: Hanns-Josef Ortheil
: Lesehunger - Ein Bücher-Menu in 12 Gängen Ein Bücher-Menu in 12 Gängen
: Luchterhand Literaturverlag
: 9783641025786
: 1
: CHF 7.20
:
: Erzählende Literatur
: German
: 240
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein opulent angerichtetes Fest des Lesens
In »Lesehunger« erzählt Hanns-Josef Ortheil von seinen ausschweifenden Lese-Vergnügen, von den Ritualen und Geheimnissen des Lesens, von den Tageszeiten und Orten, die dem Lesen günstig sind, und vom lustvollen Verschwinden in und dem langsamen Wiederauftauchen aus Büchern. »Lesehunger« ist darüber hinaus aber auch ein verführerisch angerichtetes Lese-Menu, das von Hanns-Josef Ortheil mit vielen Buch- und Leseempfehlungen angereichert worden ist und das den Leser auf raffinierte Weise zum hemmungslosen und anarchischen Lesen abseits aller literarisch schmalspurigen Kanonangebote verführen will.

Hanns-Josef Ortheil wurde 1951 in Köln geboren. Er ist Schriftsteller, Pianist und Professor für Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim. Seit vielen Jahren gehört er zu den beliebtesten und meistgelesenen deutschen Autoren der Gegenwart. Sein Werk wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Thomas-Mann-Preis, dem Nicolas-Born-Preis, dem Stefan-Andres-Preis und dem Hannelore-Greve-Literaturprei . Seine Romane wurden in über zwanzig Sprachen übersetzt.
ERSTER GANG
Das Tagebuch der Lektüren
Stuttgart. Ein großes, hoch gelegenes Gartengelände mit Blick auf die Stadt, frühmorgens, ein sonniger Tag. Zwei bequeme Stühle und ein kleiner, kreisrunder Tisch auf einer Terrasse, Kaffee, Tafelwasser, Bücher, Papier, einige Stifte: Der Versuch eines entspannten Beginns.
 
Die Besucherin: Was für ein schönes Gelände! Seit wann leben Sie hier?
 
Ortheil: Seit siebenundzwanzig Jahren, ja, vor genau siebenundzwanzig Jahren habe ich dieses Gelände während eines Spaziergangs entdeckt. Damals war ich gerade zusammen mit meiner Frau nach Stuttgart gezogen, sie übernahm hier eine Stelle in einem Verlag. Ich kannte Stuttgart zu dieser Zeit noch kaum, deshalb war ich damals ununterbrochen zu Fuß unterwegs, um die Stadt und ihre Umgebung genauer kennenzulernen.
Und dann kam ich irgendwann während eines Spaziergangs an diesem Gelände vorbei und schaute herunter auf die Dächer der Stadt, es war ein Moment, den ich nie vergessen werde, ein Moment, wie es ihn sonst nur gibt, wenn man sich plötzlich, auf den ersten Blick, in jemanden verliebt. Ich stand still und starrte ins Tal. Ohne es zu ahnen, war ich auf ein Urbild meiner Vorstellungen von Landschaft gestoßen, auf älteste Zeichen, ältestes Bildinventar.
Was meinen Sie mit »Urbild«, meinen Sie, dass Sie dieses Bild bereits kannten, dass es Ihnen vertraut war?
 
Ja, es war etwas sehr Vertrautes in diesem Bild, und dieses Vertraute hatte mit meiner Kindheit zu tun. Die Räume, in denen wir als Kinder aufwachsen, prä