: Hans-Jürgen Raben, Niklas Quast, Lion Obra, Till Kammerer, Wilfried A. Hary, Kevin Gratzel, Ines Sch
: Kerstin Peschel
: Wundersame Weihnacht - Das Wispern der Bücher: Geschichten und Märchen zur Weihnachtszeit
: Bärenklau Exklusiv
: 9783754694077
: 1
: CHF 3.20
:
: Erzählende Literatur
: German
: 237
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Dieser Band ist für die ganze Familie gedacht und soll helfen, das Tempo aus dem Alltag zu nehmen und somit die Vorweihnachtszeit zu verschönern ...


In diesem Buch sind folgende Geschichten und Märchen enthalten:
? Ein Weltreich in einem Cognac-Schwenker - von Lion Obra
? Der Wunschbrunnen - von Niklas Quast
? Der Schnee - von Sophie Reinheimer
? Das Wispern der Bücher - von Hans-Jürgen Raben
? Justus, der Schneehund - von Till Kammerer
? Ein Weihnachtsmärchen - von Heinrich Seidel
? Das letzte Streichholz - von Wilfried A. Hary
? Das gestohlene Rezept - von Kevin Gratzel
? Else Bonningk und das unerwartete Weihnachtsgeschenk - von Ines Schweighöfer
? Und das Schicksal war Zeuge- von Rainer Popp
? Die Geschichte von der Frau Holle - von Luise Büchner
? Der Heilige Abend, an dem wir Zwiebeln klauten - von Wolfgang Bittner
? Taneya rettet Weihnachten - von Alea Raboi
? Das Wunder von Myra - von Rainer Keip
? Weihnachten 1173 - Heinrich der Löwe - von Tomos Forrest
? Christnachtwunder - von Ludwig Bechstein
? Das Weihnachtssegel - von Lotte Betke
? Knuffelkontakt - von Olivier Watroba
? Dieses Jahr wird es kein Weihnachten geben! - von Krzysztof T. Dabrowski


Bonus:
? Zitate und Sprüche zur Weihnachtszeit und zum Jahreswechsel
? Backrezepte für die Weihnachtsbäckerei



Ein hervorragendes Autorenteam präsentiert sich in dieser Weihnachtsanthologie dem Lesepublikum.

Der Wunschbrunnen


 

 

von Niklas Quast

 

 

»Hast du schon vom neuen Wunschbrunnen gehört?« 

Während der Schnee sanft vom wolkenverhangenen, grauen Himmel auf den Asphalt fiel und dort liegen blieb, blickte Gregor sich um. Überall roch es nach Weihnachten – sei es der sanfte Duft von Zimt, der durch die Gassen wirbelte, oder das fettige Aroma von Schmalzgebäck – all das hatte sich unter das nächtliche Ambiente der Stadt gemischt und verteilte sich in den Straßen.

»Klar, es stand ja direkt auf der Titelseite der Kreiszeitung. Aber ich glaube irgendwie nicht an so was. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das wirklich funktioniert.« 

Gerade in Momenten wie diesen musste er über Rusty nachdenken. Vor einem halben Jahr war der Familienhund, sein treuer Freund und Begleiter mit vier Pfoten an einem Tumor verstorben – im beachtlichen Alter von fünfzehn Jahren. Doch selbst der Umstand, dass er ein langes, erfülltes Leben gehabt hatte, stimmte Gregor nicht wirklich zufrieden. Er hatte Rusty gekannt, seit sie beide klein waren – seine Eltern hatten ihm im Alter von zehn Jahren dieses besondere Geschenk zum Weihnachtsfest gemacht, eines, welches er nie vergessen würde.

Ja, auch ihnen war Rusty im Laufe der Jahre ans Herz gewachsen, selbst seinem Vater, der sich bis zuletzt vehement dagegen ausgesprochen hatte, ehe er dann irgendwann seiner Mutter zuliebe eingeknickt war. Dieses Jahr war das erste Weihnachtsfest ohne Rusty, dementsprechend war das heute auch nochmal ein ganz anderer, tragischer Moment. Gregor erinnerte sich noch gut daran, wie er Rusty letztes Jahr sein Lieblingsfutter aufgetischt hatte – ja, dieser Tag war schon immer für alle etwas ganz Besonderes gewesen.

»Ich finde schon, dass es etwas Magisches hat.« 

Marie blieb stehen und sah ihn an. Unter ihrer grauen Wollmütze war ihr lockiges Haar zu sehen, was ihr bis über die Schultern hing.

»Lass uns doch mal hingehen. Ich meine, schaden kann das doch nicht, oder? Immerhin ist heute Weihnachten!« 

Gregor warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Sie hatten noch eine Dreiviertelstunde bis siebzehn Uhr Zeit – dann war nämlich die Bescherung und das Festessen im Hause seiner Eltern geplant, ein Event, von dem seine Mutter schon seit Wochen schwärmte. Er wollte keinesfalls zu spät kommen, und hatte eigentlich auch keine Lust, einen Abstecher bei dem neuen Wunschbrunnen einzulegen – doch er konnte Marie einfach keinen Wunsch absprechen, weshalb er nachgab.

»Okay, dann lass uns kurz mal einen Blick dorthin werfen. Vielleicht gibt es ja doch noch so etwas wie Weihnachtswünsche, die in Erfüllung gehen.« 

Es fühlte sich merkwürdig an, ohne die Leine in der Hand durch die Stadt zu gehen.Wie oft haben wir das wohl gemacht? Rusty, Marie, und ich. Meine Güte, ich habe das immer so als selbstverständlich angesehen.Er versuchte irgendwie, sich in diesem Moment von seiner Trauer nicht überwältigen zu lassen, konnte aber nicht verhindern, dass eine Träne ausseinem Auge herauslief. Bevor Marie etwas bemerken konnte, wischte er sich die Stelle mit dem Ärmel trocken. Nein, heute wollte er nicht trauern, sondern sich eher darüber freuen, die Zeit der Besinnlichkeit im Kreise seiner Liebsten zu verbringen.Auch wenn ein Platz im flauschigen Körbchen heute leer bleiben wird … 

Sie mussten noch zwei Querstraßen entlang und an der Bäckerei vorbei, in der Gregor am Morgen noch Brötchen geholt hatte. Sie war mittlerweile natürlich schon geschlossen, denn sie hatte, wie die meisten anderen Geschäfte auch, an Heiligabend nur halbtags geöffnet gehabt. Sie wagten sich nun in die Richtung vor, aus der der Schnee kam – die feinen Eiskristalle wehten ihnen entgegen und schmolzen auf der warmen Gesichtshaut. Gregor hob seinen Blick, und konnte, im Licht einer fernen Laterne am Wegesrand, den Wunschbrunnen schon von Weitem sehen.

Er war geschmückt, irgendjemand hatte sich die Mühe gemacht, einen Adventskranz mit vier brennenden Kerzen und ein paar Tannenzweige, an denen nochweihnachtlicher Schmuck prangte, dort abzulegen. Marie war schon ein paar Schritte vorausgegangen, Gregor war so in Gedanken versunken gewesen, dass er gar nicht bemerkt hatte, da