: Anne Jacobs
: Das Gutshaus - Zeit des Aufbruchs Roman
: Blanvalet
: 9783641208325
: Die Gutshaus-Saga
: 1
: CHF 8.10
:
: Erzählende Literatur
: German
: 576
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der mitreißende Abschluss der Gutshaus-Saga ist da! Das lange Lese-Wochenende kann beginnen.
So langsam scheint Ruhe im Gutshaus eingekehrt zu sein. Franziska hat ihre alte Heimat wiedergefunden und in Walter ihre große Liebe. Ihre Enkelin Jenny tut alles, um sich mit dem alten Anwesen eine Zukunft aufzubauen, und ist glücklich mit Uli, der neuen Schwung in seinen Bootsverleih gebracht hat. Aber so rosig ist leider nicht alles: Das neu eröffnete Restaurant läuft nicht richtig, und bei Bauarbeiten im Keller tritt ein Fund zutage, der längst Vergangenes wieder lebendig werden lässt. Franziska befürchtet, dass er etwas mit ihrer Schwester zu tun haben könnte. Und sie fragt sich: Wird ihre Vergangenheit sie niemals loslassen?

SPIEGEL-Bestsell rautorin Anne Jacobs bei Blanvalet:

Die Gutshaus-Saga:

1. Das Gutshaus. Glanzvolle Zeiten
2. Das Gutshaus. Stürmische Zeiten
3. Das Gutshaus. Zeit des Aufbruchs

Die Tuchvilla-Saga:

1. Die Tuchvilla
2. Die Töchter der Tuchvilla
3. Das Erbe der Tuchvilla
4. Rückkehr in die Tuchvilla

Anne Jacobs veröffentlichte unter anderem Namen bereits historische Romane und exotische Sagas. Mit »Die Tuchvilla« gestaltete sie ein Familienschicksal vor dem Hintergrund der jüngeren deutschen Geschichte und stürmte damit die Bestsellerliste. Nach ihrer ebenfalls sehr erfolgreichen Trilogie um »Das Gutshaus«, die von einem alten herrschaftlichen Gutshof in Mecklenburg-Vorpommern und vom Schicksal seiner Bewohner in bewegten Zeiten erzählt, legt Anne Jacobs nun den fünften Band der »Tuchvilla«-Saga vor.

Kacpar

Frühjahr 1995

Da war er! Enno Budde. Pünktlich wie die Uhr – genau um halb elf. Parkte seinen silbernen Opel Corsa auf dem Gästeparkplatz gleich neben dem neu erbauten Inspektorenhaus, das Jenny boshaft »Simons Nostalgiehütte« nannte. Blieb noch ein Weilchen im Wagen sitzen, um die Papiere in seiner Aktentasche zu sortieren.

Kacpar stand von seinem Arbeitstisch auf und trat näher zum Fenster. Von seiner Zweizimmerwohnung im Dachgeschoss des Gutshauses hatte er einen ausgezeichneten Blick über das gesamte Anwesen – ein unerwarteter Bonus an dieser bescheidenen Bleibe. Grimmig stützte er beide Hände auf das Fensterbrett, das immer noch auf den zweiten Anstrich wartete, und sah zu, wie Enno Budde langsam ausstieg, die abgegriffene braune Aktentasche unter den linken Arm geklemmt. Lang und hager war der Gerichtsvollzieher aus Waren, ging vornübergebeugt, als müsse er gegen den Küstenwind ankämpfen, und wenn er mit den Leuten redete, hatte er immer ein bedauerndes Lächeln in den Mundwinkeln. Eine scheinbare Solidarität mit den armen Schweinen, die jetzt zahlen oder bluten mussten. Enno Budde hatte keine Probleme, seine Kundschaft bluten zu lassen.

Kacpar fluchte leise vor sich hin. Er war zur Tatenlosigkeit verdammt, sein wiederholtes Angebot, sich finanziell an dem Projekt »Gutshotel Dranitz« zu beteiligen, war abgelehnt worden, die Damen Franziska und Jenny wollten unter sich bleiben.

»Nee, Kacpar – kommt nicht in die Tüte«, hatte Jenny noch vorgestern lautstark getönt. »Da hätten wir ja auch Simon als Teilhaber aufnehmen können.«

Der Vergleich hatte ihn tief getroffen. Simon Strassner war ein Aasgeier, einer, der über Leichen ging, um Geld zu machen. Hätten sie Simon als Partner aufgenommen – keine drei Monate wären vergangen, und der Gutshof samt Park und See hätte ihm allein gehört. Er, Kacpar, war genau das Gegenteil. Ein nützlicher Idiot, der seit fast fünf Jahren die Planung und Bauleitung innehatte und dafür monatlich einen lächerlich kleinen Betrag erhielt. Er hatte sein Wissen und Können, seine Arbeitskraft und fünf Jahre seines Lebens in dieses Projekt investiert, und nun, da ihnen das Wasser bis zum Hals stand, wollte er nichts weiter, als ihnen mit seinen Ersparnissen unter die Arme zu greifen. Freilich mit einer Absicherung als Teilhaber, darauf glaubte er ein Recht zu haben. Aber nein – die Damen wollten es allein durchstehen. Stur waren sie, diese von Dranitz’schen Frauen, aber das hatte er ja schon immer gewusst.

Was hatten sie denn davon, wenn die Banken den Hahn zudrehten und der Gutshof unter den Hammer kam? Wer würde der Erste sein, der sich Dranitz unter den Nagel riss? Der Herr Architekt Strassner natürlich. Bei der Vorstellung, dass dieses traumhaft schöne Anwesen, das sich während der vergangenen Jahre unter seiner Bauleitung zu einer vielversprechenden Anlage gemausert hatte, schon in wenigen Monaten Simon Strassner gehören könnte, wurde Kacpar schwarz vor Augen. So weit durfte es nicht kommen. Schlimm genug, dass Simon ihnen diese kitschige Bilderbuchhütte von Inspektorenhaus vor die Nase gebaut hatte und in unregelmäßigen Abständen hier auftauchte, um mit seiner Tochter spazieren zu gehen und das arme Kind mit Süßigkeiten vollzustopfen.

Kacpar riss sich von seinen bedrückenden Gedanken los und reckte den Hals, um den Gerichtsvollzieher besser sehen zu können. Die vor zwei Jahren gepflanzte Platanenallee war noch ziemlich kahl, hoffentlich hatten alle Bäume den Winter überlebt. Enno Budde betrat den gepflasterten, von einer niedrigen Schmuckmauer eingefassten Hof und steuerte geradewegs auf das rechte Kavaliershäuschen zu, in das Franziska und Walter Iversen vor einem knappen Jahr eingezogen waren. Im linken Häuschen, das zum Park hin gelegen war, dort,