ZWEI
Die Bürotür stand offen. Dornach klopfte kurz an den Türrahmen und trat ein. Der Hauch eines blumigen Parfüms hing in der Luft, vermischte sich mit dem Aroma frisch gebrauten Kaffees.
»Guten Morgen, Katrin.«
»Dominik.« Kripochefin Katrin Friis zeigte zum Sitzungstisch. »Setz dich.« Gewöhnlich gehörten die Wochenenden ihr und ihrer Familie. Wenn es die Umstände erforderten, war sie vor Ort. »Kaffee?«, fragte sie.
»Danke, hatte ich bereits.«
Sie setzte sich ihm gegenüber an den Tisch. »Ich habe Majas Bericht gelesen. Tragisch. Wie ist die Spurenlage?« Friis hatte es gern kurz und bündig.
»Wir gehen davon aus, dass in der Wohnung ein Kampf stattgefunden hat. Anscheinend wurde Frau Kurth mit ihrem eigenen Küchenmesser niedergestochen.«
»Erste Vermutungen?«
»Keine Anzeichen, dass sich die Täterschaft gewaltsam Zutritt zur Wohnung verschafft hat. Vermutlich hatte Frau Kurth die Person gekannt.«
»Nur ein Täter?«
»Die Spuren lassen den Schluss zu. Es könnte eine Tat im Affekt gewesen sein, vielleicht aus einem Streit heraus. Frau Kurth könnte sich mit dem Messer gewehrt haben. Die Täterin oder der Täter entwaffnet sie und verletzt sie damit, absichtlich oder aus Versehen.«
»Dafür spricht, was im Bericht der Rechtsmedizin steht. Es gibt Abwehrverletzungen an den Oberarmen und an der Schulter.« Friis schob die Unterlippe vor. »Kann auch sein, dass der oder die Täterin ihr von Anfang an Gewalt antun wollte.«
»Möglich. Aber wenn es eine geplante Tat war, frage ich mich, weshalb die Täterschaft die Tatwaffe dagelassen hat. Maja und Karin gehen einem Hinweis aus der Nachbarschaft nach.«
»Was für ein Hinweis?«
»Ein uniformierter Kollege hat heute Morgen die Aussage einer älteren Dame aufgenommen, die gestern im Lauf des Nachmittags einen Streit aus der Wohnung von Vanessa Kurth gehört haben will. Wir suchen weitere Zeugen, die das bestätigen und eventuell etwas gesehen haben.«
»Frau Kurth könnte die Tatperson also gekannt haben. Hinweise auf sexuellen Missbrauch?« Hinter der Frage verbarg sich nicht nur fachliches Interesse. Friis hatte zwei Kinder. Das ältere, eine Tochter, feierte in diesem Jahr seinen achtzehnten Geburtstag. Dornach konnte die Sorge seiner Chefin nachvollziehen. Er hatte dasselbe mit Pia durchgemacht und tat es noch heute. Angst um ihre Kinder verfolgte Eltern ein Leben lang. »Die Legalinspektion ergab keine Anzeichen.«
»Zumindest das wurde ihr erspart«, sagte Friis. »Arme Frau, wurde mit gerade mal fünfundzwanzig aus dem Leben gerissen.« Einen Moment saßen beide schweigend da, ein kurzes stilles Gedenken an den sinnlosen Verlust eines jungen Lebens.
»Frau Kurth soll eine unserer Informantinnen gewesen sein?«, nahm Friis den Faden wieder auf.
»Das ist richtig. Sie hat uns mit Insiderwissen aus dem Dunstkreis von Boran Baddour versorgt.«
»Boran Baddour? Der Kronprinz von Akim Baddour, Chef des gleichnamigen Clans?«
»Frau Kurth arbeitete in einem seiner Etablissements, dem ›Lioness Pub‹ in Bellach. Sie ist von sich aus zu uns gekommen. Ihr Bruder ist an einer Überdosis Drogen gestorben, die angeblich aus Baddours Küche stammten.«
Friis lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und richtete den Blick an die Decke. »Gehe ich recht in der Annahme, dass ihr Boran Baddour befr