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Rue de Passy, Paris, 16. Arrondissement, Mitte Mai 1959
Langsam tauchte Gigi aus einem tiefen, traumlosen Schlaf auf. Sie rekelte sich, spürte die glatte, kühle Seide des Lakens auf ihrer Haut und schlug mit einem tiefen Atemzug beide Augen weit auf. Etwas war anders als sonst.
Hastig strich sie sich mit der flachen Hand über Bauch und Brüste. Sie war nackt unter der Decke. Erst in diesem Moment kam die Erinnerung zurück. Ein heißes Glücksgefühl stieg in ihr auf. Ganz langsam wandte sie den Kopf, voller Angst, es könnte wieder nur ein Traum gewesen sein.
Aber sie hatte nicht geträumt. Neben sich auf dem Kissen sah sie den glänzenden dunkelbraunen Schopf und nahm gleichzeitig den vertrauten Duft nach seinem herben Rasierwasser wahr. Limone und frisches Holz – wie sehr sie dieses Aroma liebte!
Ganz still lag sie da, während sich das Glück in ihrem Körper ausbreitete wie ein Schwall sonnenwarmes Wasser.Endlich! Gigi zwinkerte die Freudentränen weg, die ihren Blick trübten. So lange hatte sie darauf gewartet und längst nicht mehr geglaubt, ihr Traum könne in Erfüllung gehen.
Es kribbelte sie in den Fingerspitzen, ihm die Haare aus der Stirn zu streichen, damit sie sein schlafendes Gesicht sehen konnte. Das Gesicht des Mannes, den sie schon so lange liebte und bewunderte und für den sie alles sein wollte und nicht nur ein biegsamer, schlanker Körper, an dem seine Kleider gut zu Geltung kamen.
Doch sie wollte ihn nicht wecken, sondern noch ein bisschen länger diese verzauberten Momente des Staunens genießen.
Ein kurzer Blick zum Wecker auf dem Nachttisch machte ihr klar, dass Luc wahrscheinlich noch ein oder sogar zwei Stunden schlafen würde. Er stand niemals vor neun Uhr auf, oft deu