: Johanna Mo
: Finsterhaus Kriminalroman
: Heyne
: 9783641276904
: Die Hanna Duncker-Serie
: 1
: CHF 11.60
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 496
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eine Insel sucht einen Mörder und ein entführtes Kind
Hanna Duncker ist noch völlig vertieft in die Ermittlungsakte ihres Vaters, als sie der verzweifelte Anruf von Jenny Ahlström erreicht: Jennys Mann und ihr vierzehn Monate alter Sohn sind spurlos verschwunden. Ganz Öland beteiligt sich an einer groß angelegten Suchaktion, während Hanna und ihr Kollege Erik Lindgren nach einem Motiv im Leben des vermissten Vaters fahnden. Eine Spur führt schließlich in ein leer stehendes Haus. Liegt hier der Schlüssel zum Fall? Für Hanna beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Und es gibt noch ein Rätsel, das sie lösen muss: Warum versucht jemand mit aller Macht zu verhindern, dass sie endlich die Wahrheit über ihren eigenen Vater herausfindet?

Die »Hanna Duncker«-Reihe:

Band 1: Nachttod

Band 2: Finsterhaus

Band 3: Dunkelwald

Band 4: Nebelstunde

Band 5: Dämmersee

Alle Bände können auch unabhängig voneinander gelesen werden.

Johanna Mo wuchs in Kalmar, im Süden Schwedens, auf und lebt mit ihrer Familie in Stockholm. Neben dem Schreiben arbeitet sie seit zwanzig Jahren als Redakteurin, Übersetzerin und Literaturkritikerin. Als Teenager musste Johanna Mo erleben, was es heißt, jemanden zu kennen, der zum Mörder wurde. Diese Erfahrung hat sie nie wieder losgelassen und zu der SPIEGEL-Bestseller-Reihe um Polizistin Hanna Duncker inspiriert.

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Hanna Duncker setzte sich so, dass sie den Eingang im Blick hatte. Bei der Bedienung bestellte sie erst mal nur ein Glas Wasser, um die Zeit bis zum Eintreffen ihrer Verabredung zu überbrücken.

Genau wie ihr Vater Lars hatte dessen Freund Gunnar ein Alkoholproblem gehabt, auch wenn Letzterer eher zur Kategorie Quartalssäufer gehört hatte, und Hanna hatte keine Ahnung, wie es um seine Sucht gerade bestellt war. Anfangs war Gunnar nicht sicher gewesen, ob er sie wirklich treffen wollte. Zuletzt hatten sie sich bei Lars’ Beerdigung vergangenen Herbst gesehen, und da hatte sie es nicht über sich gebracht, richtig mit ihm zu sprechen. Sie hatte ihm angeboten, ihr Elternhaus zu kaufen. Schließlich hatte Gunnar in all den Jahren, die ihr Vater im Gefängnis gesessen hatte, dort gewohnt, er hatte es aber nicht haben wollen. Die beiden waren Freunde gewesen, seit Hanna denken konnte, kennengelernt hatten sie sich bei der Arbeit in Kalmar.

Drei Trauergäste, mehr waren nicht gekommen. Hanna, Gunnar und die Frau, die er mitgebracht hatte. Letztere war nur zur Unterstützung dabei gewesen. Weder Lars’ Eltern noch sein Sohn Kristoffer waren erschienen. Ihre Großeltern, zu denen sie keinen Kontakt hatte, wohnten mittlerweile in Norwegen und ihr Bruder Kristoffer in London.

Die Tür zumErnestos ging auf, aber nicht Gunnar kam herein, sondern ein junges Paar. Die Frau drehte sich zu dem Mann und lachte so schrill, wie nur Frischverliebte es taten. Dabei fiel ihr das lockige rote Haar ins Gesicht, das sie schnell wieder zurückstrich. Hanna schluckte. Erst gestern hatte ihr Ex-Freund Fabian ein Ultraschallbild bei Facebook geteilt. Er und seine Partnerin erwarteten ein Kind. Die Erzieherin, mit der er, wenige Wochen nachdem er sich von Hanna getrennt hatte, zusammengekommen war. Mehrere Minuten lang hatte sie auf das Bild gestarrt, sich nicht losreißen können.

Das junge Paar hatte einen Tisch bestellt. Sie feierten ihr Einjähriges – und Hanna hatte geglaubt, sie hätten sich gerade erst kennengelernt. Sie schaute ihnen nach, bis sie im Obergeschoss verschwunden waren.

Wieder öffnete sich die Tür, aber auch diesmal war es nicht Gunnar, sondern ein Mann um die sechzig. Sein linker Arm hing schlaff herunter, das linke Bein war steif. Das sah nach Schlaganfall aus. Er ging zu einem Mann in seinem Alter, und dann folgte eine lange Umarmung.

Was, wenn Gunnar es sich anders überlegt hatte?

Hanna hatte sich den gesamten Sommer über mit dem Raubmord an Ester Jensen beschäftigt. Dem Mord, wegen dem ihr Vater 2003 verurteilt worden war. Wobei … eigentlich hatte sie nur eine Woche gebraucht, um die Ermittlungsunterlagen zu lesen, und den Rest der Zeit, um zu verdauen, was sie da erfahren hatte. Man hatte Lars’DNA in Esters Haus gefunden. Außerdem waren seine Fingerabdrücke auf dem Benzinkanister gewesen, der vor dem brennenden Haus gelegen hatte.

Solche Spuren ließen sich nicht ignorieren. Wie hatte sie nur annehmen können, dass er unschuldig war?

Weil Hanna erst im Mai bei der Polizei in Kalmar angefangen hatte, war ihr Urlaub mangels Anspruch entsprechend kurz ausgefa