: Nicole Knoblauch
: Die Chroniken von Aebrova - Die Erben der Krone Roman
: Piper Verlag
: 9783492989848
: Aebrova
: 1
: CHF 4.80
:
: Fantasy
: German
: 388
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Völlig unerwartet geraten die Geschwister Merrick und Lorraine in die Intrigen und Ränkespiele um den Thron von Ebron. Für alle Fans von heroischen Fantasyromanen a lá George R.R. Martin und David Eddings »Was ist mit Quinby?« »Tot. Aufgebahrt in der großen Halle.« Ohne auf Jareds entsetzten Aufschrei zu achten, verbeugte er sich tief: »Ihr seid der neue Thronfolger, Majestät.« In der Welt von Æbrova ist die Magie den vier Arkanen Gilden vorbehalten. Die Geschwister Merrick und Lorraine bergen im Auftrag der Gilden magische Artefakte aus den Ruinen der sagenumwobenen Alten. Ihr Leben gerät aus den Fugen, als Merrick nach dem Tod ihres Vaters völlig überraschend an den Hof des Königs von Ebron berufen wird, während Lorraine sich einer Gruppe von illegalen Magiern anschließt, die gegen das Monopol der Gilden aufbegehrt. Dabei stoßen sie auf Geheimnisse mit weitreichenden Folgen inmitten einer Welt von Mord, Intrigen und Magie. Sind die Geschwister der Schlüssel, um das Schicksal von Ebron zum Besseren zu wenden? Und was hat es mit Vincent, dem mysteriösen Führer der Illegalen auf sich? »Low Fantasy Geschichte, die mit faszinierendem Magiesystem, facettenreichen Charakteren mit großartiger Persönlichkeitsentwicklung und interessanten Plot-Twists daher kommt. Ein locker, leichter Schreibstil sorgt dabei für angenehme Lesestunden!« elchisworldofbooksandcrafts-B og

Nicole Knoblauch ist fasziniert von romantischen Geschichten und starken Frauenfiguren. Unter dem Pseudonym Nicci Cole veröffentlicht sie auch im Bereich Romantische Spannung. Sie ist Mitglied bei DELIA, der Vereinigung deutschsprachiger Liebesroman-Autor:innen, denn ihr Herz schlägt für die Liebe. Wenn sie nicht schreibt, näht die studierte Germanistin und Historikerin historische Kostüme. Zusammen mit ihrem Mann und zwei Söhnen lebt sie ihr persönliches Happy End im Rhein-Main Gebiet.

Prolog


Königreich Ebron, Fahrendenlager der Stadt Nakal, Frühjahr 3686

»Papaaaaa? Erzählst du uns eine Geschichte?« Lorraine sah ihren Stiefvater aus großen Augen an.

»Och nö.« Stöhnend trat ihr Stiefbruder Merrick gegen das schmale Bett im Schlafraum ihres Familienwagens. »Du willst jedes Mal Geschichten über Prinzessinnen hören.«

»Gar nicht wahr.«

»Wohl wahr.« Merrick versetzte ihr einen leichten Schlag gegen den Oberarm, was Lorraine sofort dazu veranlasste, die Fäuste zu ballen, um auf ihn loszugehen.

»Ruhig, ihr zwei.« Die tiefe Stimme von Antonius Sparks unterbrach den beginnenden Kampf der Kinder. »Merrick, man schubst keine Dame.«

»Ha!« Triumphierend hob Lorraine eine Hand in die Luft.

»Und was dich angeht, junges Fräulein: Eine Dame beginnt keine Prügelei.« Das quittierte Merrick mit einem selbstzufriedenen Grinsen, während er seiner Stiefschwester demonstrativ die Zunge herausstreckte.

Antonius seufzte. »Beim Großen Lord Dearus. Was soll aus euch beiden eines Tages werden? Legt euch hin, es ist längst Schlafenszeit.« Gehorsam krabbelten die Kinder unter die gemeinsame Decke. »Ich werde die Geschichte von der Erschaffung der Welt durch den Großen Lord Dearus und die Sanfte Lady Naëlla erzählen.«

Strahlende Begeisterung bei Lorraine und ein theatralisches Stöhnen von Merrick waren die Antwort.

