: Thilo Wydra
: Eine Liebe in Paris - Romy und Alain
: Heyne
: 9783641270476
: 1
: CHF 8.70
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 368
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Sie gelten als das Traumpaar der 1960er-Jahre - Romy Schneider und Alain Delon. Als sie sich 1958 bei den Dreharbeiten der Arthur-Schnitzler-Verfilmung »Christine« erstmals in Paris begegnen, verlieben sie sich ineinander. Fünf Jahre sollte diese außergewöhnliche, von zahlreichen Höhen und Tiefen geprägte Liaison dauern. Trotz Trennung standen sie vier Jahre später für den Kultfilm »Der Swimmingpool« erneut als Liebespaar vor der Kamera. Und es begann eine Freundschaft, die bis zu Romy Schneiders frühem und tragischem Tod 1982 anhielt. Als sie starb, war es Alain Delon, der sich um alles kümmerte. Sie war für ihn die Liebe seines Lebens: »Unsere Liebe hat nicht aufgehört. Sie hat sich verändert.«

Autor und Biograph Thilo Wydra hat für diese Geschichte einer großen Liebe mit zahlreichen Zeitzeugen in Frankreich und in Deutschland Gespräche geführt, Freunde und Kollegen von Romy Schneider und Alain Delon kommen ausführlich zu Wort - darunter etwa Jane Birkin, Senta Berger, Mario Adorf, Jean-Claude Carrière, Michael Verhoeven, Volker Schlöndorff und viele andere mehr. In ihren persönlichen Erinnerungen wird dieses deutsch-französische Liebespaar wieder lebendig.

Thilo Wydra,geboren 1968 in Wiesbaden, lebt in München. Nach dem Studium der Komparatistik, Germanistik, Kunstgeschichte und Filmwissenschaft an den Universitäten Mainz und Dijon (Burgund) arbeitet er seit den frühen 1990er Jahren als freier Autor und Publizist und hat in verschiedenen Zeitungen (Der Tagesspiegel, FAZ, NZZ am Sonntag, etc.) und Zeitschriften publiziert. Von 2004 bis 2011 war er Deutschland-Korrespondent der Internationalen Filmfestspiele von Cannes. Seit 2012 ist er als Fachberater und TV-Experte bei ZDF-History-Dokumentationen tätig. Er ist Autor zahlreicher Künstler-Biographien und Filmbücher, darunter u.a.Rosenstraße(2003), i>Romy Schneider(2008),Alfred Hitchcock(2010),Grace. Die Biographie (2012),Ingrid Bergman. Ein Leben(2017),Hitchcock' Blondes(2018), des BestsellersEine Liebe in Paris - Romy und Alain(2020),Gegenwärti sein. Margarethe von Trotta(2022) undGrace Kelly und Diana Spencer - Zwei Frauen. Zwei Leben. Ein Schicksal(2022). Seine Bücher wurden bislang in sieben Sprachen übersetzt.

»Wydra ist ein hervorragender biografischer Autor, bestens vertraut mit filmischer Dramaturgie und der Neugier seiner Leserinnen und Leser.«
Hans Helmut Prinzler

Es ist der Spätherbst des Jahres 1935. In dem kleinen Pariser Vorort Sceaux im Département Hauts-de-Seine kommt am 8. November frühmorgens um vier Uhr der Junge Alain Fabien Maurice Marcel Delon zur Welt. Es ist ein sehr kleinbürgerliches Milieu, in das er hineingeboren wird und das für einige wenige Jahre sein Zuhause sein soll. Seine Mutter Édith Arnold (1911 – 1995) arbeitet eine Zeit lang zunächst als Assistentin in einer örtlichen Apotheke, sein korsischer Vater Fabien Delon (1904 – 1977) ist stolzer Betreiber des einzigen Filmtheaters am Platz, des Le Régina. Eigentlich ist der kleine Alain ein Kind der Liebe, er ist ein Wunschkind seiner Mutter Édith.

Als Alain vier Jahre alt ist, trennen sich seine Eltern jedoch. »Ich habe meine Eltern einander niemals küssen sehen«, wird Alain Delon rückblickend sagen.

