: Leo Lukas
: Perry Rhodan 3156: Die Wandlungen des Ossan Bak Perry Rhodan-Zyklus 'Chaotarchen'
: Perry Rhodan digital
: 9783845361567
: Perry Rhodan-Erstauflage
: 1
: CHF 1.60
:
: Science Fiction
: German
: 64
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In der Milchstraße schreibt man das Jahr 2072 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Dies entspricht dem Jahr 5658 nach Christus. Über dreitausend Jahre sind vergangen, seit Perry Rhodan seiner Menschheit den Weg zu den Sternen geöffnet hat. Noch vor Kurzem wirkte es, als würde sich der alte Traum von Partnerschaft und Frieden aller Völker der Milchstraße und der umliegenden Galaxien endlich erfüllen. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmtheit ein, man arbeitet intensiv zusammen. Doch entwickelt sich in der kleinen Galaxis Cassiopeia offensichtlich eine neue Gefahr. Dort ist FENERIK gestrandet, ein sogenannter Chaoporter. Nachdem Perry Rhodan und seine Gefährten versucht haben, gegen die Machtmittel dieses Raumgefährts vorzugehen, bahnt sich eine unerwartete Entwicklung an: FENERIK stürzt auf die Milchstraße zu. Was das genau bedeutet, weiß noch keiner. Die Völker der Galaxis ahnen aber, dass eine große Gefahr auf sie zukommt. Unter dem Druck der Ereignisse beschließen sie den Schulterschluss zum Dritten Galaktikum - und Atlan erfährt mehr über DIE WANDLUNGEN DES OSSAN BAK ...

1.

Die Versuchung von Fíbnes Mond

 

Als ich jung war, ging ich jeden Tag in eine andere Schule.

Daran erschien mir nichts unnatürlich. Ich war ja auch jeden Tag ein anderer Schüler.

An meine frühe Kindheit kann ich mich nicht erinnern. Aber selbst wenn ich das könnte, würde ich nichts davon preisgeben. Wie einer von uns entsteht, zur Welt kommt und heranwächst, ist und bleibt ein Geheimnis meines uralten Volkes.

Niemand derjenigen, mit und von denen ich lernte, erkannte mich. Weil alle mich zu kennen glaubten: Ich trat als einer der Ihren auf, borgte mir kurz dessen Platz und Identität.

Mein Elter – wir Koda Aratier sind eingeschlechtlich – unterwies mich in der Anwendung dieser ererbten, angeborenen Fähigkeit.

Ein kurzer, reiner Blickkontakt genügt uns, um jedes unbelebte oder belebte Objekt und nahezu jedes Intelligenzwesen nach Aussehen und Charakter zu imitieren. Zu diesem Zweck fertigen wir einTemplat an, eine Art inneres Bild des Gegenübers.

Bei diesem mentalen Abtasten wird sekundenschnell die äußere Gestalt der betreffenden Person übernommen. Es umfasst überdies die Feinstruktur des Gehirns.

Wenn das Templat hinreichend genau ist und tief genug reicht, hat sich der Koda Aratier danach auch die eingeprägten, neuronal codierten Gedächtnisinhalte des Vorbilds deckungsgleich angeeignet, ebenso dessen bewusste oder unbewusste Verhaltensweisen.

Er besitzt nicht nur alle Erinnerungen, sondern auch die geistigen und körperlichen Fähigkeiten – sodass die Kopie praktisch nicht mehr vom Original zu unterscheiden ist.

 

*

 

Als ich jung und in Ausbildung war, lebten wir auf TRAIGOT 0991.

Ich lernte, dass es sich dabei um eine ringförmige Fabrik handelte, acht Kilometer hoch und mit einem Außendurchmesser von 40 Kilometern. Der vom Ring umschlossene Freiraum durchmaß 25 Kilometer.

Die TRAIGOT-Fabriken produzierten sämtliche von der Terminalen Kolonne verwendeten Technologien. Sie waren in Ateliers unterteilt, in denen die verschiedensten Umweltbedingungen herrschten.

Einzelne Aggregate von Robotern wurden dort angefertigt, kybernetische Bestandteile der T-Prognostiker, simplere Ausrüstungsgegenstände wie Datenbrillen und Implantate für die vogelähnlichen Ganschkaren, die mausartigen Effremi, die molluskoiden, wenig beliebten Joppelaren und andere Völker.

Es gab ausgedehnte Biotech-Labore, in denen Yong-Dreq-Kreaturen gezüchtet wurden. Diese dienten TRAITOR als Allzweck-Techniker und hatten das äußere Erscheinungsbild gallertiger Amöben.

Der eingebettete, etwa 35 Zentimeter hohe Zellkern hingegen wies eine deutliche humanoide Struktur auf. Diese Komponente, der Dreq-Mechaniker, konnte den Hauptkörper verlassen und teilautonom agieren, blieb aber stets durch eine extrem dehnbare Nabelschnur verbunden. Er hatte kein Skelett, bloß rings um die Augen dicke Knochenwülste. Zur Selbstverteidigung verfügten die Amöbenkörper über wirkungsvolle Nesselzellen mit großer Reichweite.

Man kann sich vorstellen, wie herausfordernd und zugleich faszinierend es für mich war, mich in derart verschiedene Gestalten zu verwandeln!

Dabei speicherte ich unaufhörlich einmal kopierte Körper- und Mentalstrukturen als Matrizen im Gedächtnis ab. Die Metamorphose zu einer bereits bekannten Form ließ sich dann blitzschnell umsetzen.