»Nicht schon wieder.« Er verzog das Gesicht. »Warum kannst du dir zur Abwechslung nicht mal eine spannende Geschichte ausdenken? Über feuerspeiende Ungeheuer und einen Helden, der sie allein mit seiner Tapferkeit besiegt und …«

»Weil wir Barden sind«, stoppte Antonius den Wortschwall seines Sohnes. »Wir denken uns keine Geschichten aus, denn wir sind das Gedächtnis der Zivilisation. Wir überliefern und bewahren das, was gewesen ist, sodass zukünftige Generationen davon lernen können. Ich gebe das Wissen über die alten Zeiten an dich weiter, damit du es eines Tages weitertragen kannst. Also sei jetzt still, und hör gut zu.«

»Ja, Vater.« Ohne weitere Widerworte kuschelte sich Merrick unter der Decke an Lorraine und lauschte der dunklen und klangvollen Stimme seines Vaters.

»Am Anfang erschufen die Götter die Welt. Am Tage wachte der Große Lord Dearus, Herr über die Sonne und das Licht, und des Nachts die Sanfte Lady Naëlla, Herrin über den Mond und die Dunkelheit. Und auf dem Angesicht der Erde wandelten die Alten. Sie hatten alles, was das Herz begehrt, und beherrschten jede erdenkliche Art von Magie. Sie waren mächtiger, als ihr es euch vorstellen könnt, und wähnten sich ob dieser Macht den Göttern gleich. Aufgrund ihrer Hybris und ihrer Habgier lebten sie in immerwährendem Krieg. Die verschiedenen Länder bekämpften sich ohne Unterlass, Städte verstrickten sich in nicht enden wollende Fehden, ja sogar Brüder kämpften gegen ihre Schwestern. Es war ein wahrer Jammer.« Antonius warf seinen Kindern einen bedeutungsvollen Blick zu, den diese gekonnt ignorierten. Mit einem tiefen Seufzer fuhr er fort. »Durch ihr Streben nach Macht drohten sie mit den unvorstellbaren Kräften der alten Magie alles und jeden in den Untergang zu reißen. Städte, Flüsse, ganze Berge wurden mit einem Augenzwinkern erschaffen oder vernichtet. Die Trennung zwischen Tag und Nacht verschwand unter dem unbarmherzigen Ansturm der arkanen Gewalt. Der Große Lord Dearus und die Sanfte Lady Naëlla sahen das Chaos und weinten ob des Leids und der Zerstörung. Die Grenze zwischen ihren Reichen zerfiel und die beiden erblickten einander. Sie erkannten, dass sie nicht allein waren in ihrer Trauer, und entflammten in unstillbarer Leidenschaft zueinander. In diesem Augenblick wurden Licht und Dunkelheit eins, und die Liebenden brachten Ordnung in das Chaos. Sie vereinten die Menschen mit der Kraft der Liebe und heilten die Welt, indem sie die Magie in die vier Arkanen Künste aufteilten, die da sind …«

»Animation, Transmutation, Illumination und Ave… Avo…« Merrick geriet ins Stocken.

»Evokation«, half Lorraine aus. »Das ist die spannendste Kunst. Die beschwört Geister aus vergangener Zeit, um alten Dingen Leben einzuhauchen, und …«

»Ja, ihr seid sehr schlau.« Antonius fuhr seiner Tochter übers Haar. »Darf ich jetzt weitererzählen?«

Schuldbewusst biss sich Lorraine auf die Lippe und nickte. Ihr Vater mochte es nicht, wenn man ihn unterbrach, und sie wollte zu gern das Ende hören – obwohl sie es längst kannte.

