: Pierre Martin, Nora Luttmer, Gillian Macmillan, Anders de la Motte, C. J. Cooke, Vitu Falconi, Marku
: Mörderische Aussichten: Thriller& Krimi bei Knaur #1 Ausgewählte Leseproben von Pierre Martin, Nora Luttmer, Gilly Macmillan, Anders de la Motte u.v.m.
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426453414
: Mörderische Aussichten
: 1
: CHF 0.50
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 210
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Lieben Sie Nervenkitzel und Gefahr? Tauchen Sie gern in die gedanklichen Abgründe von psychopathischen Mördern ein? Freuen Sie sich auf einen kriminellen Abstecher in die Provence mit Pierre Martin? Warten Sie bereits auf neue raffinierte Spannung von Gilly Macmillan? Faszinieren Sie ungelöste Mordfälle, die ihre Schatten bis in die Gegenwart werfen? Sind Sie neugierig auf neue Ermittler wie Eric Marchand, der auf Korsika alten Geheimnissen auf der Spur ist? Oder ist es einfach mal wieder Zeit für eine Auszeit vom Alltag und damit für ein spannendes Buch? Hier sind Ihre mörderischen Aussichten - Nervenkitzel garantiert. Das kostenlose eBook enthält Leseproben zu den folgenden Krimis und Thillern: - Nina Laurin: »Escape« - Vitu Falconi: »Das korsische Begräbnis« - Pierre Martin: »Madame le Commissaire und die tote Nonne« - Nora Luttmer: »Dunkelkinder« - Frank Kodiak: »Stirb zuerst« - Markus Stromiedel: »Nachtfrost« - Gilly Macmillan: »Bad Friends« - Anders de la Motte: »Sommernachtstod« - C. J. Cooke: »Broken Memory«

Pierre Martin ist das Pseudonym eines erfolgreichen Autors, der sich für seine Hauptfigur Madame le Commissaire eine neue Identität zugelegt hat. Alle seine Krimis um Isabelle Bonnet aus Fragolin landen bereits kurz nach Erscheinen unter den Top Ten der Bestsellerliste. 'Madame le Commissaire und die Mauer des Schweigens' war zuletzt Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Ebenfalls auf Platz 1 landete 'Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens' - der erfolgreiche Auftakt zu einer neuen Südfrankreich-Reihe um einen adeligen Auftragsmörder, der den festen Vorsatz hat, niemanden umzubringen.

Anders de la Motte


Mittsommernachtstod

Kriminalroman
Aus dem Schwedischen von Marie-Sophie Kasten
erscheint 2. 5. 2018
Prolog
Sommer 1983

Das Kaninchen hockte im hohen Gras. Sein Fell war vom Tau, der sich soeben zur Dämmerung in den Garten gesellt hatte, feucht und glänzend.

Eigentlich sollte er reingehen. Mama mochte es nicht, wenn er allein draußen war, schon gar nicht, wenn es dunkel wurde. Aber schließlich war er schon groß, in ein paar Wochen wäre er fünf, und er liebte die Dämmerstunde. Bald würden die Nachttiere hervorkommen, Igel würden vorsichtig unter den großen Büschen hervorlugen und in kleinen, lustigen Schlangenlinien durch das Gras tapsen. Fledermäuse würden zwischen den hohen Bäumen umherflattern, und von der Kastanienallee auf der anderen Seite des Wohnhauses konnte er schon die ersten Eulen rufen hören.

Vor allem aber wollte er die Kaninchen sehen. Ein eigenes Kaninchen stand ganz oben auf seiner Wunschliste. Ein junges, weiches Kaninchen, genauso eines wie dasjenige, das dort drüben im Gras saß. Das kleine Tier sah ihn an, es rümpfte ein wenig die Nase, als ob es sich unsicher wäre, was seinen Geruch anging. Ob er gefährlich oder ungefährlich war. Er ging ein paar vorsichtige Schritte auf das Tier zu. Das Kaninchen blieb hocken, es wirkte unentschlossen.

