: Felicity Pickford
: Weihnachtswunder im kleinen Grandhotel Roman
: Goldmann
: 9783641272319
: Charming Street
: 1
: CHF 11.70
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 224
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Es ist reiner Zufall, dass die junge Kate Goodwin auf der Isle of Skye gelandet ist: Turbulente Umstände wollten es, dass sie sich unversehens in einen Zug retten musste, ohne sein Ziel zu kennen. Als sie auf der Insel ankommt, taucht ein Page vor ihr auf, der sie zu ihrem Erstaunen in das romantisch verschneite Hotel »24, Charming Street« chauffiert. Wenig später findet sie sich in der hinreißenden Weihnachts-Suite wieder, die eigentlich für einen Ehrengast reserviert ist: die legendäre Chansonnière Odile Tourée. Odile macht sich einen Spaß daraus, die Verwechslung nicht aufzuklären, und schon bald gerät die weihnachtliche Beschaulichkeit im kleinsten Grandhotel der Welt aus den Fugen. Denn weder Kate noch Odile haben damit gerechnet, dass das CS 24 ihnen beiden ein ganz besonderes Weihnachtswunder bescheren wird ...

Felicity Pickford arbeitet seit vielen Jahren in einer kleinen Buchhandlung. Sie kennt und liebt Grand Hotels, seit sie sich mit Anfang Zwanzig von einem Spielgewinn eine kurze Reise nach Wien mit einem Aufenthalt im Hotel Sacher geleistet hat. Doch besonders haben es ihr die kleineren luxuriösen Häuser angetan. Deshalb sucht sie bevorzugt die weniger bekannten Schmuckstücke auf, sei es in Florenz, Prag, Paris oder Edinburgh. Die Idee zu »24 Charming Street« kam ihr, als sie eine Reise in ein entzückendes Grand Hotel in den Bergen absagen musste. Denn die beste Therapie gegen Fernweh ist es ja, sich hinweg zu träumen.

Hide away


Zischend öffneten sich die Türen des Schnellzugs aus Edinburgh, und ein eisiger Wind erfasste die Reisenden, die ihren Fuß auf die Insel setzten, genauer: auf die Isle of Skye, dieses so geheimnisvolle wie bezaubernde Eiland zwischen Schottland und Irland, das – aber das wusste zu dem Zeitpunkt noch niemand – durch die Ankunft des Zugs noch um einige Geheimnisse reicher wurde.

»Portree! Endstation!«, verkündete der Schaffner und lief an den Waggons entlang, seinen Hinweis mehrmals wiederholend, während weit vorne aus einer der ersten Türen eine junge Frau sprang, deren Äußeres man ohne Übertreibung als untypisch für die Fahrgäste auf dieser Verbindung bezeichnen konnte. Weil ihr kalt war, zog sie ihre Lederjacke etwas enger um die hochgezogenen Schultern. Sie spuckte ihren Kaugummi in die Gleise und blickte sich um. Ein trostloses Kaff, so viel war klar. Aber wer aus Glasgow stammte, war an Trostlosigkeit einiges gewöhnt.

Von hinten kamen jetzt eine Menge Reisender den Bahnsteig entlang, sie sollte sich beeilen, wollte sie nicht riskieren … Nun, sie beeilte sich. Als sie auf den Ausgang zusteuerte, bemerkte sie einen jungen Mann in Uniform ein Schild hochhalten:Ms Tourée.

»Sie holen mich ab?«, fragte sie und blickte auf den Wagen, der neben dem Chauffeur stand. Es handelte sich um ein Gefährt, das so alt war, dass sie nicht einmal die Marke kannte, vom Modell ganz zu schweigen. John hätte seine Freude an dem Ding gehabt. Aber der war nicht da, sondern schraubte im East End an seinen Autos herum. »Aber nicht mit dem, oder?«, fragte sie.

»Doch, Ma’am«, entgegnete der Chauffeur, vielleicht nur irritiert, vielleicht sogar ein wenig gekränkt. »Wenn Sie erlauben?«

»Okay. Ab und zu ein Abenteuer schadet nicht, was?« Sie stieg ein, schneller als ihr der junge Mann den Wagenschlag aufhalten konnte. Zumindest war er rechtzeitig bei ihr, um ihn standesgemäß wieder zu schließen. Er ging um die Motorhaube herum, stieg auf der Fahrerseite ein und legte seine Kappe auf den Beifahrersitz. »Hatten Sie eine gute Anreise, Ma’am?«

»War okay.«

»Sie haben Glück«, erklärte der Chauffeur, nachdem sie offenbar nicht mehr zu sagen beabsichtigte. »Eigentlich war ein Sturm angekündigt. Es hätte richtig ungemütlich sein können.«

»Das ist nicht ungemütlich?« Die junge Frau blickte auf die Landschaft, die in Ocker- und Brauntönen vorüberzog. Das bisschen Gestrüpp, was den Weg zierte, wurde vom Wind zerzaust, und immer wieder packte eine Böe den Wagen, dass es sich anfühlte, als hätte er einen Stoß von der Seite bekommen. Im Übrigen fuhr dieses altertümliche Vehikel allerdings ruhiger und schneller, als man hätte erwarten dürfen. Dabei war die Strecke durchaus eine Herausforderung. Denn es ging unablässig auf engsten Kurven die