1939 heiratet Édith Arnold den Schlachtermeister Paul Boulogne. Sie leben nun in Bourg-la-Reine, einer Nachbargemeinde von Sceaux, an der Route d’Orléans etwa zehn Kilometer südlich von Paris gelegen. Monsieur Boulogne besitzt in Bourg-la-Reine eine eigene Schlachterei mit einem guten Dutzend Angestellter, gelegen in der einzigen großen Durchfahrtsstraße des Ortes, der Grande-Rue.

Hier in Bourg-la-Reine, im Alter von vier Jahren, setzt mit der Trennung der Eltern die familiäre Haltlosigkeit Alain Delons ein, die einerseits die Suche nach Liebe nach sich zieht, ein Leben lang, andererseits zugleich den ausgeprägten Hang zu Isolation und Einsamkeit begründet.

Hier liegt der Grundstein der tief ausgeprägten Ambivalenz, die Delons vielschichtigen Charakter ausmacht: die Suche nach Liebe und zugleich der Drang nach Einsamkeit; das durchaus Dunkel-Zwielichtige und zugleich die große Hilfsbereitschaft, wenn Freunde oder Ex-Frauen in Not sind.

Es sind die zwei Gesichter des Alain Delon.

In den 1980er-Jahren spricht Delon in einem Fernseh-Interview darüber, wie sehr er die Einsamkeit brauche, wenn er sie für einige Zeit nicht gespürt habe. Ohne sie könne er schlicht nicht leben. Einsamkeit sei kein Makel, so Delon, sondern etwas, was er liebe. Er kennt sie seit seiner Kindheit vor den Toren von Paris.

Delon und Nähe, Delon und Greifbarkeit – das ist nicht ganz einfach, das ist vielmehr fast unvereinbar. Immer auch wird Alain Delon später, als öffentliche Person, vorsichtig und misstrauisch sein, scheu der Presse gegenüber. Nur selten, und dann ungern, wird er Interviews geben.

»In meiner Familie hatte ich einen schweren Stand. Meine Eltern waren geschieden. Ich lebte zwischen einer Mutter und einem Stiefvater auf der einen, einem Vater und einer Stiefmutter auf der anderen Seite. Ich war ein Störenfried, das überzählige Kind, der Bengel zwischen zwei Paaren, der allen auf die Nerven ging. Wirklich. Ich war ein Kind der Liebe, aber als die Liebe in die Brüche ging, machten beide neue Kinder. Keiner wusste mit mir noch etwas anzufangen.«4

Er ist das schwarze Schaf, das Enfant terrible.

Bald schon kommt der junge Alain vorübergehend zu Pflegeeltern, es ist der nächste biographische Bruch in diesen frühen Jahren. Viele dieser Brüche sollen noch folgen.

Als am 1. September 1939 in Europa der Zweite Weltkrieg ausbricht, da wird Deutschland, das Nachbarland jenseits des Rheins, zum Erzfeind.

Alain Delons Kindheit ist auch eine Kindheit in Kriegszeiten. Es ist eine schwierige, entbehrungsreiche Kindheit, recht einfach, recht freudlos, und vor allen Dingen ohne ein rechtes Zuhause.

Als die Deutsche Wehrmacht den Frankreich-Feldzug am 10. Mai 1940 beginnt und vier Wochen später, am 14. Juni, schließlich in Paris einmarschiert und die französische Metropole unter die Besetzung derBoches fällt, da ist der kleine Alain noch keine fünf Jahre alt. In den kommenden fünf Kriegsjahren wird er immer wieder am Rande ein wenig davon mitbekommen, was vor sich geht.

Diese dunkle Zeit der 1940er-Jahre beschreibt Alain Delon im Jahr 2018 auf eindrückliche Weise wie folgt:

»Ich kam 1935 auf die Welt. 1945 war ich zehn. Ich war kein Idiot. Ich sah alles, verstand alles. Ich wohnte damals in Bourg-la-Reine, meine Mutter war Verkäuferin. Ich lieferte Lebensmittel an Leute aus, die mir dafür was zu essen gaben. Gegenüber gab es einen Laden, dessen Besitzer aus dem Fenster sah, um die Deutschen durchziehen zu sehen, und sic