Er wartete schon seit ein paar Monaten sehnsüchtig auf seinen Geburtstag. Von Mattias wünschte er sich einen Drachen. Er hatte gesehen, wie sein großer Bruder in Papas Werkstatt stundenlang an einem Drachen gebaut hatte. Wie er sorgfältig die Stäbe für das Gerüst abgemessen, Schnüre zwischen den Enden gespannt und alles mit einem glänzenden, dichten Stoff verkleidet hatte, geklaut aus einer der Schubladen oben auf dem Dachboden. Dort hingen Kleider, die einmal ihrer Großmutter gehört hatten und von denen sich die Mutter noch nicht hatte trennen können.

Er hatte diesen Sommer mehrmals zugeschaut, wenn Mattias und seine Freunde ihre selbstgebauten Drachen um die Wette fliegen ließen. Mattias’ Drachen flog jedes Mal am höchsten. Er schwebte ruhig über den Feldern wie ein Milan.

Das Kaninchen drüben im Gras sah ihn weiter an, und er ging noch ein paar Schritte vor. Als das Tier den Kopf hob, blieb er stehen. Eigentlich würde er am liebsten losrennen. Auf das Kaninchen zustürzen und sich daraufwerfen, es packen. Aber Onkel Harald sagte immer, dass ein guter Jäger nicht zu eifrig sein durfte, deshalb blieb er stehen, stand ganz ruhig da und dachte an seine Wunschliste.

Von seiner großen Schwester wünschte er sich ein rotes Auto, wie er es unten in der Stadt im Laden gesehen hatte. Das Auto hatte Flammen auf den Seiten, und wenn man es nach hinten zog und dann losließ, fuhr es ganz von selbst. Das Auto war bestimmt teuer, aber Vera würde es ihm trotzdem kaufen. Papa würde ihr das Geld dafür geben. Wenn sie darum bäte. Er wusste nicht genau, ob sie ihm die Sache mit den Habichteiern noch übel nahm, an die er am liebsten gar nicht denken wollte. Mattias hatte ihm verziehen, aber bei Vera wusste er nie so genau.

Das junge Kaninchen senkte den Kopf und begann an einem Grashalm zu mümmeln. Die Schnurrhaare bewegten sich dabei so niedlich, dass er kurz davor war, Onkel Haralds Regeln zu brechen. Aber er musste noch ein wenig ausharren. Den Augenblick abwarten, in dem das Kaninchen sich entspannte und nicht mehr zu ihm herübersah.

Von Mama und Papa wünschte er sich ein Fahrrad. Er hatte schon angefangen, auf Mattias’ altem Rad zu üben, obwohl er das eigentlich nicht allein durfte. Neulich war er gestürzt und hatte sich das Knie aufgeschlagen. Nicht schlimm, aber doch so, dass es geblutet hatte. Er hatte geweint und war in den Holzschuppen gekrochen, um sich zu verstecken. Onkel Harald hatte ihn gefunden und mit ihm geschimpft: »Was wird deine Mama sagen? Weißt du nicht, dass sie sich Sorgen macht?«

Doch, das wusste er. Mama machte sich fast dauernd Sorgen um ihn. »Weil du meine kleine Maus bist«, sagte sie dann. »Weil ich den Gedanken nicht ertrage, dass dir etwas passieren könnte.« Deshalb hatte er sich versteckt und nicht gewagt, ins Haus zu gehen. Nachdem er mit Schimpfen fertig war, hatte Onkel Harald ein Pflaster auf sein Knie geklebt und der Mutter gesagt, er sei auf dem Kiesweg zwischen Scheune und Wohnhaus hingefallen. Kein Wunder, wenn man in Holzpantoffeln herumrennt. Er hatte nicht seinetwegen gelogen, sondern wegen Mama. Damit sie sich keine Sorgen machte. Seitdem durfte er keine Holzpantoffeln mehr tragen wie Mattias und Vera. Er fand das ungerecht.

Plötzlich bewegte sich das kleine Kaninche