Erst lesen. Dann schreiben 22 Autoren und ihre Lehrmeister -
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Stephan Porombka, Olaf Kutzmutz
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Olaf Kutzmutz, Stephan Porombka
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Erst lesen. Dann schreiben 22 Autoren und ihre Lehrmeister -
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Luchterhand Literaturverlag
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9783641016883
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1
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CHF 7.20
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Hauptwerk vor 1945
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German
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272
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DRM
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PC/MAC/eReader/Tablet
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ePUB/PDF
Kreatives Schreiben - lässt sich das lernen?
Autoren wie Daniel Kehlmann, Robert Gernhard, Marcel Beyer oder Ulrike Draesner und Hanns-Josef Ortheil erläutern im Detail, wie sie sich Vorbilder gesucht und an den Texten dieser Autoren schreiben erlernt haben. Damit geben eine große Anzahl namhafter Schriftsteller in diesem Band Einblick in den intimen Vorgang, wie ihre Werke entstehen. Daraus können nicht nur diejenigen lernen, die mit dem Schreiben selber ernst machen wollen. Diese Selbstauskünfte geben auch den Lesern, die an den Autoren dieses Bandes interessiert sind, welche alle zu den wichtigen der heute schreibenden Schriftstellern gehören, überraschende und äußerst informative Einblicke in ihre Werke.
John von Düffel
(S. 87-88)
Der magische Realist Joseph Conrad: Herz der Finsternis [1902] Joseph Conrad gehört zu den Autoren, die mir mein Vater empfohlen hat, deswegen habe ich lange Zeit einen Bogen um ihn gemacht. Seine berühmteste Erzählung Herz der Finsternis – Vorbild für so legendäre Filme wie Apocalypse Now von Francis Ford Coppola – habe ich erst vor wenigen Jahren in New York zur Hand genommen. Aus irgendeinem Grund glaubte ich, dass die Zeit reif sei für diese Geschichte, dass sie jetzt in mein Leben passte. Zum größten Teil habe ich sie in der New Yorker U-Bahn gelesen. Vielleicht tut das etwas zur Sache, vielleicht auch nicht.
Was ihre Entstehung angeht, könnte man lange darüber spekulieren, wie viel der Autor von seiner eigenen verhängnisvollen Kongo-Fahrt in dieser Geschichte verarbeitet hat. Joseph Conrad war Seemann, heuerte schon mit achtzehn Jahren bei der französischen Handelsmarine an und wechselte wenig später in die Dienste der Briten. Fast zwanzig Jahre war er auf den Weltmeeren unterwegs, bevor er sich als Schriftsteller in Südengland niederließ.
Wie so viele Autoren wurde auch er oft auf das Autobiographische reduziert. Hier ist einer zur See gefahren und schreibt Seefahrer- Romane. Hier hat jemand an vielen Expeditionen in die entlegensten Winkel des Kolonialismus teilgenommen und erzählt davon. Man glaubt diesem Mann seine Geschich ten. Aber man vergisst darüber leicht den Schriftsteller Joseph Conrad. Dabei ist schon allein dieser Autor eine Fiktion. Joseph Conrad ist Pole, mit wirklichem Namen Józef Teodor Konrad Nalecz Korzeniowski, Sohn eines verarmten polnischen Landadeligen mit musischen Neigungen, der als Gutsverwalter versagte und aufgrund seiner patriotischen Pamphlete von den Russen in die Verbannung geschickt wurde.
Seine Mutter starb früh an Tuberkulose, sein Vater siechte dahin. Vormund und Mentor wurde sein Onkel, Tadeusz Bobrowski, ein Mann mit festen Grundsätzen und viel Übersicht, der den jungen Józef jedoch nicht halten konnte. Mit siebzehn brach er die Schule ab und verließ das Land, um sich zu erfinden. In das Bild des autobiographischen Abenteuerschriftstellers passt nicht, dass Joseph Conrad in einer Fremdsprache schrieb, die er erst spät – im Alter von fast zwanzig Jahren – zu sprechen gelernt hat. Jedes Wort in einer solchen Sprache ist eine bewusste Entscheidung, das Ergebnis einer Suche und Auswahl.
Nichts ist unbefragte Natur, angeborene, unreflektiert übernommene Rede. Selbstverständlich war Englisch die Verkehrssprache auf den Schiffen, auf denen Conrad arbeitete. Viele seine Erfahrungen hat er in und mit dieser Sprache gemacht. Und möglicherweise hat er irgendwann auch angefangen, in dieser Sprache zu träumen. Doch man darf sich keinen Illusionen darüber hingeben, wie damals auf See gesprochen wurde. Die Währung der Verständigung war eine abgegriffene, sparsame. Sie ähnelte in nichts dem Reichtum und der Tiefe der Beschreibungen, für die Conrad berühmt geworden ist.
Inhalt
6
Vorwort
10
Zweimal zwei nicht vier
15
I.
16
II.
16
III.
18
IV.
19
V.
20
VI.
20
VII.
21
Aufgabe
23
Für wahre Leser und erweiterte Autoren
24
Lesen / Schreiben
24
Notieren
27
Projektmanagement
32
Aufgabe
36
Wie man eine Münze wirft und wieder fängt
37
I. Ein Anfang im Nebel
37
II. Dickens’ Kunst der Anfänge und Räume
39
III. Dickens’ Gestalten
45
Aufgabe 1
49
Aufgabe 2
51
Sinne
52
I. Bilder
53
II. Übergänge
56
III. Bild und Übergang: Übersetzung
61
Aufgabe 1
64
Aufgabe 2
64
Standbilder eines Chronisten
65
Aufgabe
76
Besuche in der Unterwelt
77
Aufgabe
87
Der magische Realist
88
Aufgabe
99
Auf der Hallelujawiese
100
Aufgabe
108
Das dunkle Reich des Wahnsinns
109
Aufgabe
118
Planlos zum Ziel
120
Aufgabe
129
Schreiben. Spielen. Springen
131
Aufgabe
139
Die Prosa meines Vaters
142
I.
142
II.
147
III.
149
IV.
153
Aufgabe:
154
Das Zittern der Bilder
155
Aufgabe
166
Der andere Process
167
I.
167
II.
169
III.
175
Aufgabe
178
Autoren sind Ablehner
179
Aufgabe
182
Unendlicher Abschied
184
Aufgabe
193
Sätze bilden
196
Aufgabe
204
Einzelheiten
206
I.
206
II.
208
III.
211
IV.
212
Aufgabe
213
Mein Bienenjahr lesen
215
Aufgabe
232
Ich sehe, also bin ich
234
Aufgabe
244
Ein Gang durchs Schreibcamp
245
I. Geniales Sitzfleisch und erster Satz
247
II. Von der Gestalt und Zahl der Figuren und ihren Räumen
248
III. Warnung vorm Stillstand: Idyllen und Klischees
250
IV. Was ist der Konflikt?
251
V. Tempo, Tempo!
252
VI. Der Walfänger an der Bergspitze: über Zufälle
253
VII. Originalität und Niveau
254
VIII. Von der Schreibblockade bis zur heilsamen Pause
255
Aufgabe
256
Von XY lernen, heiflt …?
258
Aufgabe
264
Leseliste
265
Autorinnen und Autoren
267