: Cornelia Lotter
: Nattertal Ki und der Kreis des Schweigens
: tolino media
: 9783754601471
: 1
: CHF 3.20
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 222
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein verzweifelter Vater bittet Privatdetektivin Kirsten Stein, genannt Ki, um Hilfe. Seine Ex-Frau hat die gemeinsame Tochter in ein unzugängliches Tal entführt, in dem rund um eine alte Wassermühle eine Sekte ihr Unwesen treibt. Sah für Ki anfangs alles nach einem einfachen Fall aus, entwickelt sich aus der Kindesentführung allmählich ein gefährlicher Mix aus Erpressung und Freiheitsberaubung. Ki erforscht heimlich die Höhle der Natter, obwohl sie weiß, dass diesmal Kommissar Martin Bender nicht bereitsteht, um sie in letzter Minute zu retten. Als sie glaubt, das Geheimnis der Frauen entdeckt zu haben, bringt sie die alte Mühle auf eine völlig andere Spur. Doch zu viel Neugier kann tödlich sein.

Cornelia Lotter ist eine Leipziger Autorin, die in verschiedenen Genres, auch unter Pseudonym teils bei Verlagen und teils als Selfpublisherin veröffentlicht. Sie ist Mitglied im Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller sowie im Selfpublisherverband.

5. Kapitel


 

Ki fuhr mit dem Bus nach Bad Düben. Auf einer blau-gelb lackierten Brücke mit hohen Bögen überquerte sie die Mulde und war bald darauf in dem Städtchen. An der Haltestelle Lutherstraße stieg sie aus. Sie stand vor der evangelischen Stadtkirche St. Nikolai, wie ihr ein an der Wand angebrachtes Glasschild verriet. Da sie jede Gelegenheit nutzte, sich das Innere von Gotteshäusern anzusehen, und außerdem noch Zeit war, bis ihr Anschlussbus fuhr, ging sie in die Kirche hinein. Das war, wie sie sogleich feststellte, eine gute Idee gewesen. Das prachtvolle Innere der Kirche war von außen nicht zu vermuten gewesen. Eine wundervoll in hellen Pastelltönen bemalte Kassettendecke überspannte den Innenraum mit der kleinen Orgel, einer Kanzel und umlaufenden, von Bögen gekrönten Emporen. Die Farbgebung des Andachtsraumes war in ihrer geschmackvollen Schlichtheit auf Grau- und Brauntöne beschränkt. Dadurch verbreitete die Kirche eine heitere Stimmung, von der sich Ki sogleich anstecken ließ.

Beschwingt trat sie nach einigen Minuten wieder hinaus in den hellen Tag. Den nächsten Passanten, der ihr begegnete, fragte sie nach dem Weg zu einer Gästeinformation. Die fand sich imNaturparkhaus Dübener Heide unterhalb der Burg. An dem blühenden Magnolienbaum davor hingen bunte Ostereier, die auf das bevorstehende Fest hinwiesen. Im Inneren befanden sich neben den unvermeidlichen heimischen Spezialitäten und diversen Büchern zur Gegend auch umfangreiches Kartenmaterial, an dem sich Ki sogleich bediente. Eine Wanderkarte würde ihr sicher gute Dienste erweisen.

Um die Zeit bis zur Abfahrt des Busses sinnvoll zu nutzen, erstieg Ki den kurzen Weg hinauf zur Burg, wo sich zu Luthers Zeiten, wie sie auf einer Informationstafel gelesen hatte, der legendäre Rechtsstreit zwischen Hans Kohlhase und dem ortsansässigen Junker zugetragen hatte, der Kleist zu seiner bekannten Novelle, die auch bei Ki Schulstoff gewesen war, inspiriert hatte. Bevor Ki in den Burghof kam, weckte eine niedrige Holztür und ein nebenstehendes Schild mit der ÜberschriftDie Hexe Elisabeth Mann ihre Aufmerksamkeit. Es handelte sich um eine Begebenheit vor etwa 350 Jahren, als ein Ehepaar wegen Schlafproblemen ihr Bett ausräumte und darunter eine getrocknete Kröte, eine gedörrte Heuschrecke und noch Teile eines Krautes fand. Die Vorbesitzerin des Hauses wurde daraufhin der Hexerei beschuldigt und solange gefoltert, bis diese schließlich im Hexenkeller der Burg Düben starb.

Vielleicht sollte ich auch mal in meinem Bettkasten nachsehen, was dort so alles herumliegt, dachte Ki schmunzelnd eingedenk ihrer Schlafstörungen.

Nach einem kurzen Rundgang entlang der, das Burggelände umgebenden Mauer, über die sie einen guten Blick auf die Mulde und die unterhalb der Burg im Wasser treibende Bergschiffmühle hatte, machte Ki sich an den Abstieg.

Bis zum Busbahnhof brauchte sie nur wenige Minuten. Gleich im Anschluss an den Paradeplatz, der diesen hochtrabenden Namen genauso wenig verdiente wie die wenigen Bushaltestellen die Bezeichnung „Busbahnhof“, befand sich der kleine Marktplatz, auf dem das Rathaus dominierte. Zur vollen Stunde begegneten sich im Glockenturm des Gebäudes zwei Ziegenb