: Elke Pistor
: Tide, Tod und Tüdelkram Kriminalroman
: Emons Verlag
: 9783960418832
: 1
: CHF 7.60
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 256
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein Krimi voller Herz und Puderzucker. Ihren ersten Urlaub an der Küste hatte Annemie Engel sich ganz anders vorgestellt: mehr Meer und weniger Tote. Vor allem auf das Konzert mit dem Schlagerstar Peter Juwel hatte sie sich gefreut, doch gleich am ersten Tag stolpert sie über dessen Leiche. Der Urlaub scheint gelaufen - aber dann steht der Sänger am Abend wieder quicklebendig auf der Bühne. Da geht etwas nicht mit rechten Dingen zu! Und als am nächsten Morgen Peter Juwel erneut mausetot aufgefunden wird, steckt die Miss Marple der Konditoren schneller in einem Mordfall, als ein Hefeteig aufgehen kann.

Elke Pistor, Jahrgang 1967, studierte Pädagogik und Psychologie. Seit 2009 ist sie als Autorin, Publizistin und Medien-Dozentin tätig. 2014 wurde sie für ihre Arbeit mit dem Töwerland-Stipendium ausgezeichnet und 2015 für den Friedrich-Glauser-Preis in der Kategorie »Kurzkrimi« nominiert. Elke Pistor lebt mit ihrer Familie in Köln. www.elke-pistor.de

KAPITEL 1


Als Annemie Engel erwachte, wusste sie, dass es kein Tag wie jeder andere werden würde. Denn heute war der erste Urlaubsmorgen ihres Lebens. Das machte sie nervös. Mehr noch, es ängstigte sie. Was sollte sie mit sich anfangen, wenn sie nicht arbeiten konnte? Annemie Engel liebte ihre Arbeit und mochte keine Veränderungen. Sie freute sich, wenn ihre Tage planbar, überschaubar und berechenbar waren.

Mit geschlossenen Augen genoss sie die letzten Augenblicke im warmen Bett. Sie stellte sich vor, wie sie gleich zu Hause aufstehen, ihren lindgrünen Bademantel mit Rosenmuster überziehen und in der Backstube einen ersten Kaffee trinken würde, bevor sie sich ans Werk machte. Heute standen neben den üblichen Sorten auch eine Tiramisu-Torte, eine Joghurt-Sahne-Torte mit Exotik-Früchten und eine Regenbogentorte auf dem Plan, denn heute war der erste Sonntag im Monat. Am zweiten Sonntag buk sie Schwarzwälder Kirsch, Velvet Cake und die Joghurt-Sahne-Torte mit Waldbeeren. Die Kundinnen und Kunden des Cafés liebten Annemies Joghurt-Sahne-Torten. Deswegen gab es sie am dritten Sonntag mit Schokolade und am vierten mit karamellisierten Haselnüssen auf und Karamellstreifen in der Creme. An den sehr seltenen fünften Sonntagen im Monat musste die Kundschaft auf diese Torte verzichten, denn Annemie hatte sich nach vielen Versuchen eingestehen müssen, dass es keine weitere Variante gab, die ihren Ansprüchen genügte.

Annemie fand es beruhigend zu wissen, was sie erwartete. Früher hatte sie im Voraus festgelegt, welche Marmelade sie an welchem Wochentag zum Frühstück aß. Doch das war vorbei, seit die jungen Leute bei ihr wohnten. Nun gab es Nuss-Nougat-Creme auf dem Frühstückstisch. Selbstverständlich selbst gemachte, die sie »Nussiolade« nannte, denn ein Blick auf die Zutatenliste der gekauften Gläser hatte Annemie einen Schauer über den Rücken und ihre Zuckerwerte in die Höhe gejagt, ohne dass sie auch nur einen Bissen davon gegessen hätte.

Die Regenbogentorte war Maike Assenmachers Idee gewesen. Die junge Ärztin war eine ihrer beiden neuen Hausgenossen. Maike hatte sich nicht nur in Annemies Mitbewohner Farin verliebt, sondern mit ihm gemeinsam auch Annemies Café aus dem Dornröschenschlaf erweckt, in dem es achtundzwanzig Jahre geschlummert hatte. Farin war der einzige Mann im Haus, sah man von den Katern ab. Wobei die natürlich aus unterschiedlichen Gründen nicht als volle Männer gerechnet werden konnten. Farin hatte eines Tages mit gepackten Koffern vor Annemies Tür gestanden und verkündet, er müsse nun bei ihr wohnen. Das ganze Warum und Wieso hatte sich erst nach und nach entblättert und mit Annemies Bruder Harald, einer explodierten Weihnachtsmarktbude und einem Todesfall zu tun gehabt, hinter dem wiederum völlig andere Gründe steckten. Aber das war eine ganz eigene Geschichte. Im Ergebnis wohnte Annemie nun nicht mehr allein, aß selbst gemachte Nuss-Nougat-Creme zum Frühstück und hatte in den letzten beiden Jahren mehr Veränderungen erlebt als in den vergangenen dreißig ihres Lebens zuvor.

Als Erstes hatten Maike und Farin den Stil des Cafés komplett umgekrempelt. Annemie konnte zwar nicht verstehen, warum sie die lackierten Buchenmöbel, die sie in den achtziger Jahren für teures Geld angeschafft und immer sehr gut gepflegt hatte, gegen Tische, St