: Wolfgang Stock
: Cabo Blanco Mit Ernest Hemingway in Peru
: Books on Demand
: 9783752650563
: 2
: CHF 7.20
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 364
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Am 15. April 1956 brechen Ernest Hemingway und seine Ehefrau Mary von ihrem Wohnsitz nahe Havanna auf zu einer mehrwöchigen Reise nach Cabo Blanco. In dem peruanischen Fischerdorf sollen die Außenaufnahmen zur Hollywood-Verfilmung von'Der alte Mann und das Meer' stattfinden. Fast jeden Tag, von früh bis spät, wird der bärtige US-Amerikaner mit Freunden hinaus auf den Pazifik fahren. Warum ist Ernest Hemingway so versessen darauf, in Peru einen Schwarzmarlin zu fangen? Dieses größte Lebewesen, das der Mensch mit eigener Kraft zur Strecke bringen kann. Gut 60 Jahre nach dem Besuch des Nobelpreisträgers ist Wolfgang Stock der Expedition nachgereist. Neben zahlreichen Dokumenten, Fotos und Spuren findet er Zeitzeugen, die sich so lebhaft an'Ernesto' erinnern, als sei er gestern um die Ecke gebogen. Diese Neuerscheinung soll nicht nur Ernest Hemingway ein wenig entschlüsseln, sondern zugleich die Leistung der einheimischen Fischer und Reporter würdigen, die ihn begleitet haben. Und nicht zuletzt soll das Buch Auskunft geben über Peru, ein aufregendes Land, das ansonsten etwas abseits des Medieninteresses liegt. Das Buch'Cabo Blanco - Mit Ernest Hemingway in Peru' rekonstruiert den Aufenthalt eines sympathischen Abenteurers mit Träumen und Hoffnungen. Es zeichnet aber auch das Bild eines gealterten Mannes, der mehr und mehr zerrieben wird von seinen Ängsten und Widersprüchen.

Auch wenn Ernest Hemingways Leben bis in kleinste Winkel ausgeleuchtet ist, so weiß man über seine 36 Tage in Peru recht wenig. Wolfgang Stock ist den Stationen des Nobelpreisträgers nachgereist, er hat die Schauplätze gründlich erkundet und schildert den Aufenthalt des umtriebigen Schriftstellers in Cabo Blanco anschaulich und detailgenau. Wolfgang Stock wird im Juli 1955 in einem verträumten Dorf bei Bonn geboren, Gymnasium in Linz am Rhein, Abitur in Bernkastel-Kues an der Mosel, dann Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Aachen und Barcelona, mit Promotion an der RWTH Aachen. Er ist Alumnus des'Stanford Publishing Course' an der Stanford University in Palo Alto/Kalifornien. Beruflich ist er über 30 Jahre in namhaften Medienhäusern tätig gewesen als Cheflektor, Verlagsleiter und Geschäftsführer. Wolfgang Stock wohnt mit seiner Familie am Ammersee bei München. Seit 2013 betreibt er das Portal'Hemingways Welt' mit mehr als 400 Artikeln über das turbulente Leben des Nobelpreisträgers: www.hemingwayswelt.de

1. Abflug


Mr. und Mrs. Hemingway in aufgeräumter Stimmung.
Miami International Airport, am 15. April 1956.

Der Nobelpreisträger lächelt. Selten genug. Sanft umfasst die kräftige Hand des Autors Marys zierlichen Oberarm. Seine Ehefrau schaut liebevoll auf zu ihm, während sie seine Krawatte zurechtzupft. Ernest trägt nur ab und an einen Schlips, höchstens bei offiziellen Anlässen oder auf wichtigen Reisen. Der Schriftsteller hat seine blaue Krawatte mal wieder viel zu kurz gebunden, trostlos baumelt das gute Stück vor seinem karierten Tweed-Jackett. Auch Mrs. Hemingway kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Das Ehepaar wirkt wie aufgekratzt, denn die beiden zieht es von Neuem hinaus in die Ferne.

An diesem Sonntagabend legen der amerikanische Autor und seine Ehefrau Mary Welsh einen Zwischenstopp auf demMiami International Airport ein. Das Ehepaar ist aus Kuba, wo die Hemingways auf einer Finca in der Nähe von Havanna ihren Wohnsitz halten, herüber nach Florida geflogen.Smiling Ernest Hemingway gets a final touch-up from his wife Mary, just before leaving Miami Sunday night for Talara, Peru, so wird die lokale Tageszeitung, derMiami Herald, unter das Foto schreiben, das den Schriftsteller in bester Laune zeigt.

Ein lächelnder Ernest Hemingway erhält von seiner Frau Mary eine letzte Nachbesserung, kurz bevor das prominente Paar an diesem Sonntag Florida verlässt, Richtung Talara in Peru. Der Schnappschuss im Flughafen von Miami strahlt eine innige Vertrautheit und Zuneigung aus, vielleicht ist die Liebe des prominenten Ehepaares ja doch noch nicht ganz und gar aufgebraucht.

Die beiden leben zu diesem Zeitpunkt seit zehn Jahren zusammen und bislang sind keine unschönen Meldungen aus ihrem Ehealltag nach außen gedrungen. Höchstens ein paar boshafte Gerüchte, wie sollte es anders sein, bei einem Mann, der zum vierten Mal verheiratet ist.

Immer wenn es ans Meer geht, hellt sich die Gemütslage des Nobelpreisträgers auf. Der Kalender zeigt den 15. April des Jahres 1956. Aus dem Lautsprecher in der Airport-Lounge tönt die Stimme des Sängers Perry Como mit einem ungewohnt hämmernden Rhythmus,Oh! Jukebox Baby, my Jukebox Baby.

Diese neuartige Musik, die mit dem ruppigen Beat desRock ‚n‘ Roll gegen die alte Spießigkeit aufbegehrt, verkörpert ein neues Lebensgefühl, das Ernest Hemingway jedoch irgendwie fremd geblieben ist. Auch im Kino hat James Dean vor einigen Monaten in dem FilmstreifenRebel Without a Cause den Protest der Halbstarken gegen die biedere Welt der Eltern in das brave Amerika hinausgebrüllt. All dies ist an den Hemingways mehr oder weniger vorbeigegangen, weil das Ehepaar zurückgezogen lebt auf einer tropischen Farm im kubanischen Dorf San Francisco de Paula, weitab von Gut und Böse.

Mr. und Mrs. Hemingway steigen in Miami in ein Flugzeug um, das sie übe