand gepreßt. Sie hielt den Hörer umklammert und lauschte endlos lange dem Freizeichen. Niemand hob ab. Kein Anrufbeantworter sprang an. Auch das Autotelefon blieb, nachdem sie abermals gewählt hatte, tot. Als Ruth Bastian es satt hatte, wie gebannt die gegenüberliegende weiße Wand zu fixieren, legte sie auf, erhob sich und ging langsam zum Fenster hinüber. Aus einem plötzlichen Impuls heraus schlug sie mit der flachen Hand gegen den hölzernen Rahmen. Und ein zweites Mal. Es tat weh, ordentlich weh sogar, und sie war so erleichtert über den körperlichen Schmerz, daß sie auf der Stelle hätte losheulen können. Sie biß sich auf die Lippe und kämpfte gegen die Woge von Angst, Enttäuschung und Wut an, die sie zu überwältigen drohte.

Wo verdammt noch mal steckte Martin?

Sie war schon lange vor Anbruch der Dämmerung aufgestanden; ein Blick auf ihre Armbanduhr zeigte, daß es inzwischen kurz nach sieben war. Ruth öffnete das Fenster einen Spalt und sog die frostige Luft ein. Es roch nach Schnee und war entschieden zu kalt für Ende Februar. Sie machte ein paar tiefe Atemzüge. Auch ohne Spiegel wußte sie, wie sie im Moment aussah: eine große, dunkelhaarige Frau mit aufgelösten Zügen, blassen, zerbissenen Lippen und den steilen Falten, die immer dann auf ihrer Stirn erschienen, wenn sie besonders zornig oder durcheinander war.

Allmählich legte sich das flaue Gefühl im Magen. Sie strich eine lästige Strähne aus dem Gesicht; ihre Hände flatterten noch immer leicht, ihr Verstand aber begann wieder zu arbeiten, klar, schnell und präzise, wie sie es gewohnt war. War sie denn verrückt geworden, wegen einer Lappalie so außer sich zu geraten? Zu Hause, jenseits des Atlantiks, war es drei Uhr mittag und Freitag noch dazu. Konnte sie da ernsthaft erwarten, daß er noch am Schreibtisch saß und auf ihren Anruf lauerte? Warum es später nicht noch einmal versuchen, in aller Ruhe und ohne jeden Vorwurf? Egal, ob er schon auf dem Heimweg war, mit Geschäftsfreunden noch essen oder sonstwo unterwegs – irgendwann mußte Martin ja schließlich nach Hause kommen.

Muß er das? höhnte die unfreundliche Stimme in ihr, der sie schon seit einiger Zeit auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war.Woher willst du das eigentlich so genau wissen? Halt die Klappe! dachte Ruth grimmig und zog die Wolljacke enger um die Schultern. Und laß mich endlich in Ruhe! Ich habe hier doch wirklich schon genug um die Ohren!