: Kimberly McCreight
: Freunde. Für immer. Thriller | Von der Autorin des New York Times-Bestsellers »Eine perfekte Ehe«
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426463628
: 1
: CHF 10.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 368
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Fünf beste Freunde, ein tödliches Geheimnis und ein Wochenende der Wahrheit: Kimberly McCreights psychologischer Thriller »Freunde. Für immer.« ist ebenso hinterhältig wie hochspannend und unvorhersehbar.  Nichts schien die College-Freunde Jonathan, Derrick, Keith, Stephanie, Maeve und Alice trennen zu können - bis Alice sich aus Schuldgefühlen das Leben nahm. So steht es jedenfalls offiziell im Polizei-Bericht. Zehn Jahre später treffen sich die Freunde in Jonathans Wochenendhaus in den Catskill Mountains - einem beliebten Feriengebiet der New Yorker -, um seinen Junggesellenabschied zu feiern. Doch dann sind Keith und Derrick plötzlich verschwunden. Die Polizei findet lediglich ihren Wagen, darin eine Leiche mit zertrümmertem Gesicht. Hat die Vergangenheit noch eine Rechnung mit den Freunden offen? Für Detective Julia Scutt, die den Fall übernimmt, werden die Ermittlungen ebenfalls zu einer unheimlichen Reise in die Vergangenheit: Als Julia acht Jahre alt war, fand man die Leiche ihrer Schwester mit ähnlichen Verletzungen, von der Freundin, die sie begleitet hatte, fehlt bis heute jede Spur ...  Trickreich und in hohem Tempo führt die New York Times-Bestseller-Autorin Kimberly McCreight durch einen psychologischen Thriller, den man kaum aus der Hand legen kann.  »Dieser großartige Thriller der US-amerikanischen Autorin lässt den Leserinnen absolut keine Atempause. Mit wechselnden Erzählperspektiven, unglaublich gut konzipierten Charakteren und überraschenden Wendungen, sodass es bis zum Schluss durchgehend hoch spannend bleibt.« VOGUE  »Ein echter Pageturner, der mich nicht mehr losließ.« Bestseller-Autor Harlan Coben über Kimberly McCreights Thriller »Eine perfekte Ehe«

Kimberly McCreight hat an der University of Pennsylvania Jura studiert. Sie hat viele Jahre in einer der größten Kanzleien New Yorks als Anwältin gearbeitet, bevor sie sich ganz ihrer Leidenschaft, dem Schreiben, widmete. Ihre Romane erscheinen regelmäßig auf der New York Times-Bestsellerliste. Mit 'Eine perfekte Ehe' und 'Freunde. Für immer' hat sie eine große Leserschaft in Deutschland begeistert. Kimberly McCreight lebt mit ihrem Ehemann und ihren zwei Kindern in Brooklyn, New York. Mehr Informationen unter: www.kimberlymccreight.com

MAEVE


Freitag,19.05 Uhr

Endlich kamen die Bäume in Sicht, erst das Astwerk und dann die verschiedenen Blätter, die sich an den Rändern bereits orange verfärbten. Fast zwei Stunden lang waren die Wälder wie brau-grüne Streifen an unserem Autofenster vorbeigezogen, während wir drei über den kurvenreichen Taconic State Parkway Richtung Norden fuhren.

Ich dachte daran, wie ich über ebendiese Straße das erste Mal zum Vassar College gefahren war. Wie nervös ich mich damals gefühlt hatte – nervös und lebendig. Das College hatte für mich einen Neuanfang bedeutet, eine Chance, endlich der Mensch zu sein, der ich sein wollte. Und ich hatte meine Chance genutzt. Ich hatte sehr viel über mich selbst herausgefunden, von der erstklassigen Ausbildung mal ganz abgesehen. Das Wichtigste aber war, dass ich diesen unglaublichen Freundeskreis gefunden hatte. Wo wäre jeder Einzelne von uns jetzt ohne die anderen? Eine komplizierte Frage im Rückblick auf unsere Geschichte. Aber kompliziert war es bei uns immer. Was nie kompliziert war, war die tiefe Zuneigung, ja Liebe, die wir füreinander empfanden. Wir waren einander von Anfang an aufs Innigste verbunden gewesen, und wir waren es bis heute.

