: Sybille Baecker
: Sturm über den Highlands Kriminalroman
: Emons Verlag
: 9783960418931
: 1
: CHF 3.20
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 352
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Schatten über Schottlands wilder Schönheit Douglas MacKeith macht auf seiner Farm in Caithness eine entsetzliche Entdeckung: Einige seiner Schafe wurden brutal getötet. Alison Dexter, private Ermittlerin aus Inverness und Freundin der Familie, reist in die nördlichen Highlands, um vor Ort zu recherchieren. Unterwegs nimmt sie die Backpackerin Kimberly mit, nicht ahnend, dass sie mit der jungen Frau noch mehr Unruhe in ihr einstiges Heimatdorf bringen wird. Dann erschüttert ein weiteres Verbrechen die Dorfbewohner - doch dieses Mal hat es der Täter nicht auf Schafe abgesehen ...

Sybille Baecker ist gebürtige Niedersächsin und Wahlschwäbin. Ihr Herz schlägt für die Highlands und die rauen Küsten Schottlands, die sie immer wieder gern und ausgiebig bereist. Ebenso hegt sie ein Faible für den Scotch Whisky. Die Fachfrau für »Whisky& Crime« ist Autorin der erfolgreichen Krimiserie um den Kommissar und Whiskyfreund Andreas Brander. 2020 wurde sie mit dem Arbeitsstipendium des Autorinnennetzwerkes Mörderische Schwestern ausgezeichnet. www.sybille-baecker.de

Freitag


Thybster

Das Schaf war tot. Der Regen hatte das Blut, das aus der aufgeschnittenen Kehle geflossen war, in den weichen Boden gespült. Noch immer tröpfelte leichter Nieselregen auf das Fell. Der Mai war kalt und feucht. Douglas MacKeith starrte auf das tote Tier zu seinen Füßen. Es lag auf der Seite, die Klauen hatten die Erde aufgewühlt, ein Vogel hatte dem Schaf ein Auge ausgepickt. Der Geruch von Dung und nasser Wolle hing in der Luft.

»Wer macht so etwas?« Tiefe Furchen bildeten sich im Gesicht des Sechzigjährigen. Er war groß, sein Körper drahtig, mit sehnigen Muskeln von der jahrelangen harten Arbeit. Der Wind strich durch sein graues Haar und den kurzen Bart aus schwarzen und grauen Stoppeln. Die braunen Augen blickten betrübt auf das Elend.

»Ich hab dich sofort angerufen, als ich es entdeckt habe.« Conor Greenless war ebenso alt wie Douglas. Sie kannten sich seit Kindertagen. Der Mann stand neben ihm, die Hände in den Taschen seiner verschlissenen Waxcotton-Jacke vergraben, die Schultern hochgezogen. Er war kleiner, leicht untersetzt, Wangen und Nase waren gerötet und von Äderchen durchzogen. »Eine Sauerei ist das, eine elende Sauerei.«

Douglas’ Blick schweifte über die Weide, die in leichten Wellen bergab bis zur Kante der Klippen verlief. Die Herde graste in sicherer Entfernung. Kleine Grüppchen – Mutterschafe mit ihren Lämmern. In der Ferne sah er auf dem Pentland Firth die Fähre von Scrabster zu den Orkneyinseln übersetzen. Möwen ließen sich vom Wind tragen und kreischten hoch über ihren Köpfen.

»Kannst du mal mit anpacken?«

»Was willst du machen?«

»Ich kann sie nicht hier liegen lassen.« Douglas deutete mit dem Kopf auf seinen in die Jahre gekommenen Land Rover.

Gemeinsam hievten sie das tote Schaf auf die Ladefläche.

»Du solltest das anzeigen«, riet Conor ihm.

»Und dann?« Douglas schnaufte abfällig. »Irgendwelche besoffenen Rowdys haben sich einen üblen Spaß erlaubt. Ich find schon raus, wer’s war, und dann wird er die Rechnung dafür bekommen.«

Conor sah ihn stirnrunzelnd an.

»Danke, dass du mir gleich Bescheid gegeben hast.« Fleisch und Fell würde er nicht verwerten können, aber ein totes Tier beunruhigte die Herde. Und Stress war nicht gut für seine Schafe. Douglas öffnete die Wagentür, und Trevor sprang heraus. Der schwarz-weiß gefleckte Border Collie trippelte aufgeregt hechelnd um ihn herum. »Ich dreh eine Runde, muss schauen, ob der Rest der Herde okay ist.«

»Soll ich dich begleiten?«

»Nein, lass gut sein.«

Douglas sah Conor hinterher, der in seinen alten Nissan stieg und über die holprige Weide davonfuhr. Er klopfte kurz an sein Hosenbein, sodass der Hund an seine Seite trabte, und begann seinen Rundgang.

Aberdeen

Aberdeen Airport empfing Kimberly Hart mit strömendem Regen. Sie wartete am Gepäckband auf ihren rot-schwarzen Rucksack, hievte das Ungetüm vom Band auf ihren Rücken und durchlief die Passkontrolle. So weit war alles wie immer.

Es war nicht ihr erster Flug, und sie war nicht zum ersten Mal im Ausland. Aber dieses Mal war sie ohne Begleitung unterwegs, und niemand stand mit einem Namensschild in der Ankunftshalle, um sie willkommen zu heißen und zu ihrem Hotel zu bringen.

Etw