: Erica Ruth Neubauer
: Tod auf der Olympic
: dp Verlag
: 9783986373184
: Jane Wunderly-Reihe
: 1
: CHF 4.80
:
: Erzählende Literatur
: German

Jane Wunderly auf luxuriöser Transatlantikfahrt– verbrigt sich unter Deck ein tödliches Geheimnis?
Spannender Cosy Crime von Agatha Award Gewinnerin&nbs ;Erica Ruth Neubauer

Endlich darf Hobby-Detektivin Jane Wunderly offiziell an einem Kriminalfall arbeiten: Sie und Mr. Redvers sollen sich als reiches Ehepaar auf einer Transatlantikfahrt ausgeben, um für die britische Krone einen deutschen Spion an Bord zu enttarnen. Doch Jane nimmt sich bald noch einer zweiten Mission an. Die wohlhabende, frisch verheiratete Vanessa FitzSimmons behauptet, ihr Mann wäre samt seinem Gepäck von Bord verschwunden. Während das Schiffspersonal und Redvers hier nur einen untreuen Ehemann vermuten, glaubt Jane an ein weiteres Verbrechen. Schafft sie es die beiden gefährlichen Rätsel zu lösen, bevor die Täter ihr an Land entkommen können… oder, schlimmer noch, dafür sorgen, dass sie und Redvers ihr Ziel nie erreichen?

Alle Bände der Jane Wunderly ermittelt-Reihe können unabhängig voneinander gelesen werden

Weit re Titel dieser Reihe
Die Tote im Mena House (ISBN: 9783986377922)
Der Tod auf Wedgefield Manor (ISBN: 9783986378110)

E ste Leser:innenstimmen
„Meine liebste Cosy Crime-Reihe! Fans von Rhys Bowen sollte hier dringend zugreifen.“
„Locker-leicht geschriebener, aber dennoch spannender Krimi, den ich nur empfehlen kann!“
„Jane Wunderly ermittelt diesmal auf hoher See und hat mich damit bestens unterhalten.“
„Die authentisch vermittelte 20er-Jahre-Atmosphäre rundet den Kriminalfall perfekt ab!“



Erica Ruth Neubauer verbrachte elf Jahre beim Militär, zwei Jahre als Polizistin und ein Jahr als Englischlehrerin, bevor sie Schriftstellerin wurde. Wenn sie nicht gerade an ihrem nächsten Roman schreibt oder sich mit einem Buch zusammenrollt, reist sie gerne, macht Yoga und trinkt Bier.

Kapitel Eins


Das metallische Ächzen, mit dem der Ozeandampfer vom Dock in Southampton ablegte, wurde beinahe von den frenetischen Rufen am Deck des Schiffes und am Ufer übertönt. Überall um uns herum wurden fröhlich weiße Taschentücher geschwenkt – kleine Flaggen der Unterwerfung derjenigen, die sich der Reise ergaben – und lange, bunte Wimpelbänder zierten die Reling und den Himmel über unseren Köpfen. Am Ufer sah ich die stämmige Gestalt meiner Tante Millie neben ihrem adretten Verlobten, Lord Hughes, und ihrer gemeinsamen Tochter Lillian. Millie hatte sich nur flüchtig an den Gesten beteiligt, ehe sie des Rituals überdrüssig geworden war, doch Hughes und Lillian winkten immer noch überschwänglich, während wir uns vom Ufer entfernten.

Redvers und ich standen in einer gesitteten Menge auf dem Deck der ersten Klasse und winkten noch ein wenig meiner Cousine und ihrem Vater zu, ehe wir die Hände sinken ließen. Ich betrachtete die wohlhabenden Reisenden, die uns umgaben, und gab mein Bestes, um dieses Interesse zwanglos wirken zu lassen.

„Ich frage mich, wie ein Spion wohl aussieht.“ Ich murmelte den Satz leise vor mich hin.

