1. KAPITEL
„Schon wieder ein skandalöser Artikel über dich, Julian.“ Angelique Lockett seufzte tief. „Ist es dir wirklich so wichtig, Atlantas begehrenswertester Junggeselle zu sein?“
Julian zuckte nur die Schultern und sah seine Mutter an. Ihre elegant frisierten schulterlangen schwarzen Haare passten perfekt zu der A-Form ihres Kleides im Stil der Fünfziger. Er legte es nicht darauf an, seinem Ruf als Playboy gerecht zu werden. Er mochte einfach guten Sex.
Das sonntägliche Familiendinner in der großen Villa der Locketts hätte er gern ausgelassen, aber er wollte seine Mutter nicht enttäuschen. Er hatte sich innerlich gegen ihre Wut über den Artikel gewappnet. Diesmal ging es um seine Heldentaten bei der Modenschau einer jungen und vielversprechenden Designerin.War es vielleicht sein Fehler, dass er beide geangelt hatte, die Designerin und ihre Muse, das Topmodel der Show?
Julian war nicht so groß wie sein Vater Josiah oder seine beiden Brüder Roman und Xavier, der es heute mal wieder geschafft hatte, das Dinner zu schwänzen. Aber was Julian an Größe abging, machte er mit Charme und modischem Geschmack wett. Mit seinen hellbraunen Augen, seinem hübschen Gesicht und dem dunklen Dreitagebart war er offenbar schier unwiderstehlich für Atlantas Frauen. Julian Lockett galt als notorischer Womanizer, und er genoss diesen Ruf.
„Willst du nicht endlich eine Familie gründen? Ich kenne viele junge Frauen, die geeignet wären.“ Angelique warf ihrem ältesten Sohn Roman, der ihr mit seiner Frau Shantel gegenübersaß, einen verzweifelten Blick zu.
Shantel … Julian senkte den Kopf. Er hatte sie im College kennengelernt, und sie war bald zu einer engen Freundin geworden. Sie hatten einander immer alles anvertraut, was sie bewegte. Er hatte ihr von seinen zahllosen Affären erzählt und sie ihm von dem traumatischen Ende einer Beziehung und von dem Selbstmord ihrer Mutter. Obwohl er sie eher wie eine Schwester betrachtete, war ihm hin und wieder auch der Gedanke gekommen, sie zu heiraten – wenn er denn so weit wäre, sich endgültig zu binden.
Nun, der Traum war ausgeträumt. Roman hatte sie sich geschnappt, und Julian musste zusehen, wie Shantel und Roman sich verliebte Blicke zuwarfen. Obwohl Julian sich nicht vorstellen konnte, sich jemals ernsthaft zu verlieben, tat es ihm leid, seine Mutter zu enttäuschen. Und wenn er sah, wie innig Shantel und Roman sich liebten, kam ihm schon der Gedanke, dass an dieser ganzen Geschichte vielleicht doch was dran war. Liebe, Seelenverwandtschaft, für immer und ewig? Gab es das wirklich? Fehlte ihm etwas ganz Entscheidendes?
„Vielleicht“, meinte er zögernd.<