: Louie Stowell
: Loki - Voll vergöttert!
: Carl Hanser Verlag München
: 9783446280243
: Loki
: 1
: CHF 10.70
:
: Kinderbücher bis 11 Jahre
: German
: 256
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In Band 3 der Loki-Reihe von Louie Stowell stellt der elfjährige Gott Loki mal wieder die Menschenwelt auf den Kopf. Chaos vorprogrammiert!
Wie bekommt man als Gott in der Menschenwelt endlich die Bewunderung, die einem zusteht? Loki sitzt weiterhin auf der Erde fest und versucht zu beweisen, dass er die Rückkehr zu den anderen Göttern verdient. In der Schulaufführung sieht er seine große Chance: Als Gott der Tricksereien ist er ein begnadeter Schauspieler - und damit ja wohl die ideale Besetzung als Held. Alle sollen sehen, wie viel Gutes in ihm steckt! Doch zu seiner Enttäuschung gibt ihm die Lehrerin die Rolle des Schurken. Wie praktisch, dass Loki einen magischen Ring findet, der ihm angeblich all seine Wünsche erfüllen und ihn endlich beliebt machen kann. Blöd nur, dass auf dem Ring ein Fluch lastet, der Loki dazu anstiftet, die Schulaufführung ins Chaos zu stürzen.

Louie Stowell, geboren 1978 in London, war Werbetexterin, PR-Agentin, Cartoonistin und Sachbuchautorin, bevor sie sich ganz der Belletristik widmete. Sie liebt Comics, Science-Fiction, Fantasy und alles, was lustig ist. Außerdem hat sie eine Schwäche für Wälder, Stadtfüchse und Mythologie. Zusammen mit ihrer Frau und Hund Buffy lebt sie in London. Mit Loki - Wie man als schlechter Gott ein guter Mensch wird (oder auch nicht) und Loki - Warum man als schlechter Gott immer an allem schuld ist (oder auch nicht) erschienen 2023 die ersten beiden Bände der von Ulf K. illustrierten Kinderbuch-Reihe. Der dritte Band Loki - Voll vergöttert! folgt im Frühjahr 2024.

Tag 2


Samstag

LOKIS TUGEND-SCORE (LTS):
— 50

Punktabzug, weil deine Eltern sich Sorgen um dich machen mussten.

Das sind ja nicht mal meine echten Eltern!

Heute Morgen gingen wir alle gemeinsam raus, um ein bisschen »gesunde, frische Luft« zu schnappen. Das ist Hyrrokkin-Sprache und bedeutet, dass man im Park im Kreis herumrennt. Übrigens in einer Geschwindigkeit, die man nur bei Soldaten erwartet, die spät dran sind und dringend zur Schlacht müssen. Ich persönlich weiß wirklich nicht, was daran gesund sein soll, keine Luft mehr zu kriegen.

Da Hyrrokkin und Heimdall zudem die ganze Zeit damit verbrachten, an mir herumzumeckern, kam mir der Verdacht, dass dieser »Spaziergang« insgeheim nur eine weitere Bestrafung war.

Während ich vor mich hin keuchte, machte Hyrrokkin uns eine Ankündigung: »Heimdall und ich haben vor, uns eine weitere Sterblichen-Tradition mal etwas genauer anzusehen. Sie nennt sich Urlaub.«

Ich wusste schon in etwa, was Urlaub ist, dank der Definitionen, die in diesem Buch auftauchen, wenn ich auf ein neues Sterblichen-Konzept stoße.

Ratgeber für sterbliches Leben im 21. Jahrhundert auf einen Blick

URLAUB: Wenn man quer durch Midgard reist, um zu einem anderen Ort in Midgard zu kommen. Manchmal ist dieser Ort wärmer als die eigentliche Erdenbehausung der Menschen, und das Ziel des Urlaubs besteht darin, sich wie die Midgard-Schlange in den Ozean zu versenken. Manchmal ist dieser Ort aber auch so kalt wie Jotunheim. Dann besteht das Ziel des Urlaubs darin, auf Skiern von Bergen zu springen wie der Frostriese Skadi. Der Zweck eines jeden Urlaubs ist es, zu vergessen, dass das sterbliche Leben kurz, tragisch und leer ist. Ein weiterer Zweck besteht darin, den Leuten zu entfliehen, die einem im normalen Leben auf den Geist gehen.

Als ich meine Freude darüber zum Ausdruck brachte, im Urlaub nicht zur Schule zu müssen, korrigierte mich Hyrrokkin: Thor und ich würden hierbleiben.

Meine Gedanken rasten in mehrere Richtungen gleichzeitig:

Doch wie auch immer, diese Hoffnung wurde rasch zunichtegemacht, als Heimdall das Wort ergriff.

»Odin schickt einen Gott aus Asgard, um dich im Auge zu behalten, während wir weg sind …« Seine Augen leuchteten, und sein Mund verzog sich zu einem dümmlich glücklichen Grinsen, das mir erschreckend bekannt vorkam …

Oh. Oh nein.

Heimdall: Du hast so ein Glück …

Bitte nicht …

Heimdall: … dass jemand auf dich aufpasst, der so schön und charmant ist …

Nichter!

