: Ella Janek
: Die Frau im Park Roman | Berührender Liebesroman über eine Ehe am Scheideweg
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426461549
: 1
: CHF 6.50
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Das einfühlsame Porträt einer Ehe am Scheideweg: Der Ehe-Roman »Die Frau im Park« geht der Frage nach, was Liebe wirklich ausmacht. 15 Jahre lang hat die ehemalige Schauspielerin Eva Rosenberg alles zurückgestellt, um sich um ihre Tochter Alisa zu kümmern, die seit einem tragischen Unfall im Rollstuhl sitzt. Als Alisa nun in eine WG zieht, nimmt plötzlich Leere ihren Raum in Evas Leben ein. Ihre eigenen Wünsche und Träume hat sie ebenso verloren wie die Nähe zu ihrem Mann Johannes, für den zwischen Mutter und Tochter kaum Platz geblieben war. Bei langen Spaziergängen im Park, auf denen Eva sich selbst und ihr Leben sucht, lernt sie schließlich Ben kennen. Ihm kann sie von ihren Ängsten ebenso erzählen wie von ihrem heimlichen Traum, mit 49 noch einmal in ihren Beruf als Schauspielerin zurückzukehren. Nur über Johannes und ihre Ehe mag Eva mit Ben nicht sprechen. Denn da ist noch immer etwas, das sie mit Johannes verbindet - doch ist es stark genug für einen Neuanfang?

Ella Janek lebt mit ihrer Familie in einem idyllischen Städtchen in Bayern. Unter ihrem Klarnamen schreibt sie erfolgreich heitere Frauenromane. Als Drehbuchautorin für Kino und TV und wurde sie unter anderem mit dem Grimme-Preis und dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. Sie liebt das Meer und lässt sich dort gerne zu neuen Geschichten inspirieren.

Kapitel1


Unglückstag in der Vergangenheit

München,3. Mai2006

Ich werde das Geheimnis aus dir herauskitzeln!«, rief Eva mit hoher, verstellter Stimme. »Und dann werde ich den gestohlenen Schatz zurückholen und ihn an all die Wesen im Wald verteilen, die du betrogen hast!«

Durch den schmalen Spalt am Bühnenvorhang des selbst gebauten Marionettentheaters warf Eva einen Blick auf ihre Tochter Alisa. Die Fünfjährige saß auf einem Kissen am Boden und verfolgte mit weit aufgerissenen Augen, wie die dunkelblaue Fee den verhexten Wassermann aus seinem Versteck locken wollte. Aufgeregt zwirbelte die Kleine mit den Fingern in ihren goldbraunen Locken.

»Niemals werde ich dir etwas verraten!«, schwor der Wassermann, der sich hinter einem Felsen verbarg. »Außerdem musst du mich erst einmal finden. Und das wird dir nicht gelingen!«

Eva bewegte das Holzkreuz mit den Fäden und ließ die Figur der Fee suchend herumhuschen. Schließlich ging die Marionette zum Rand der Bühne und wandte sich an das Kind.

»Der Wassermann hat sich so gut versteckt. Kannst du mir vielleicht sagen, wo er ist, Alisa?«, fragte die dunkelblaue Fee verschwörerisch leise.

Alisa stand auf und ging ganz nah zur Bühne.

»Er ist hinter dem großen Stein«, flüsterte das zierliche Mädchen mit den tiefblauen Augen, die denen ihrer Mutter so ähnlich waren.

Eva ließ die Fee sich vor dem Mädchen verbeugen.

»Ich danke dir von Herzen, liebe Alisa. Jetzt kann ich ihn finden.«

Evas Tochter kicherte vergnügt, als die Fee endlich den Wassermann entdeckte und so lange kitzelte, bis er um Gnade flehte und ihr das Geheimnis verriet.

»Entschuldigt, wenn ich euch störe«, unterbrach Johannes die Vorstellung. »Valerie ist am Telefon.«

Eva steckte den Kopf durch den Vorhang. Dass ihre Agentin auch an einem Samstag anrief, war nicht ungewöhnlich. Für die alleinstehende Valerie Beck gab es kein Wochenende.

»Bitte sag ihr, dass ich sie gleich zurückrufe«, bat Eva ihren Mann, der mit dem Telefon in der Hand im Kinderzimmer stand.

»Die dunkelblaue Fee muss doch erst noch den Schatz holen«, protestierte Alisa mit vor Aufregung geröteten Wangen.

Johannes lächelte bedauernd.

»Es tut mir wirklich leid, aber sie meinte, es wäre sehr dringend.«

»Dann lassen wir die Fee und den Wassermann jetzt ein Nickerchen machen«, schlug Eva vor. »Nach dem Kitzeln ist man ganz besonders müde.«

Eva befestigte die beiden Marionetten an einem der speziellen Haken an der Wand neben mehr als einem Dutzend weiterer Puppen. Die meisten stammten noch von Evas Vater Robert, der die Marionetten mit viel Liebe zum Detail selbst angefertigt hatte. Stundenlang hatte Eva ihm als Kind dabei zugesehen und sich Geschichten über die Figuren ausgedacht, die ihr Vater gerade zum Leben erweckte.

»Aber Mama, so müde sind die doch gar nicht!«, warf Alisa enttäuscht ein.

Natürlich wusste das Kind ganz genau, dass es nur Puppen waren, die in Wirklichkeit gar nicht schlafen konnten. Aber in ihrer Fantasie ging das Spiel der Marionetten auch über das Ende eines Stückes hinaus.

»Ich fürchte doch, meine Süße. Aber später, nach deiner Reitstunde, geht es ganz bestimmt weiter, ja?«, versprach Eva.

Alisa schien einen Moment zu überlegen. Dann nickte sie seufzend.

»Na gut.«

»Komm, Schätzchen, wir beide gehen ein wenig in den Garten. Dann kann Mami in Ruhe telefonieren«, sagte Johannes und reichte Eva das Telefon.

»Danke«, flüsterte Eva mit der Andeutung eines Kusses, dann nahm sie das