: Kerstin Gier
: Vergissmeinnicht - Was man bei Licht nicht sehen kann Das fantastische Geschenk zu Weihnachten
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104914183
: Vergissmeinnicht
: 1
: CHF 16.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 480
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Bestsellerautorin Kerstin Gier öffnet uns nach der »Edelstein«- und der »Silber«-Trilogie die Tür zu einer neuen phantastischen Welt und erzählt eine mitreißende Liebesgeschichte aus zwei Perspektiven: Quinn ist cool, smart und beliebt. Matilda entstammt der verhassten Nachbarsfamilie, hat eine Vorliebe für Fantasyromane und ist definitiv nicht sein Typ. Doch als Quinn eines Nachts von gruseligen Wesen verfolgt und schwer verletzt wird, sieht er Dinge, die nicht von dieser Welt sein können. Nur - wem kann man sich anvertrauen, wenn Statuen plötzlich in schlechten Reimen sprechen und Skelettschädel einem vertraulich zugrinsen? Am besten dem Mädchen von gegenüber, das einem total egal ist. Dass er und Matilda in ein magisches Abenteuer voller Gefahren katapultiert werden, war von Quinn so allerdings nicht geplant. Und noch viel weniger, sich unsterblich zu verlieben ...

Kerstin Gier, Jahrgang 1966, hat 1995 ihr erstes Buch veröffentlicht und schreibt seither überaus erfolgreich für Jugendliche und Erwachsene. Ihre Edelstein-Trilogie, die Silber-Reihe und ihre Vergissmeinnicht-Bände wurden zu internationalen Bestsellern, mehrere Romane von ihr sind verfilmt worden. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Köln.

Quinn


»Einen Gin Tonic – nein, zwei, bitte!« Und zwar alle beide für mich. Ich hatte nicht vorgehabt, mich heute Abend zu betrinken, zumal ich Lasse versprochen hatte, bis zum Schluss zu bleiben und darauf aufzupassen, dass niemand nach zu viel Beerpong das Mobiliar demolierte, auf den Teppich kotzte, oder – wie bei der letzten Party – im Bett von Lasses Eltern einschlief. Aber Pläne ändern sich. Ich zum Beispiel hatte heute Abend mit meiner Freundin Lilly Schluss machen wollen, stattdessen trug ich jetzt ein Armband, auf dem »Knuffelchen« stand, und brauchte dringend Alkohol.

»Entschuldige mal, bitte! Ich war vor dir an der Reihe.« Das Mädchen, das mich empört von der Seite anfunkelte, hatte ich glatt übersehen. Während ich sie musterte, bekam sie feuerrote Wangen. »Oh,du bist das, Quinn«, murmelte sie.

Ich kannte sie ebenfalls. Sie war eins der Mädchen unserer streng katholischen Nachbarn, den grässlichen Martins oder den »biblischen Plagen«, wie mein Vater sie zu nennen pflegte. Die weiblichen Nachkommen der Martins sahen mit ihren Stupsnasen und den blonden Kringellöckchen alle gleich aus. Ich jedenfalls konnte sie nie auseinanderhalten.

»Ach nee,Luise«, sagte ich auf gut Glück. »Also, dir hätte ich am allerwenigsten zugetraut, ein Partycrasher zu sein.« An den Barkeeper gewandt fügte ich hinzu: »Sie können ruhig schon mal anfangen mit meinen Gin Tonics. Dieser Posaunenengel hier hat nämlich gar keine Einladung.«

Der Barkeeper grinste, und Luises Wangen wurden noch ein bisschen röter. Offiziell hatte Lasse fünfzig Gäste zu seinem achtzehnten Geburtstag eingeladen, inoffiziell waren es mindestens doppelt so viele, die Getränke hätten höchstens bis zehn Uhr gereicht. Zu Lasses Glück hatten seine Großeltern diese mobile Cocktailbar zur Party beigesteuert, die am frühen Abend als Überraschungsgeschenk geliefert worden war. Samt Barkeeper.

»Erstens bin ich nicht Luise, sondern Matilda, und zweitens sind Julie und ich sehr wohl eingeladen. Von Lasse persönlich«, sagte Luise. Beziehungsweise Matilda, wie ich ja nun wusste. Ihre Stimme zitterte ein wenig, vermutlich vor Wut. »Und ich hätte gern einen Caipirinha. Bitte.« Sie versuchte, den Barkeeper anzulächeln, aber das Lächeln fiel ziemlich grimmig aus. Meine Laune hingegen hob sich etwas. In meiner Familie war »die grässlichen Martins ärgern« seit Jahren eine Art sportlicher Wettbewerb, bei dem sogar meine harmoniesüchtige Mutter manchmal mitmachte.

»Erst die Party crashen und jetzt auch noch Alkohol.« Ich schüttelte bekümmert den Kopf. »Da machst du den lieben Gott aber heute sehr traurig, Luise.«

»Ich bin Matilda, du blödes, arrogantes …« Sie presste ihre Lippen aufeinander. Der Barkeeper hatte mit dem Mixen der Drinks begonnen, ich hatte allerdings den Eindruck, er höre uns interessiert zu, während er Limettenstücke und Eiswürfel in Gläser füllte.

»Oh, oh, und … Beschimpfungen?« Jemand hatte die Musik lauter gedreht, doch ich konnte deutlich sehen, dass sie mich verstehen konnte, denn die Flügel der typischen Martin-Stupsnase blähten sich vor Wut. »Blödes, arrogantes – was denn? Hast du Angst, du wirst mit ewiger Verdammnis gestraft, wenn du weitersprichst?«

Sie sta