DER ERNST DES LEBENS
Obwohl Papa Beziehungen zur Partei hatte und Omas Durchsetzungsvermögens besaß, nahm uns ein Politbonze die Kneipe in Dierhagen weg. Er tat das zwar auf eine gewisse Weise charmant, aber es hatte schon etwas von Enteignung. Das Erlebnis sollte mich jedoch nicht davon abhalten, in den kommenden Jahren zu einem überzeugten Anhänger unserer Republik zu werden.
Zum Glück behielten wir aber das Grundstück mit dem Haus, so dass Kay und ich die Blindschleichen, die Dwarslöper, das Gespensterwäldchen und all die anderen tollen Dinge im Sommer nicht vermissen mussten, obwohl die Familie erst nach einiger Zeit wieder in Gresenhorst, nahe bei Dierhagen, eine Kneipe zur Bewirtschaftung erhielt.
Ich war älter geworden, nun schon sechs oder sieben Jahre alt und das Leben wurde härter. Ich war ein kräftiges Kind und konnte mich einfach nicht an den Namen „Dicker“ gewöhnen, der mir nun des Öfteren in den Ohren hallte. Ich war viel mit dem Fahrrad unterwegs.
Aus den Rittern waren Piraten geworden. Wir bauten Flöße, die auf dem Wasser in den Kiesgruben eingesetzt wurden. Andere Stämme, Nachbarkinder, traten auf dem Plan. Wir mussten unsere Höhlen und Wasserfahrzeuge verteidigen. Da wurde auch schon mal gerungen und gelegentlich flogen ein paar Steine. Aber das war sicherlich so in Ordnung, wie mir 14täglich die Vorkommnisse in und vor unserer Gaststätte immer wieder bestätigten.
Dort konnte ich sehr gut, aus der Wohnung über der Kneipe, die Auseinandersetzungen der Erwachsenen verfolgen. Was habe ich mir die Nase platt gedrückt am Fenster, wenn nach dem Tanzabend, in der Regel ab 22.00 Uhr, draußen die Keilereien losgingen. Da gingen sie aufeinander lo