1.
Bouner Haad:
Begegnung auf Virkol
Bouner Haad durchpflügte das Meer, während Tenshuun auf seinem Rücken saß und jauchzte.
Er frohlockt gerne und häufig, dachte der riesige Haluter.Er findet Vergnügen an allen Bewegungen, je wilder, desto besser. Kein Wunder, er musste lange genug darauf verzichten. Und nun wird er sterben, aber er will die letzte Phase seines Leben zumindest noch genießen.
Der Haluter Bouner Haad hatte den Benshér, der sichin den Namen Tenshuun fasste, aus dem Montagekomplex der Enzephalotronik und aus seinem Gefängnis befreit, das ihn zugleich am Leben erhalten hatte.
Gemeinsam waren die beiden nun auf der Flucht vor den Gebietern des Sternenrads, den Cairanern. Denn diese schienen in besonderer Weise mit dem Benshér verbunden zu sein. Und Bouner Haad ahnte bereits, in welcher Form ...
Bouner Haad hatte sich an der Küste Ghalabaicos einfach in die Fluten gestürzt. Was für einen Menschen ein Risiko gewesen wäre, blieb für den Haluter harmlos: Er war knapp drei Meter hoch und brachte die brachiale Urgewalt mit, die sein Volk auszeichnete, verbunden mit einer exzellenten Ausbildung. Ein Terraner wäre da selbst mit einem schweren Schutzanzug nicht einmal ansatzweise mitgekommen.
Das Planhirn – jene anatomische Besonderheit, die Haluter auszeichnete und oft mit einem organischen Computer verglichen wurde – wusste sofort die entsprechenden Daten beizusteuern: Ein menschlicher Schwimmer zufolge legte etwa drei Kilometer pro Stunde zurück, der Haluter problemlos das Zwölffache. Haad sicherte seinen jubelnden Passagier mit einem Laufarm und konzentrierte sich ansonsten auf die Bewegungen der drei anderen Arme und der beiden Beine, die ihn durchs Wasser vorwärtstrieben. Vor ihrem Aufbruch hatte er ihr Ziel ins Auge gefasst, und das Planhirn hielt ihn auf Kurs. Die beiden seitlich am Kopf sitzenden winzigen Ohrlöcher und die flachen Nasenöffnungen hielt er durch Hautfalten verschlossen.
Der Planet Ghibona war zwar erdähnlich, doch die Atmosphäre wesentlich turbulenter. Das Meer war aufgewühlt, der ewige Sturm peitschte hohe Wellen auf, die auch ihm als Haluter durchaus gewisse Anstrengungen abverlangten.
Noch zehn Minuten, bis er die ausgewählte Insel erreichen würde.
Bouner Haad reckte den Oberkörper und damit den Kopf hoch und schaute in den Himmel empor, der ihm noch so fremdartig vorkam wie am ersten Tag im Sternenrad. Zwei rot-orangefarbene Sonnen standen am Himmel, und aus dem gemeinsamen Schwerpunkt, um den sie sich drehten, stieß das Weiße Loch Emlophe Energie aus. Zu sehen war dieses kleine stellare Objekt selbst mit der scharfen Sicht eines Haluters nicht, er konnte nur dessen Wirkung erkennen. In der Nacht war der Anblick noch seltsamer; dann bot sich dem Betrachter ein sternenloser, milchig-weißer Himmel. Sterne waren nicht zu sehen, nur die gelegentlich erscheinenden anderen Planeten des Sternenrads.
Der Haluter fuhr alle drei Augen auf den Stielen aus. Nun konnte er zum einen besser über die Bugwelle sehen, die er verursachte, und zum anderen nach Raubfischen Ausschau halten, die dumm genug waren, ihn als Beute anzusehen. Damit war zwar nicht zu rechnen – allein seine Größe würde die meisten fleischfressenden Fische davon abhalten, ihn anzugreifen –, doch Vorsicht war angeraten: Er wusste so gut wie nichts über die Fauna dieses Ozeans, und vielleicht gab es Spezies, die ihn aufgrund ihrer gewaltigen Ausmaße als kleinen, schmackhaften Happen ansahen.
Wobei selbst sie sich buchstäblich