München
Mitte März
Alexandra
Alexandra legte den Stift zur Seite und schob ein Blatt Papier über das Foto, es war zu spät. Die Volontärin hatte ihre Albernheit gesehen. Und ihre Gedanken standen ihr auf der Stirn: Warum malte eine erfolgreiche Verlegerin die Schneidezähne ihres wichtigsten Autors schwarz? Weil, gab Alexandra ihr in Gedanken zur Antwort, das dann so schön von seinem arroganten Ausdruck ablenkte.
Natürlich würde sie das nie auf einem Originalfoto machen. Das war erstens zu teuer und zweitens wäre sie dann tot. Höchstpersönlich vom wichtigsten Autor erwürgt, das wäre doch ein standesgemäßer Abgang. Sie könnte sofort zum Mythos werden.
»Alexandra, was machen wir denn jetzt?« Die nachdrückliche Stimme von Ulrike holte sie in die Sitzung zurück, noch war sie kein Mythos, stattdessen saß sie hier mit sieben Frauen in der wöchentlichen Programmrunde und musste eigentlich dringend an ihren Schreibtisch.
»Sebastian weigert sich, den Umschlag auch nur anzusehen.« Ulrike hob ungeduldig die Hände. »Er besteht darauf, dass seine Patentochter einen Entwurf macht.«
»Seine Patentochter?« Alexandra hob die Augenbrauen. »Die arbeitet bei einem Tierarzt.«
»Die andere.« Ulrike blieb tatsächlich ernst. »Studiert Graphikdesign. Im zweiten Semester.«
»Wenigstens nicht die vom Tierarzt.« Alexandra tippte sich an die Stirn. »Aber was soll das? Ist er jetzt völlig übergeschnappt? Der Umschlag für das Buch ist fertig, und aus.« Ihr Blick fiel auf die Volontärin, wie hieß die noch? Ulrike hatte sie ihr vorhin vorgestellt, Alexandra hatte den Namen sofort wieder vergessen. Sie sah sie entschuldigend an. »Frau …, es tut mir leid, ich habe Ihren Namen vergessen, ich war vorhin so in Eile. Würden Sie ihn mir noch mal sagen?«
»Magnus«, antwortete die junge Frau und wurde ein bisschen rot. »Sophia Magnus. Und ich bin sehr froh, dass ich hier volontieren kann.« Sie senkte sofort den Blick und setzte noch nach: »Bei Ihnen.«
»Sophia Magnus«, wiederholte Alexandra langsam und nickte. »Ja, Frau Magnus, dann herzlich willkommen. Kennen Sie Sebastian Dietrich?«
»Ja, natürlich«, Sophia Magnus hob den Kopf. »Ich habe alles von ihm gelesen, ich finde ihn großartig.«
»Und dieser Umschlag?« Alexandra hielt eine Kopie des Schutzumschlages hoch. »Wie gefällt der Ihnen?«
»Sehr gut. Der ist toll. Man weiß sofort, um was es geht.«
»Sie finden den also gelungen? Er gefällt Ihnen?«
»Ja«, sie nickte heftig. »Unbedingt.«
»Sehr gut, vielen Dank.« Alexandra machte sich eine Notiz. »Sie sind schließlich die Zielgruppe. Ulrike, ich treffe mich ja nachher mit Sebastian und kläre das mit ihm. Was haben wir noch auf dem Zettel?«
»Die Ausstattung der Geschenkbücher, die Ladenpreise für die finnische Krimireihe und die Veranstaltung in Köln.«
»Dazu braucht ihr mich ja nicht unbedingt, wir hatten das schon soweit besprochen. Wir sehen uns morgen, ich muss los.«
Sie schob ihre Unterlagen zusammen, sprang auf und winkte lächelnd noch einmal kurz auf dem Weg zur Tür. Dann war sie weg.
Sophia Magnus sah ihr beeindruckt nach und merkte dann, dass Ulrike sie beobachtete. »Oh, Entschuldigung, ich hatte sie mir nur ganz anders vorgestellt.«
Die Frauen am Tisch warfen sich belustigte Blicke zu, bis die älteste von ihnen sagte: »Und wie?«
Sophia war es sichtlich unangenehm, dass sie plötzlich im Mittelpunkt stand. Sie verstand selbst nicht, warum sie so aufgeregt gewesen war, Alexandra Weise persönlich zu treffen. Aber sie musste sich jetzt zusammenreißen, wenn sie nicht wie ein blödes Groupie dastehen wollte. Sie räusperte sich. »Na ja, ich habe meine Abschlussarbeit über Frauen im Verlagswesen geschrieben. Und dafür hatte ich mir unter anderem Frau Weise ausgesucht. Ich habe so ziemlich alles über sie gelesen, w