Redvers lehnte an der Teakholzreling, hatte einen Fuß auf die unterste Querstrebe gesetzt und warf mir lediglich einen amüsierten Blick zu. In seinem dunkelgrauen Wollmantel und der Tweedkappe sah er attraktiv aus – etwas zu leger, aber mir fiel auf, dass viele der männlichen Passagiere ähnliche Kleidung trugen. Statt schwärmerisch die breiten Schultern des Mannes zu betrachten, zog ich meinen Kragen etwas höher, um mich vor dem kalten Wasser zu schützen, und blickte über die Reling auf das Gedränge auf den Decks der zweiten und dritten Klasse hinunter. Ich hatte mir sagen lassen, dass man sie nicht länger als „Zwischendecks“ bezeichnete, auch wenn das lediglich eine Verbesserung der Terminologie, nicht aber der Unterbringung bedeutete. Nur dank der Großzügigkeit der britischen Regierung reiste ich bei dieser Überfahrt erster Klasse, sonst hätte ich mich auch in dem Chaos unter uns wiedergefunden. Und ich war fest entschlossen, meine Pflicht zu erfüllen – was bedeutete, nach einem deutschen Agenten Ausschau zu halten.

Ich drehte mich wieder zu den wohlhabenden Passagieren um, die mich umgaben, und betrachtete unsere Mitreisenden. Eine große Frau in einem luxuriösen Pelzmantel vom Silberfuchs zog meinen Blick auf sich. Ich erschauderte ein wenig – ich verspürte stets Mitleid mit den Tieren, auch wenn der Mantel noch so schön war. Sie stand ebenfalls an der Reling, und nur wenige Personen trennten uns von ihr. So konnte ich erkennen, dass ihre Züge ein wenig zu scharfkantig waren, um dem traditionellen Schönheitsideal zu entsprechen, doch ihr Make-up war kunstvoll aufgetragen und ihre leuchtend grünen Augen wurden eindrucksvoll von ihrem dunkelroten Haar betont. Sie hielt sich am Arm eines bärtigen Mannes fest, dem sie in Größe um nichts nachstand. So wie sie aneinanderhingen und sich gegenseitig Dinge ins Ohr flüsterten, vermutete ich, dass sie noch in der frühen Phase einer frischen Beziehung steckten. Der Mann sah geschniegelt aus, wenngleich seine Hose ein Stück zu kurz war und seine Schuhe eine Politur vertragen konnten. Er drehte den Kopf leicht in meine Richtung, sodass ich ihn besser sehen konnte – ich machte mir normalerweise nichts aus männlicher Gesichtsbehaarung, doch sein Bart war kurz geschnitten und passte zu seinen kraftvollen, düsteren Zügen. Als die öffentlichen Liebesbekundungen der beiden zu intim wurden, drehte ich mich wieder zu Redvers um.

„Wollen wir uns zu unserem Quartier begeben, Mrs. Wunderly?“ Redvers bot mir seinen Arm an und ich hielt kurz inne, ehe ich mich einhakte. Das Schiff hatte sich so weit vom Kai entfernt, dass sich die Passagiere langsam von der Reling verstreuten und ihren eigenen Plänen nachgingen. Es war an der Zeit, dass wir uns der Lebenssituation auf dieser bevorstehenden Reise stellten. Wir liefen das lange Promenadendeck hinunter, bis wir durch eine Tür eine völlig andere Welt betraten. Im Schiffsinneren konnte man leicht vergessen, dass man im Grunde in einer schwimmenden Stadt reiste – es glich einem prächtigen Herrenhaus, mit wunderschöner Eichenvertäfelung an den Wänden und luxuriösem Teppichboden unter unseren Füßen. Wir liefen auf das reich verzierte Treppenhaus der ersten Klasse am vorderen Ende des Schiffes zu – eines von zwei solcher Treppenhäuser – und mein Blick wurde sofort nach oben gezogen, zu der G