Heimdall: Balder! Mein Lieblingsbruder!

Balder ist der Liebling vonALLEN. Na ja, abgesehen von mir. Für alle anderen ist er vielleicht der reinste Sonnenschein, aber mich hat er aus unerfindlichen Gründen seit jeher gehasst.

Könnte dieser unerfindliche Grund etwas mit deiner Persönlichkeit und deinen bisherigen Schandtaten zu tun haben?

UNVERSCHÄMTHEIT!

Ganz gleich, was der lächerliche und völlig ungerechtfertigte Grund dafür sein mag, mich nicht zu mögen, in jedem Fall hat er es auf mich abgesehen. Als Odin schwor, mein Blutsbruder zu sein (lange Geschichte, in der viel Blut und Geheule von meiner Seite vorkommen), sagte Balder zu Odin, er würde das noch Ewigkeiten bereuen. Was für eine Frechheit!

Kein Kommentar.

In Asgard reden die Leute von morgens bis abends davon, wie großartig Balder ist. Selbst von Thor bekommt erDEN Blick. Von Thor! DerDEN Blick normalerweise von allen anderen bekommt. Und auch Odin kriegt sich grundsätzlich nicht mehr ein, wenn es um ihn geht! Ich für meinen Teil finde, er könnte mal ’ne ordentliche Backpfeife vertragen.

Nicht, dass ich ihm wirklich eine Backpfeife versetzen würde. Das hätte auch gar keinen Sinn, schließlich ist er unverwundbar. Ganz abgesehen davon, dass ich im Augenblick die Muskelkraft einer toten Nacktschnecke habe.

»Loki, hörst du zu?«, fragte Hyrrokkin.

Offenbar war es nicht unbemerkt geblieben, dass ich mich dem süßen Traum hingegeben hatte, Balder mal richtig eine runterzuhauen.

»Ich habe gerade gesagt, dass Balder nicht als euer Bruder hier sein wird. Sterblichen-Kinder brauchen die Aufsicht eines Erwachsenen, also spielt er die Rolle von Liams und Thomas’ Onkel Bill.«

Na toll. Nicht genug, dass Thors noch perfekterer Bruder hier aufkreuzt. Noch schlimmer: Er kann mich auch noch herumkommandieren, weil er angeblich »älter« und »überlegen« ist.

ErIST dir überlegen. In jeder Hinsicht.

Ich kam zu dem Schluss, dass es nur einen einzigen Weg gab, diese verfluchte Lage erträglich zu machen: Balder, dem Nervtötenden, so viele Streiche zu spielen, wie ich in die mir zur Verfügung stehenden Tage nur unterbringen konnte.

~

ZAHNPASTA GEGEN KLEBSTOFF TAUSCHEN

~

KRÖTE IN SEIN BETT

~

SCHERZNACHRICHT VON ODIN

~

SCHNECKEN IN SEINEN SCHUHEN

~

SEIN GESICHT BEMALEN

~

KLO MIT FOLIE BESPANNEN

~

FISCH UNTERS KISSEN

~

HÄLFTE SEINER SOCKEN VERSTECKEN

~

EINE AUGENBRAUE ABRASIEREN

~

JUCKPULVER

Muss ich dich daran erinnern, dass Streiche, die du Odins Lieblingssohn spielst,KEINE moralische Verbesserung darstellen? Und dass nur deine moralische Besserung dafür sorgen kann, dass du wieder Zutritt zu Asgard erhältst?

Tagebuch, muss ich dich daran erinnern, dass du ein unfassbarer Spielverderber bist?

Als es schließlich klingelte und ich die Haustür öffnete, hoffte ich, es würden Valerie oder Georgina sein, schließlich waren wir am Nachmittag verabredet. Leider war es bloß unser dämlicher Babysitter. Balder, der Hübsche. Balder, der Wunderbare. Balder, derBla, bla, bla, könnt ihr alle mal aufhören, über Balder zu labern, mir wird nämlich kotzübel!

BERICHTIGUNG: Das hat erNICHT gesagt. Er sagte: »Hi, Loki.«

Ja, aber derTON, mit dem er das sagte, machte unmissverständlich klar, dass er mich für einen Wurm hält. Aber wie auch immer, ich bat ihn höflich herein, und das, obwohl er in diesemTON mit mir gesprochen hatte.

BERICHTIGUNG: Du sagtest: »Ach, du bist es.« Dann hast du dich umgedreht und bist den Flur runtermarschiert, und zwar, ohne ihn hereinzubitten.

Ich denke, auf eine Tatsache können wir uns einigen: Balder kam ins Haus.

Alle scharten sich im Wohnzimmer um ihn und flöteten mit lächerlichen hohen Stimmen, wie schön es doch wäre, ihn zu sehen. Na ja, bis auf Hyrrokkin. Hyrrokkin flötet nicht. Sie schlug ihm bloß derart herzhaft auf den Rücken, dass er fast vornüberfiel, während Thor und Heimdall ihmDEN Blick zuwarfen, bis ihnen beinahe die Augen aus dem Kopf fielen.

Uff. Ich hoffte, Valerie und Georgina würden bald eintreffen, damit ich damit aufhören konnte, dem Anbeten von...