: Brigitte Riebe
: Macho! Macho? Frauenroman
: Gmeiner-Verlag
: 9783734992100
: 1
: CHF 5.60
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 260
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eva Baum hat keine Lust mehr auf eine Beziehung, nachdem ihr Freund sie verlassen hat. Sie beschließt, der Männerwelt zu entsagen, bis plötzlich Amor seinen Pfeil abschießt ... und trifft!

Brigitte Riebe, geboren 1953, bekannt als Autorin historischer Romane, hat unter dem Pseudonym Nina Geiger Frauenromane mit Esprit, Witz und Tiefgang verfasst, die zeigen, dass die alte Geschichte zwischen Frauen und Männern noch lange nicht auserzählt ist ... Sie lebt mit ihrem Mann in München.

Kapitel 2


Die Stadt empfing sie mit süßlichem Bierdunst, trübe, nasse Winterluft, ohne die geringste Verheißung auf Vorfrühling. Das Pflaster war feucht, die Menschen auf den Straßen machten, dass sie nach Hause kamen. Oder sonstwohin.

Eva stellte den Wagen in der Tiefgarage ab, packte ihre Sachen und stieg die vielen Stufen zum dritten Stock hinauf. Bei jedem Schritt konnte sie spüren, wie ihre Füße sich mehr und mehr in flüssiges Blei verwandelten. Vor dem letzten Absatz widerstand sie dem Impuls, sich wie ein Kind ins dunkle Treppenhaus zu kauern und zu warten, bis irgendjemand sie hereinholen würde.

Als sie ihre Türe aufschloss und nichts als Leere sie empfing, wusste sie auf einmal wieder sehr genau, warum sie soüberstürzt ins Tantra-Seminar aufgebrochen war: Tom war ausgezogen, und die Wohnung sah aus wie eine Wunde. An den Wänden waren blinde Bildstellen in bräunlich verschmierte Ränder ausgeblutet, sein Mantel hing nicht mehr schief am Kleiderständer, und der vertraute Geruch nach Pfeifentabak in allen Räumen, ein ewiger Streitpunkt zwischen ihnen, war einer merkwürdig indifferenten Mischung gewichen, die ihr abgestanden entgegenschlug.

Der Mann, mit dem sie mehr als fünf Jahre Herz und Bett geteilt hatte, warüberaus sorgfältig bei seinem Auszug vorgegangen. Geradezu generalstabsmäßig. Was umso verwunderlicher war, als er sich vom ersten Tag ihrer Liebe an immer wieder lauthals auf seine durch und durch unpraktische Veranlagung berufen hatte.

Jetzt aber erinnerte nichts mehr an den Tom mit den zwei linken Händen, der ständig seine Schlüssel verlegte, rührenderweise niemals die Handschuhe finden konnte und grundsätzlich beim Einkaufen zwei von drei Dingen vergaß.

Als erstes war der gemeinsam erstandene Computer verschwunden. Dann die riesige Fächerpalme aus dem Wohnzimmer, der Glastisch und die Kommode, die Eva eigenhändig zum letzten Geburtstag für ihn abgebeizt und anschließend muschelgrau lackiert hatte. Wenig später hatte Tom damit begonnen, alle Bücher und Platten penibel in ihren Ursprungszustand auseinanderzudividieren und die Zeitschriftenstöße in der Kammer zu sichten, eine heroische Tat, die zuvor nicht einmal Evas monatelanges Nörgeln zustande gebracht hatte.

In der Woche darauf zerlegte er pfeifend seine Uralt-Regale aus früher Studienzeit und stapelte die Bretter geschickt auf dem Flur. Bis spätabends verpackte er Küchenzeug in Kisten und Körben, mit einer fröhlichen Hingabe, die sie würgen machte. Alles um sie herum geriet unter die Räder seiner widerlichen, selbstgerechten Akribie, mit der er nach und nach ihr gemeinsames Leben in Stücke zerhackte. Selbst den fleckigen weißen Teppich im Gästezimmer, ein Geschenk seiner Mutter,über das sie sich damals beide lustig gemacht hatten, vergaß er nicht.

Ihre letzte und einzige Rettung in jenen grauen Tagen war Lillis und Philipps Dachwohnung gewesen. Dorthin hatte sich Eva verkrochen und eine bange Ewigkeit gewartet, bis es endlich vorüber war und nichts mehr von seinen zahllosen Hemden, Hosen, Socken und demübrigen Krimskrams zurückgeblieben sein konnte.

Nicht einmal das Bett hatte Tom ihr gelassen. Als sie zwei Tage nach seinem Abgang zitternd die Türe zum Schlafzimmer geöffnet hatte, fand sie zwischen Staubflocken eine flachgelegene Kindermatratze vor. Die langstielige Rose im Einmachglas daneben war sofort ein Opfer ihrer wütenden Tritte geworden, ebenso wie sein Abschiedsbrief, den er glaubte, ihr zu alledem zumuten zu müssen.

Eva, mein Liebes, bitte verzeih mir, wenn Du kannst! Kannst mir glauben, Dir wehzutun, war das Allerletzte, was ich im Sinn hatte! Aber gibt es eben den kosmischen Gong, und genau der hat mich erwischt. Können wir Freunde bleiben? Nicht gleich, aber vielleicht später? Bitte nicht böse werden, wenn Du das liest! Erst einmal setzen und wirken lassen –