: Jonathan Swift
: Gullivers Reisen. Band Drei: Reise nach Laputa Roman in vier Bänden
: apebook Verlag
: 9783961304837
: 1
: CHF 1.60
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: Fantastische Literatur
: German
GULLIVERS REISEN Band Drei: Reise nach Laputa (und weitere Länder) August 1706 - 16. April 1710 Auf einer erneuten Reise wird Gullivers Schiff von Piraten angegriffen, und er strandet in der Nähe einer einsamen Felseninsel in der Nähe von Indien. Er wird von der fliegenden Insel Laputa gerettet, einem Königreich, das sich den Künsten der Musik, Mathematik und Astronomie verschrieben hat, aber nicht in der Lage ist, sie für praktische Zwecke einzusetzen. Anstatt Armeen einzusetzen, ist es in Laputa üblich, aufständische Städte am Boden mit Steinen zu bewerfen. Gulliver bereist Balnibarbi, das von Laputa aus regierte Königreich, als Gast eines niederen Höflings und sieht den Ruin, den das blinde Streben nach Wissenschaft ohne praktische Ergebnisse verursacht. In der Großen Akademie von Lagado in Balnibarbi werden große Ressourcen und Arbeitskräfte für die Erforschung absurder Vorhaben eingesetzt, wie z. B. die Gewinnung von Sonnenstrahlen aus Gurken, die Erweichung von Marmor für die Verwendung in Kissen, das Erlernen des Mischens von Farbe nach Geruch und die Aufdeckung politischer Verschwörungen durch die Untersuchung der Ausscheidungen verdächtiger Personen. Gulliver wird dann nach Maldonada, dem Haupthafen von Balnibarbi, gebracht, um dort auf einen Händler zu warten, der ihn nach Japan weiterbringen kann. Doch bevor er nach Japan gelangt, bereist er noch die ominösen Länder Glubbdubdrib und Luggnagg, in denen weitere Merkwürdigkeiten auf ihn warten. Dies ist der dritte von insgesamt vier Bänden.

Erstes Kapitel


Der Verfasser beginnt seine dritte Reise. Wird von Piraten gefangengenommen. Die Bosheit eines Holländers. Die Ankunft auf einer Insel. Er wird in Laputa aufgenommen.

Ich war kaum zehn Tage zu Hause gewesen, als Kapitän William Robinson aus Cornwallis, Befehlshaber der »Hoffnung«, eines starkgebauten Schiffes von hundert Tonnen, mich besuchte. Ich war früher Wundarzt auf einem anderen Schiffe gewesen, das er als Eigentümer nebst dem vierten Teile der Ladung besaß, und hatte mit ihm eine Reise nach der Levante gemacht. Er hatte mich eher wie meinen Bruder als wie meinen vorgesetzten Offizier behandelt. Als er nun meine Ankunft erfuhr, machte er mir einen Besuch, wie ich vermutete, ausschließlich um mir seine Freundschaft zu beweisen, denn zwischen uns ereignete sich nichts, als was nach längerer Trennung stattzufinden pflegt. Dann wiederholte er häufig seine Besuche, äußerte seine Freude über meine Gesundheit, fragte mich, ob ich jetzt eine feste Stellung im Leben erlangt hätte, fügte hinzu, in zwei Monaten wolle er nach Ostindien reisen, und machte mir zuletzt, nach einigen Entschuldigungen, den offenen Antrag, Wundarzt auf seinem Schiffe zu werden. Ein anderer Wundarzt nebst zwei Gehilfen würden unter meinem Befehl stehen. Mein Gehalt sollte das Doppelte der gewöhnlichen Besoldung betragen; er habe schon lange die Erfahrung gemacht, meine nautischen Kenntnisse kämen den seinigen wenigstens gleich; er gäbe mir deshalb das Versprechen, meinen Rat zu befolgen, als teilte ich mit ihm den Befehl.

Er sagte mir noch außerdem viele Verbindlichkeiten, und da ich ihn als ehrlichen Mann kannte, mochte ich seinen Vorschlag nicht zurückweisen. Meine Begierde, die Welt zu sehen, war, ungeachtet meines früheren Unglücks, so heftig wie jemals. Die einzige Schwierigkeit, die sich mir noch darbot, war die Zustimmung meiner Frau; diese erhielt ich jedoch zuletzt durch die Aussicht, Vorteile für unsere Kinder zu erlangen.

Wir gingen am 5. August 1706 unter Segel und landeten am 11. April 1707 im Fort St. George. Dort blieben wir drei Wochen, um unsere Mannschaft zu erfrischen, von der mehrere Leute krank geworden waren.

Dann segelten wir nach Tunkin, wo der Kapitän geraume Zeit zu bleiben beschloß, weil einige Waren, die er einkaufen wollte, noch nicht bereit lagen und ihre Anschaffung mehrere Monate dauern sollte. Um nun die dadurch veranlaßten Kosten einigermaßen wieder auszugleichen, kaufte er eine Schaluppe, belud sie mit den verschiedenen Warenarten, welche die Tunkinesen auf den benachbarten Inseln zu verkaufen pflegen, bemannte das Fahrzeug mit vierzehn Matrosen, worunter sich zwei Eingeborene befanden, ernannte mich zum Befehlshaber und erteilte mir Vollmacht, Handel zu treiben, während er selbst seine Geschäfte in Tunkin besorgte.

Wir waren drei Tage unter Segel gewesen, als uns ein heftiger Sturm zuerst nach Nordnordost und dann nach Osten verschlug. Hierauf hatten wir schön Wetter, jedoch einen starken Westwind. Am zehnten Tage machten zwei Piratenschiffe auf uns Jagd und holten uns ein. Meine Schaluppe war nämlich so schwer beladen, daß sie nur langsam segeln konnte. Auch war eine Verteidigung nicht möglich.

Beide Piratenschiffe enterten zugleich, und die Seeräuber, von ihren Befehlshabern geführt, drangen wütend auf uns ein. Da wir uns aber sämtlich aufs Gesicht zu Boden geworfen hatten (Befehl dazu hatte ich zuvor gegeben), knebelten sie uns nur mit starken Stricken, stellten eine Wache auf und durchsuchten die Schaluppe.

Ich bemerkte unter den Seeräubern einen Holländer, der in einigem Ansehen zu stehen schien, obgleich er keines der beiden Schiffe unter seinem Befehl hatte. Er erkannte uns an unseren Gesichtszügen als Engländer, schwatzte dann in seiner eigenen Sprache und schwur, wir sollten Rücken an Rücken gebunden ins Meer geworfen werden. Das Holländische sprach ich so ziemlich; ich sagte ihm, wer wir wären, und bat ihn, er möchte für uns als Christen, Protestanten und Einwohner eines ben