»Vielen Dank.« Antonius holte tief Luft und setzte erneut an. »Und so entstand Æbrova, wie wir es kennen, in all seiner Schönheit. Die Alten waren vernichtet, und ihre Nachfahren wurden zu den Hütern der neuen Ordnung, in den vier Arkanen Gilden. Die Gilden sorgen dafür, dass das Wissen um die Arkanen Künste weitergegeben und niemals missbraucht wird. Solang diese Ordnung gewahrt bleibt und die Künste getrennt sind, wird es den Menschen gut ergehen. Der Große Lord Dearus selbst hat uns gelehrt, dass eine Vermischung von Übel ist. Er sprach: ›Niemals dürfen die Künste vermischt werden. Es kann nur Schlechtes daraus entstehen. Wehe denen, die sich der göttlichen Ordnung widersetzen, denn die Hölle wird über sie hereinbrechen.‹«

Er sah zu Merrick und Lorraine, die nickten, diesmal jedoch schwiegen. In ernstem Ton fuhr er fort: »Doch der Große Lord und die Sanfte Lady bezahlten bitterlich für die Rettung der Welt. Ihre Wege trennten sich auf ewig. Tag und Nacht waren nicht länger eins, und so mussten sie auseinandergehen. Körperlich voneinander entfernt, aber im Geist vereint, herrscht der Große Lord Dearus über den Tag und die Sanfte Lady Naëlla über die Nacht. Nur in den wenigen Minuten des Zwielichtes begegnen sie sich und entbrennen jeden Tag aufs Neue in ewiger Liebe.«

»Wenn ich mal groß bin, gehe ich zu den Gilden«, verkündete Lorraine im Brustton der Überzeugung. »Ich werde Meisterin der Animation und der Evokation.«

»Hast du nicht zugehört?« Merrick verdrehte die Augen. »Du kannst nur bei einer Gilde sein, weil eine Vermischung verboten ist. Außerdem hat Tino mir erzählt, dass wir Fahrenden keine Magie ausüben dürfen, also können wir auch keiner Gilde beitreten.«

»Mama sagt, ich kann werden, was ich will, wenn ich mich nur genug anstrenge.« Kämpferisch streckte die Kleine das Kinn vor. »Ich werde zuerst Prinzessin, dann ändere ich das Gesetz und lerne alle Arkanen Künste. Wirst schon sehen!«

 

Geschätzter Kollege,

 

mir ist die Ungeheuerlichkeit meines Anliegens bewusst, aber ich musste die Chance ergreifen, mit Euch in Kontakt zu treten.

Durch einen glücklichen Zufall durfte ich letzte Woche Zeuge eines bemerkenswerten Zwischenfalls werden. Ich besuchte – unangemeldet, wie ich zu meiner Schande gestehen muss – einen Freund.

Im Eifer einer neuen magischen Entdeckung und beseelt von dem Wunsch, diese mit jemandem zu teilen, vergaß ich jegliche Höflichkeit. Ohne mich groß mit Formalitäten aufzuhalten, betrat ich sein Heim.

Ich erzähle Euch dies, um klarzustellen, dass jenen Freund nicht die geringste Schuld an den folgenden Ereignissen trifft.

Beim Betreten des Raums sah ich mich mit einem Wesen konfrontiert, welches mit irrwitziger Geschwindigkeit hin- und herschwirrte. Bei genauerem Hinsehen entpuppte es sich als kleiner Vogel, der wild mit den Flügeln schlug. Also wollte ich loslaufen, um das arme Tier einzufangen, doch es traf meinen Kopf und geriet ins Trudeln.

Ich fing es auf, und meine eigene Entdeckung verblasste vor dem, was sich mir da eröffnete.

Ein Meisterwerk, wie ich es nie zuvor gesehen habe. Offensichtlich ist die Metallhülle so dünn geschmiedet, dass das Tier leicht genug ist, um zu fliegen. Dazu die neuartige Flügelmembran, die diese realistischen, vogelartigen Flatterbewegungen ermöglicht. Das ist äußerst spektakulär und wäre an sich schon eine Revolution auf dem Gebiet der Animationsmagie.

Trotzdem wäre der Vogel nur ein, zugegebenermaßen fantastisches, Spielzeug, das geradeaus flattert, wäre da nicht die Tatsache, dass in ihm auch noch...