Keiner von uns hatte eine großartige Beziehung zu seiner richtigen Familie, aber ich war die einzige Waise, wenn auch aus freien Stücken – da bin ich ganz ehrlich. Ich hatte meine Eltern aus meinem Leben verbannt, weil sie mir gegenüber ein emotionales und körperliches Missbrauchsverhalten an den Tag gelegt hatten. Meine neuen Freunde kannten einige der schockierenderen Details, aber sie verurteilten mich nie. Sie akzeptierten mich voll und ganz, obwohl ich nach dem Bruch mit meinen Eltern verzweifelt finanzieller Unterstützung bedurfte und permanent knapp bei Kasse war.

Doch in diesem Augenblick kehrten wir nicht nach Vassar an den Campus zurück, trotz der vertrauten Kurven des Taconic State Parkways. Heute fuhren wir unselige zusätzliche fünfzig Meilen weiter nach Nordwesten, tief hinein in die Catskill Mountains. Jonathan hatte sich dort ein Wochenendhaus gekauft, ausgerechnet in Kaaterskill. Nicht gerade ein Ort, den ich mir ausgesucht hätte, aber es gab absolut keine Möglichkeit, sich vor diesem Wochenende zu drücken. Es hieß vielmehr: Alle Mann an Deck für Keith.

Und deshalb war ich hier, bereit, das zu tun, was ich am besten konnte: das Positive sehen. Das Positive an diesem Wochenende war, dass wir Keith helfen würden. Dass ich außerdem die Chance bekäme, Jonathan über Bates auszuhorchen, wäre ein weiterer Vorteil.

Jonathan hatte uns einander vorgestellt. Bates und er hatten sich an der Horace Mann School kennengelernt, und nun musste ich Jonathan doppelt dankbar sein – für meinen Freund und dafür, dass er mir einen sehr, sehr guten Job in derPR-Abteilung der Cheung Charitable Foundation verschafft hatte. Die Stiftung war ein Ableger des Hegdefonds seines Vaters.

Ich denke, meine Freunde waren überzeugt, dass ich wegen des Geldes mit Bates zusammen war. Dass ich versuchte, wieder das Luxusleben zu führen, das ich verloren hatte, als ich die Brücken zu meinen Eltern abbrach. Aber Bates hatte Goldman Sachs aufgegeben, um bei der Robin Hood Foundation zu arbeiten – es war ihm sehr wichtig, die Welt zum Guten zu verändern. Er war sogar ehrenamtlich für den Boys& Girls Club tätig – eine Non-Profit-Organisation, die außerschulische Programme für junge Menschen anbietet. Auch ich meldete mich freiwillig, dank ihm. Mit Bates zusammen zu sein, hatte mich zu einem besseren Menschen gemacht. Bates hatte mich nicht verurteilt für die Geschichten, die ich ihm über meine brutale Kindheit erzählte, denn er war ein warmherziger, unvoreingenommener Mann. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich den Eindruck, ich könnte in Gegenwart eines anderen Menschen wirklich ich selbst sein. Ganz so weit war ich zwar noch nicht, aber ich arbeitete daran.

Ich drückte den Knopf an der Mittelkonsole, ließ das Beifahrerfenster herunter und atmete die Luft des Hudson Valley ein, die nach Kamin und trockenen Blättern roch.

»Ich kann nicht glauben, dass du heiratest«, sagte ich und schaute zu Jonathan hinüber. Seine tiefbraunen Augen waren auf die Straße gerichtet, seine Lippen zusammengepresst. Oh, das war falsch rübergekommen. Beinahe negativ. Ich streckte den Arm aus und legte meine Hand auf seine. »Ich meine, ich freue mich für dich.«

Das entsprach der Wahrheit – ich freute mich tatsächlich für Jonathan. Er verdiente es, endlich mit jemandem zusammen zu sein, der seine Großzügigkeit verdient hatte. Denn Jonathan war mitunterzu großzügig, sogar mit uns. Ich hatte ihn unzählige Male gewarnt: Den Menschen allzu schnell das zu geben, was sie wollten, war k