: Kjell Eriksson
: Rot wie Schnee
: Aufbau Verlag
: 9783841227539
: Ein Fall für Ann Lindell
: 1
: CHF 8.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 428
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
< >In Uppsala wird ein Mann mit durchschnittener Kehle und nur mit Unterwäsche bekleidet im Fluss gefunden. Der Tote ist Armas, der Kompagnon des Gastrokönigs Slobodan Andersson. Rasch führen die Ermittlungen Ann Lindell in die Tiefen internationaler Drogenkriminalität und vor Ort in das Restaurant 'Dakar', in dem jeder der Beschäftigten verdächtig zu sein scheint. Aber wer ist hier Strippenzieher, wer Opfer?



Kjell Eriksson, geboren 1953, hat Erfahrungen in mehreren Berufen gesammelt. Er lebt in der Nähe von Uppsala. Für seinen ersten Kriminalroman um die Ermittlerin Ann Lindell erhielt er 1999 den schwedischen 'Krimipreis für Debütanten'. Sein Roman 'Der Tote im Schnee' wurde zum 'Kriminalroman des Jahres 2002' gekürt, eine Ehrung, die bereits Autoren wie Liza Marklund, Henning Mankell und Håkan Nesser bekommen hatten. 

1


Auf der anderen Seite des Tales senkten sich die Wolken langsam über die Berge. Am späten Nachmittag wanden sie sich in schmalen weißen Streifen durch den Pass im Osten. Wenn dann die Sonne hinter den Gipfeln verschwand, schimmerten sie silbrig. Die Bäume, die sich auf dem Kamm in unvorstellbar weiter Ferne abzeichneten, sahen aus wie eine Kompanie Soldaten, fand Manuel Alavez.

Um Nahrung und Feuchtigkeit aufzunehmen, waren die Wolken bis weit hinaus in die Welt gesegelt, bis an die pazifische Küste der Provinz Oaxaca. Suchten sie Abwechslung, wenn sie nach Nordwesten zogen, um vom Salz der Karibischen See zu kosten? Bei ihrer Rückkehr dampften die Berghänge noch von der Feuchtigkeit, die aus der dichten Vegetation aufstieg.

In Manuels Fantasie erzählten sich Wolken und Berge dann, was im Laufe des Tages vorgefallen war. Zwar hatte der Berg kaum mehr als den Dorfklatsch zu berichten, aber die Wolken waren es zufrieden. Nachdem sie so weit über unruhiges Land voll Verzweiflung und harter Arbeit gesegelt waren, war ihnen nach Alltäglichem zumute.

La vida es un ratito, das Leben ist ein kleiner Augenblick, pflegte seine Mutter zu sagen. Wenn sie dabei lächelte, unterstrich der fast zahnlose Mund ihren Ausspruch und reduzierte ihn gleichzeitig.

Manuel formulierte den Ausdruck später um.La vida es una ratita, das Leben ist eine kleine Ratte, sagte er.

Von der Terrasse, wo sie die Kaffeebohnen trockneten, sahen Manuel, seine Mutter und die Brüder unter sich die sechzig Häuser des Dorfs liegen, deren Ziegeldächer im Abendlicht in warmen Rottönen schimmerten. Rauch stieg auf. Wenn sie zu den Bergen hinüberblickten, konnten sie auf schmalen Pfaden winzige Menschen mit schwer bepackten Mulis erkennen, die unterwegs ins Dorf waren, wo die Hunde sie mit müdem Gebell erwarteten.

Das Dorf lag abseits, wie so viele andere. Bis zur nächsten größeren Straße, auf der man nach Talea gelangte, dauerte es knapp eine Stunde. Der Bus brachte einen dann in fünf Stunden in die Provinzhauptstadt Oaxaca.

Ihr Kaffee wurde in irgendeinem Hafen verpackt und nach »el norte« oder nach Europa verschifft. Sobald die Aufkäufer die Säcke verladen und weggebracht hatten, verloren die Dorfbewohner die Kontrolle darüber. Sie wussten, dass ihr Kaffee gut schmeckte und dass sich sein Preis verzehnfacht, vielleicht verzwanzigfacht haben würde, wenn er die Käufer erreichte.

Manu